Mechelen/Malines (St. Georges Kaserne)

Durchgangslager für Juden & unerwünschte Elemente

Belgien, Region Flandern, Provinz Antwerpen, Bezirk Mechelen

Es diente als Durchgangslager für die Deportation der Juden, Sinti und Roma aus Belgien in deutsche Vernichtungslager.

Im Rahmen des Holocaust wurden 25.257 Juden und 351 Sinti und Roma aus Mecheln vor allem in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Ca. 16.000 der deportierten Personen erhielten in Auschwitz erst gar keine Stammnummer, d. h. sie wurden wahrscheinlich unmittelbar nach ihrer Ankunft in Gaskammern ermordet. Lediglich 1.207 der Deportierten überlebten den Krieg.

Die Deportationen per Eisenbahn fanden in 28 Zugtransporten statt, wobei der Befehl lautete, mit einem Transport 1.000 Personen zu deportieren. Der Großteil der Transporte fand zwischen August und Oktober 1942 statt. In einem Zeitraum von hundert Tagen wurden ca. 17.000 jüdische Menschen aus Belgien deportiert. Danach versuchten die meisten Juden, unterzutauchen und sich so der Vernichtung zu entziehen. Bis zur Befreiung Belgiens im September 1944 gelang es den Deutschen jedoch, weitere 8.000 Juden zusammen zu treiben. 56% der ca. 60.000 vor dem Krieg lebenden jüdischen Belgiern konnten sich durch Flucht und Untertauchen bis zur Befreiung erfolgreich der Deportation entziehen und so überleben.

Eine von ihnen war Jeanette Passmann geb. Vogelsang * 28.01.1878 in Gelsenkirchen
Jeanette Passmann emigriert im Juli 1934 in die Niederlande und lebt in Roermond, nach dem Einmarsch durch die Deutsche Wehrmacht bereitet sie ihre Flucht vor, sie findet einen Schlepper, der ihr verspricht, sie gegen 10000 Gulden in die Schweiz zu bringen. Stattdessen wird sie am 15. Februar 1943 in Mechelen interniert und am 19. April 1943 mit dem Zug von Mechelen nach
Auschwitz deportiert. Bei ihr handelte es sich um eines der Opfer von Juden des KZ Auschwitz, die auf Anordnung des an der Straßburger Universität lehrenden Anatom August Hirt mit Billigung Himmlers vergast, konserviert und in Hirts anatomischem Museum ausgestellt wurden. Aufgrund des weiteren Kriegsverlaufs sollte die Sammlung beseitigt werden, was aber nicht mehr gelang, und so konnten am 23. Oktober 1945 die Überreste von 86 Leichen bestattet werden. Wer diese Männer und Frauen gewesen sind, habe man bislang nicht gewusst. Mittels akribischer Recherchen, deren Ausgangspunkt eine Liste der eintätowierten KZ-Nummern war, ist es Hans- Joachim Lang gelungen, den Toten ihren Namen und ihre Identität wiederzugeben und sie als Menschen in ihre Lebenszusammenhänge zurückzuführen.


19.04.1943

Am 19.04.1943 abends verlässt der 20. Deportationszug die Dossin-Kaserne in Mechelen mit Ziel Auschwitz. Der Zug besteht nicht wie die vorherigen Transporte aus Personenwaggons der 3.Klasse, sondern aus 30 Viehwaggons, in den Waggons sind 1636 Menschen darunter 242 Kindern eingepfercht. Um eine Flucht zu erschweren, sind die Türen und Oberlichter zusätzlich mit Stacheldraht gesichert. Der Transport erreicht am 22.04.1943 mit 507 Männern, 121 Jungen, 631 Frauen und 141 Mädchen, allesamt Juden das Konzentrationslager Auschwitz, nach der Selektion werden 276 Männer und 245 Frauen als Häftlinge ins Lager geschickt, die übrigen 879 Personen sofort in der Gaskammer umgebracht. Von den Häftlingen die ins Lager überführt wurden, erhielten lediglich 521 eine Häftlingsnummer. 152 von ihnen haben den Krieg überlebt.
Doch dieser Transport ist in der Geschichte der Deportationen einmalig. Es ist der einzige Transport, bei dem gewaltsam Deportierte aus einem
Deportationszug aus Belgien befreit wurden.


31.07.1943

Am 31.07.1943 verläßt der Sonderzug XXI mit 1556 Juden und unerwünschten Elementen das Durchgangslager für Juden und unerwünschte Elemente Mechelen/Malines in Belgien. Ziel ist das Konzentrationslager Auschwitz in Polen. Der Zug erreicht das Lager am 02.08.1943. Nach der Selektion werden 255 Männer mit der Tätowierungsnummer 133.250 - 133.504 und 211 Frauen mit der Nummer 51.770 - 51.980 zur Vernichtung durch Arbeit aussortiert. Die restlichen 1.090 gingen am selben Tag ins Gas. Es wird das Krematorium II gewesen sein, das gerade betriebsfertig war.