Auschwitz

Mit diesem Transport wurden 1008 jüdische Menschen - 515 Frauen und Mädchen, und 493 Männer und Jungen ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Der Transport hat Westerbork am 21.08.1942 verlassen und erreicht Auschwitz am 22.08.1942. Nach der Selektion werden 411 Männer, die die Nummern 60774 - 61184 erhalten, sowie 217 Frauen, die die Nummern 18006 - 18222 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingeliefert, die anderen 380 Menschen werden der Sonderbehandlung (vergast) zugeführt. Sechs Menschen von diesem Transport überlebten.

2 Personen aus diesem Transport, die im KL Auschwitz mit den Nummern 60952 und 61061 gekennzeichnet wurden, wurden am
28.08.1942 im Nebenlager Golleschau erschossen.

Bericht

Am Freitag, den 21. August 1942, fuhr der zwölfte Transport der ersten Phase der Massendeportation von Juden aus den Niederlanden vom Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz.

Etwa 1008 Menschen verließen am 21. August Westerbork in Richtung Auschwitz. Zu dieser Zeit wurden alte Personenzüge verwendet, die von Hooghalen aus abfuhren, einem etwa 4,5 Kilometer von Westerbork entfernten Dorf. Die Deportierten mussten die Entfernung zu Fuß zurücklegen, bewacht vom Ordnungsdienst oder der Marechaussee, der Militärpolizei, die von den Deutschen zu einer zivilen Polizeieinheit umfunktioniert worden war. Frauen, Kinder und ältere Menschen wurden mitunter mit Fahrzeugen transportiert. Bis im November 1942 die Bahngleise im Lager verlängert wurden, waren 32 Transporte von diesem Bahnhof aufgebrochen.

An jenem Spätsommertag, direkt vor der Abfahrt aus Westerbork, wurde Jesaias Boas, einer der Deportierten und Überlebenden, Zeuge der Erschießung eines seiner Familienangehörigen; dem war der Befehl von SS-Sturmbannführer Franz Fischer vorausgegangen, eines fanatischen Judenverfolgers, der den Spitznamen „Juden-Fischer“ erhalten hatte. Boas‘ Familienangehöriger war von seiner Frau gebeten worden, einige Windeln aus ihrem Gepäck zu nehmen, aber die Wache erlaubte es nicht. Daraufhin wurde er so wütend, dass er einen der Deutschen ohrfeigte, mit dem Ergebnis, dass er erschossen wurde.

Boas erinnert sich auch, dass er bei der Registrierung in Westerbork einige Tage zuvor all sein Geld und seine Wertgegenstände bei der Lagerzweigstelle der Lippmann & Rosenthal Bank (Liro) abgeben musste. Dies war das gewöhnliche Verfahren. Neuankömmlinge wurden zuerst von jüdischem Lagerpersonal befragt und bei der Liro all ihres verbliebenen Geldes und ihrer Wertgegenstände entledigt, die sie bis dahin verstecken konnten. Der dunkelgrüne Zug hatte Zweite-, Dritte und selbst Erste-Klasse-Waggons. Boas sagte aus: „Die Abteiltüren wurden verschlossen und wir fuhren gen Osten los. Auf der Strecke sahen wir überall winkende Landsleute, und es wurden Briefe aus dem Zug geworfen, von denen einige ihr Ziel erreichten, einige auch zu Bekannten von mir. Wir hielten für mehrere Stunden in Berlin und erreichten Auschwitz am 22. August 1942. Sie ließen uns die ganze Nacht über im Zug sitzen und um zwei Uhr am nächsten Tag, wurden wir buchstäblich aus dem Zug getreten. Es gab da eine dicke jüdische Dame aus Niederländisch-Ostindien (eine frühere holländische Kolonie), die es nicht aus dem Zug schaffte. Ein SS-Mann trat sie von hinten und sie stürzte auf den Bahnsteig und starb.“

Die Züge von Westerbork nach Auschwitz folgten gewöhnlich der Route über Beilen, Winschoten und Nieuweschans, wo sie die deutsche Grenze überquerten und weiter über Bremen, Hamburg (oder Hannover) und Berlin, dann Liegnitz (Legnica), Breslau (Wroclaw), Oppeln (Opole), Cosel (Koźle) und Katowitz (Katowice) fuhren, bis sie im Vernichtungslager eintrafen.

Laut den detaillierten Listen, die in Westerbork aufgestellt wurden, setzten sich die Lebensmittel, die mit dem Zug geschickt wurden, aus einem Laib Brot pro Person, Butter, Zucker, Kaffee Ersatz, Salz, Marmelade, Erbsen, Wurst, Käse, Grütze, Kartoffelmehl und Rotkohl zusammen, alles in Mengen, die für die Reise ausreichten. Es ist jedoch offensichtlich, dass diese Lebensmittel nicht unter den Deportierten verteilt wurden, da Überlebende nur Brot und manchmal Marmelade, Butter oder Wurst erwähnen.

Nach der Selektion werden 411 Männer, die die Nummern 60774 - 61184 erhalten, sowie 217 Frauen, die die Nummern 18006 - 18222 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingeliefert, die anderen 380 Menschen werden der Sonderbehandlung (vergast) zugeführt.

Sechs Menschen von diesem Transport überlebten.

Namensliste

Adler Frieda geb. Steinhäuser
* 16.09.1914 Oberlauringen
Wohnort: Oberlauringen und Amsterdam
+ 22.08.1942 Konzentrationslager Auschwitz
dep. 21.08.1942 Polizeiliches Judendurchgangslager Westerbork - Konzentrationslager Auschwitz