* 18.06.1919 in Zeromin

Beruf: Schneider

Abraham Dragon wurde am 18.06.1919 in Zeromin, einer Stadt 100 km nordwestlich von Warschau geboren.
Seine Eltern hießen Daniel und Malka (geborene Beckermann).

Als 1939 die Deutschen Polen überfielen, wurde Abraham zusammen mit seinem Bruder Shlomo von den Deutschen verhaftet, und mit anderen Polen zur Zwangsarbeit herangezogen. 1941 wurden sie erst ins Ghetto Nowy Dwor und schließlich ins Ghetto von Warschau deportiert. Dort blieb er etwa ein Jahr lang.
Im Ghetto von Warschau war er gemeinsam mit seinem Bruder Shlomo im Schmuggeln von Nahrung aktiv. Abraham gelang es gemeinsam mit seinem Bruder Shlomo aus dem Ghetto zu entkommen, und in Plonsk einer Stadt etwa 60 km nordwestlich von Warschau an der Płonka unterzutauchen. Es gelang ihnen sogar, ihre Mutter, ihre kleine Schwester und ihren kleinen Bruder nach Plonsk zu bringen.
Ihr Vater aber war bereits so schwer erkrankt, das er und ihre kleine Schwester das Warschauer Ghetto nicht mehr verlassen konnten. Auf Befehl der deutschen Lagerverwaltung wurde ein Teil der Ghettoinsassen, darunter die Brüder Abraham und Shlomo ins Ghetto Mlawa deportiert.

Am 05. Dezember 1942 werden die beiden Brüder mit einem RSHA-Transport (2500 Personen) aus dem Ghetto Mlawa ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Der Transport erreicht das Lager Auschwitz in der Nacht vom 06. auf den 07. Dezember 1942.

Nach der "Selektion" werden 406 Männer als Häftlinge registriert; die anderen etwa 2 094 Menschen werden der Sonderbehandlung zugeführt.

An der Selektion waren unter anderem beteiligt:
SS-Hauptscharführer
Gerhard Palitzsch
* 17.06.1913 in Großopitz + 07.12.1944 bei Budapest
und
SS-Oberscharführer
Ludwig Plagge
* 13.01.1910 in Landesbergen + 24.01.1948 in Krakau

Die beiden Brüder wurden von SS-Hauptscharführer
Moll Otto für das Sonderkommando ausgewählt, und erhielten die Häftlingsnummer:
Dragon Abraham: 80360
Dragon Shlomo: 80359

Die Nazis schickten absichtlich Juden zur Arbeit bei den Sonderkommandos. Die typisch sadistische Ader der Deutschen fand Vergnügen an einem System, in dem das Opfer die größte Erniedrigung erlitt bevor es in einer Wolke von übelriechendem Rauch aufging.

Seine Tätigkeit im
Sonderkommando
zunächst Leichenverbrenner an den Verbrennungsgruben
ab Mitte 1944 Einsatz in den Krematorien.
Stubendienst
beim Herausziehen der Toten aus der Gaskammer eingesetzt
Einschieben der Leichen in die Verbrennungsöfen

Mitglied der Widerstandsgruppe der Krematoriumshäftlinge

Abraham Dragons erster "Arbeitstag" im Sonderkommando war der 09. Dezember 1942

09. Dezember 1942 erster "Arbeitstag"
Die Deutschen ließen die gesamte Arbeitstruppe, 200 noch einigermaßen gesunde und robuste Männer- in einen nahe gelegenen Wald marschieren. Die Luft war eiskalt und der Boden war von Schnee bedeckt. In einiger Entfernung sahen die Männer Rauch aus dem Krematorium kommen und sie rochen ihn auch. Doch sie kannten noch nicht die schreckliche Wahrheit, die hinter diesen übel riechenden Schwaden steckte. Otto Moll, ein SS-Offizier, befahl den Männern, ein Stroh bedecktes Gebäude im Wald zu betreten. Dieses war voller nackter Leichen. "Wir sahen Massen von nackten Körpern, Männer, Frauen und Kinder. Wir wurden von Entsetzen gepackt und um uns herum war eine unheimliche, unnatürliche Stille. Wir brauchten zwei Tage, um wieder einen gewissen Anschein von Normalität zu erlangen.

Am Morgen des 10. Dezember 1942 führte SS-Hauptscharführer Otto Moll das neue Sonderkommando persönlich zu den Bunkern. Die Gruppe wurde von etwa 15 SS-Leuten mit Hunden streng bewacht. Diese Bewachung unterband jeden Kontakt zwischen den Häftlingen des Sonderkommandos und anderen Gefangenen, auch schon auf ihrem Weg von Block 2 zum Tor des Lagers Birkenau. Bis zu den Bunkern musste dann ein Fußmarsch von etwa 1,5 km am Wald entlang zurückgelegt werden.

