Bergen-Belsen

Stammlager Konzentrationslager Bergen-Belsen

Bezeichnung: Waffen-SS Aufenthaltslager Bergen-Belsen

Gebiet
Niedersachsen, Landkreis Celle, Gemeindefreier Bezirk Lohheide

Eröffnung
30.04.1943 (250 Häftlinge werden aus dem KZ Buchenwald zum Ausbau des Lagers überstellt.

Schließung
Befreiung am 15.04.1945 durch englische Truppen

Deportationen
Ab August 1944 Einlieferung von weiblichen Häftlingen vor allem aus dem KZ Auschwitz-Birkenau, die zum Teil an KZ-Außenlager weitergeleitet wurden. Von den 31.200 weiblichen Häftlingen, die nach Bergen-Belsen in das Zelt-bzw. Frauenlager gebracht wurden, wurden mindestens 10.000, vor allem Jüdinnen aus Ungarn und Polen, in Außenlager der KZ Bergen-Belsen, Buchenwald, Flossenbürg und Neuengamme deportiert. Ab Januar 1945 Evakuierung von Zehntausenden von Häftlingen aus frontnahen Konzentrationslagern in das KZ Bergen-Belsen. Im Januar 1945: 500 fast ausschließlich Jüdinnen nach Venusberg (KZ Flossenbürg)

Häftlinge
Sowjetische Kriegsgefangene, später als arbeitsunfähig klassifizierte männliche Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern, Austauschjuden, Zivilistinnen aus Warschau, polnische und ungarische Jüdinnen aus Auschwitz-Birkenau, Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern. Als britische Einheiten das Lager am 15. April 1945 befreiten, fanden sie über 60.000 Menschen auf einem für 8.000 Häftlinge eingerichteten Gelände sowie über 10.000 unbeerdigte Leichen vor. Trotz großer Anstrengungen zur Rettung der Überlebenden seitens der englischen Armee starben bis Ende Juni 1945 noch einmal weitere 13.000 Menschen.

Geschlecht
Männer, Frauen und Kinder

Einsatz der Häftlinge bei

Art der Arbeit

Namensliste der Täter

Namensliste der Opfer

Bemerkungen
Von Juli 1941 bis Mai 1943 Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht für Zehntausende sowjetische Kriegsgefangene, von denen 30.000 bis 50.000 wegen der schlechten Haftbedingungen umkamen. Von Juli 1941 bis Januar 1945 außerdem zentrales Kriegsgefangenenlazarettlager für sowjetische Kriegsgefangene. Im Juli 1943, nach der Übergabe des Lagers an die SS, Schließung des Kriegsgefangenenlagers und Eröffnung als Waffen-SS Aufenthaltslager Bergen-Belsen für sog. Austauschjuden, d.h. als Sammellager" für Juden, die gegen internierte Deutsche im Ausland ausgetauscht werden sollten. Das Lager war in versch. Teillager unterteilt: Sternlager, Neutralenlager, Sonderlager, Ungarnlager. Ab März 1944 wurde Bergen-Belsen durch die Einrichtung eines Erholungslagers zu einem regulären Konzentrationslager, in das kranke, arbeitsunfähig gewordene, männliche Häftlinge aus verschiedenen anderen Konzentrationslagern gebracht wurden. Mindestens 9.000 Häftlinge wurden hier bis Januar 1945 eingeliefert. Erst ab August 1944 trafen auch Häftlingstransporte von Frauen in ein Zelt- und später in neu errichtete Frauenlager ein, bis Dezember 1944 etwa 12.500 bis 13.500 Frauen und Kinder. Ab Januar 1945 wurde Bergen-Belsen zunehmend zum Evakuierungsziel und Auffanglager zahlreicher Transporte mit Männern und Frauen aus frontnahen Konzentrationslagern. Mindestens 70.000 Häftlinge kamen bis zur Befreiung des Lagers im April 1945 nach Bergen-Belsen


Name der Häftlinge

Aaron (geb. Weyl) Ida Zutphen Provinz Gelderland Niederlande
überstellt von Lager
Westerbork Provinz Drenthe (besetzte Niederlande)

Aaron Siegfried Dr. Wuppertal Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Köln
überstellt von Lager
Westerbork Provinz Drenthe (besetzte Niederlande)
am 10.04.1945 nach KZ
Terezin (Theresienstadt) überstellt

Frank Anne, Niederlande

Hasenberg John Elmshorn Preußen, Provinz Schleswig-Holstein


23.03.1945

Am 23.03.1945 erreicht ein Zug bestehend aus Kohlewaggons mit 500 Häftlingen, darunter Kranke und viele Sterbende (andere Quellen geben 874 Häftlinge an) das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Zug hat das Konzentrationslager Natzweiler (Außenlager Adlerwerke in Frankfurt am Main) am Morgen des 16.03.1945 verlassen. Die Häftlinge waren bereits am 13.03.1945 zu je 60 Mann in einen Güterwaggon gepfercht worden. Nachdem die Waggons geschlossen und gegen unbefugtes Öffnen gesichert waren, blieb die Waggons drei Tage und Nächte auf den Fabrikgleisen stehen. Die Häftlinge litten grausamen Durst und Hunger und mussten ihre Notdurft in den Waggons verrichten. Schon in diesen drei Tagen und Nächten starb eine große Zahl von ihnen, und selbst die Toten wurden nicht aus den Waggons herausgenommen. Kurze Zeit nach der Abfahrt wurde der Zug Ziel eines Tieffliegerangriffes. Die SS Wachmannschaft suchte Deckung und ließ die Häftlinge in den verschlossenen Waggons zurück. Die Angaben über die Zahl der Toten nach diesem Vorfall schwanken zwischen 50 und 300. Immer wieder geriet der Zug unter Beschuss. Für die Häftlinge gab es im Gegensatz zu den Wachmannschaften keine Verpflegung, kein Wasser, und für die Verletzten keine Hilfe.
ein ehemaliger Häftling, erinnert sich an die Ankunft
Eine Gruppe von SS-Männern stand weit vom Zug entfernt und hielt sich Taschentücher vor die Nase. Wir hörten die Aufforderung, die Waggons zu verlassen. Ich war der dritte, der aus eigener Kraft den Waggon verließ. Als schon keiner mehr ausstieg und alle Waggons genügend gelüftet waren, schauten die Deutschen hinein. Ich sah, wie einige von ihnen sich an den Kopf fassten und ihre Betroffenheit ausdrückten. In jedem Waggon lagen Berge von Leichen; nur die Mitte war frei, wenn man den Kot nicht rechnet. Die Häftlinge erhofften sich bessere Bedingungen in Bergen-Belsen, doch starben sie auch dort “wie die Fliegen”. Nach seinen Angaben überlebten nur acht Häftlinge dieses Transportes aus den Adlerwerken.