Kassel

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Deutschland, Bundesland Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreisfreie Stadt Kassel


09.11.1938

Bericht Zeitzeuge Friedmann Ernst aus Kassel
Am Abend des
09.11.1938 gegen 20 Uhr stürmten kamen SA-Männer in das Israelitische Waisenhaus in Kassel an der Gießbergstraße 7. Sie trieben alle männlichen Bewohner aus dem Haus auf die Straße, so auch mich und zwei meiner Freunde. Auf der Straße waren schon viele Männer versammelt und wir mussten alle gemeinsam zum Ständeplatz marschieren.Auf dem Weg dorthin zwangen uns die Nazis das Lied Hänschen klein" zu singen. Da ich einer der Kleinsten war, ging ich am Schluss der Kolonne. Hinter uns liefen Hitlerjungen und traten uns zu ihrem Vergnügen in den Hintern. Mit Besen, Schrubbern und Zahnbürsten mussten wir zur Belustigung der Umstehenden den Platz reinigen. Zwei Stunden später wurden wir auf LKW verladen und fuhren in die Nacht. Als wir anhielten, befanden wir uns im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar.
In
Buchenwald übernachteten wir im Freien und froren sehr. Am frühen morgen wurden wir drei Jungens und einige anderen Männer auf ein LKW verladen und wurden zurück gebracht. Anscheinend waren wir doch nicht genug Mann, ich weiß nicht, warum sie uns zurückbrachten.


01.06.1942

Am 01.06.1942 verläßt ein Sonderzug mit 509 Juden und Jüdinnen aus Nord- und Osthessen den Bahnhof Kassel. Die zum Transport bestimmten Personen waren ein bis zwei Tage vorher aus dem Regierungsbezirk Kassel mit Zügen nach Kassel gebracht, in den Turnhallen des Schulkomplexes an der Schillerstraße (der heutigen Walter-Hecker-Schule) registriert und durchsucht und am 1. Juni vom Kasseler Hauptbahnhof deportiert worden. In Chemnitz kamen weitere 500 Juden und Jüdinnen aus der dortigen Region dazu, und dann fuhr der Deportationszug zum Vernichtungslager Sobibor das er am 03.06.1942 erreichte


07.09.1942

Am 07.09.1942 verläßt der Sonderzug Da 511 Kassel mit Ziel Theresienstadt. Der Laufweg des Sonderzuges führte über Bebra, Erfurt und Weimar zunächst nach Chemnitz. In Chemnitz waren weitere 63 bis 90 Juden aus dem Südwesten Sachsens mit Plauen und Zwickau sowie Einzelpersonen aus Oelsnitz im Erzgebirge und aus Schmalkalden aufzunehmen. Insgesamt befanden sich 844 Personen in dem Transport (Laut Transportliste), aus dem Regierungsbezirk Kassel: 755 Personen (Aus der Stadt Kassel selbst 323 Bewohner der Altersheime Mombachstraße und Große Rosenstraße). Der Zug erreicht Theresienstadt am 08.09.1942.