Bis zum Frühjahr 1943 litten Eliezer Eisenschmidt, Shlomo Dragon, Abraham Dragon und die Häftlinge im 2. Sonderkommando bei den Bunkern 1 (dieses Gebäude, genannt "rotes Haus", wurde Ende 1942 abgebrochen) und 2 (genannt "weißes Haus", ab Mai 1944 "Bunker V") unter extrem schlechten Arbeitsbedingungen.

07.10.1944
Beteiligt am
Aufstand des Sonderkommandos

am 18.01.1945 begann der „Todesmarsch“ für das Sonderkommando
Es ist bitterkalt in diesen Wintertagen. Nachts fällt die Temperatur auf weit über minus zwanzig Grad. Noch über sechzigtausend Menschen sind in Auschwitz in den Nebenlagern Gefangene: Die Kleidung der Häftlinge ist zerschlissen und hängt oft nur noch in Fetzen herunter. Die meisten von ihnen tragen nur Holzschuhe – keine Strümpfe. Abraham und die noch am Leben gebliebenen 100 Angehörigen des „Sonderkommandos“ gingen auf den Todesmarsch. In Wodzislaw Slaski (Loslau) wurden die Häftlinge in Waggons verladen und in das KZ Mauthausen verbracht. Die „Geheimnisträger“, unmittelbare Zeugen der Verbrechen, sollten in Mauthausen liquidiert werden. Beim Appell traten aber die Mitglieder des Sonderkommandos, die die Absichten der SS sehr wohl kannten, nicht vor und konnten sich dadurch retten. Er wird ins Nebenlager Ebensee überstellt und am 5. Mai 1945 befreit

Am 5. Mai 1945 befreit die
80. US INFANTRY DIVISION das Mauthausener Nebenlager Ebensee
(was recognized as a liberating unit by the U.S. Army Center of Military History and the United States Holocaust Memorial Museum in 1993) US-Divisionen als
befreiende Einheiten

Nach 1945
Abraham Dragon und auch sein Bruder Shlomo kamen später in das Frankfurter Displaced-Persons-Lager Zeilsheim und waren bis zu ihrer Ausreise nach Israel mehrere Jahre als Schmuckhändler im Frankfurter Bahnhofsviertel tätig.

Ein Jahr nach der Gründung des Staates Israel hatten sie alle Papiere zusammen und mit ihrem ersparten Geld gingen sie in ihr gelobtes Land. Shlomo und Abraham Dragon blieben Zeit ihres Lebens zusammen, auch als Abraham heiratete blieb Shlomo bei ihnen; Shlomo selbst heiratete nie.

Erst 1993 kehrten er, sein Bruder und einige andere ehemaligen Häftlinge des Sonderkommandos, gemeinsam mit dem Historiker Gideon Greif, nach Auschwitz zurück. Hier gaben sie ihre Erlebnisse noch einmal zu Protokoll, diesmal für das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau zur Dokumentation.

Abraham Dragon lebt mit seiner Frau Simcha bis heute in Ramat Gan, Israel (Stand 2013)

Der Sadist
SS-Hauptscharführer Moll Otto
Er wollte sich ein Vergnügen bereiten, holte jemanden aus den Reihen, steckte ihm eine brennende Zigarette in den Mund und versuchte, die Zigarette mit einem Pistolenschuß auszulöschen - einmal mit der Pistole in der Rechten, einmal in der Linken. Mit der linken Hand verfehlte er das Ziel und erschoß den Mann. Gleich danach holte er noch jemanden aus den Reihen, um sein Spiel fortzusetzen. Die Männer dazu wurden ganz willkürlich ausgewählt. Niemand wagte, auch nur den geringsten Widerstand zu leisten, denn wir wußten ja auch, daß wir letztendlich nicht am Leben bleiben würden. Der Name Moll alleine ließ alle erzittern. Er hatte noch eine weitere Aufgabe: er mußte alle Alten und Kranken auf Lastwagen hinter das Krematorium IV bringen. Dort brannte in einer Grube ein Feuer. Er ließ die lebenden Menschen hineinwerfen und bei lebendigem Leibe verbrennen.

Aussage Dragon Abraham
Ich fürchtete mich nicht davor, daß man mich umbringen könnte, doch vor den Schikanen und Folterungen hatte ich Angst. Bei einem der Sonderkommando-Häftlinge hatte man Gold gefunden. Den verhörte man, wollte den Namen von demjenigen wissen, der ihm das Gold gegeben hatte, woher der das Gold hatte. Aber er sagte nichts und verriet keinerlei Namen. Welche Qualen mußte er durchstehen! Moll kam herbei und schleppte ihn zum Ofen. Er verbrannte ihm den Kopf, und bevor er starb, mußte er gegen den Zaun laufen. Er lief tatsächlich gegen den Zaun und erhielt einen tödlichen elektrischen Schlag. Das war Absicht, damit wir dies sahen und die Konsequenzen daraus zogen. Das war 1944. Verbrennungen, Schläge, bis man Ihn in den elektrischen Zaun trieb. Zu sterben war für uns gar nichts, die Qualen bis zum Tod, die waren das große Problem, vor dem wir uns fürchteten.