Auschwitz

am 08.09.1942 werden mit dem RSHA Transport No. 8 1000 Personen (498 Frauen und 502 Männer) aus dem Durchgangslager Mechelen/Malines zum Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Die Deportationsliste wurde am 29. August nach der zweiten Razzia in Antwerpen erstellt, als nicht alle verhafteten Juden auf Transport VII geschickt werden konnten und die verbliebenen 159 Häftlinge daher Transport VIII zugeteilt wurden. Die zweite Gruppe bestand aus 318 Juden von der Razzia in Brüssel. Eine dritte Gruppe setzte sich aus den letzten 107 „Freiwilligen“ zusammen, die Ehlers Einberufungen gefolgt und von sich aus nach Mechelen gekommen waren. Zu dieser Hauptgruppe kamen noch andere Juden von Einzelverhaftungsaktionen und aus dem Konzentrationslager Breendonk hinzu. Der Transport erreicht am 10.09.1942 die Bahnstation Cosel. Hier findet eine erste Selektion durch SS und Angehörige der Organisation Schmelt (benannt nach ihrem Leiter, dem Breslauer Polizeipräsidenten und SS-Oberführer Albrecht Schmelt) statt (bei der Selektion in Cosel wurden wahrscheinlich etwa 400 Mann ausgesondert und in Arbeitslager verschleppt) Von Cosel aus fuhr der Zug weiter über Kattowitz und erreichte sein Endziel in Auschwitz am 10. September. Mit dem Transport sind 376 Männer und 124 Jungen sowie 386 Frauen und 114 Mädchen angekommen. Nach der Selektion in Auschwitz werden 21 Männer, die die Nummern 63223 - 63243 erhalten, und 64 Frauen, die die Nummern 19295 - 19358 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen etwa 438 Menschen werden der Sonderbehandlung zugeführt.
Nur 34 Deportierte von diesem Transport haben die diversen Zwangsarbeitslager überlebt, darunter nur zwei Frauen.

siehe auch
Transport Cosel - Zwangsarbeitslager Sakrau
siehe auch
Transport Zwangsarbeitslager Sakrau - Zwangsarbeitslager Anhalt (Holdunów)

Bericht

Seit Mitte August 1942 mussten die deutschen Behörden die Deportationsrate durch Massenverhaftungen mittels großangelegter Razzien erhöhen. Die erste derartige Razzia wurde am Abend des 15. August in Antwerpen durchgeführt. Dass diese Stadt und nicht Brüssel, wo weit mehr Juden lebten, ausgewählt wurde, lag an der Willfährigkeit der flämischen Bürokratie, die sich zuvor bei der Einführung des Judensterns bewährt hatte. Während die wallonischen Behörden in der Hauptstadt die Verteilung des Judensterns verweigert hatten, begrüßte sie der neue Bürgermeister von Groß-Antwerpen, Leo Delwaide. Dies war auf den Einfluss der flämischen Kollaborationspartei Vlaams Nationaal Verbond zurückzuführen. Unterstützt von der belgischen Polizei, verhafteten Feldgendarmerie und SS mehr als 1000 Juden. Ermutigt vom reibungslosen Ablauf der Aktion, wies die Sipo-SD-Dienststelle in Brüssel das ihr unterstehende Antwerpener Judenreferat unter der Leitung von SS-Oberscharführer Erich Holm an, am 27. August eine zweite Razzia durchzuführen. Als die Polizeieinheiten eintrafen, waren die Juden jedoch bereits mit Flugblättern gewarnt worden und hatten rechtzeitig ihre Wohnungen verlassen, so dass Holm sich die Operation zu beschleunigen gezwungen sah. So bestellte Holm am folgenden Tag vier Polizeichefs aus Antwerpener Stadtteilen ein und befahl ihnen als „Strafe“ für ihren „Betrug“, bis 8 Uhr am nächsten Morgen ohne jegliche Unterstützung der deutschen Polizei 1000 Juden zu verhaften. Für den Fall der Nichtkooperation drohte Holm, die verantwortlichen Polizeioffiziere ins Konzentrationslager Breendonk einzuweisen. Am Abend des 28. August führte die belgische Polizei (bestehend aus mindestens 68 Beamten) mit Zustimmung ihres Chefkommissars Jozef De Potter die zweite Razzia in Antwerpen durch. Sie verhaftete 943 Juden, darunter viele Kinder, Senioren und Kranke mit Attesten. Dabei ging sie mit größter Gewalt und Brutalität vor und verhaftet selbst Juden in Mischehen, die laut den Verordnungen der Militärregierung offiziell noch immer von der Deportation ausgenommen waren. Es war dies das einzige Mal, dass die belgische Polizei allein operierte und so viele Juden festnahm. Nur wer beweisen konnte, dass er belgischer Staatsbürger war, wurde freigelassen. Die Gefangenen wurden noch am selben Tag in Mechelen registriert und auf den Transporten VII und VIII nach Auschwitz deportiert.

Eine weitere Gruppe von Deportierten des Transports VIII ging aus der ersten großangelegten Razzia in Brüssel hervor, die vom BdS nach zwei Widerstandsaktionen jüdischer Kämpfer von der Kommunistischen Partei Belgiens organisiert worden war. Die Main d’Oeuvre Immigrée (MOI) genannte Widerstandsgruppe unter der Führung von Moszek Rakower war am 25. Juli in die AJB-Zentrale eingedrungen und hatte dort die auf Befehl von Kurt Asche angelegte Kartei samt Deportationsbefehlen angezündet. Am 29. August ermordete dieselbe Gruppe AJP-Direktor Robert Holzinger, der mit der Sipo-SD bei der Organisation der Einberufung zum Arbeitsdienst kooperiert hatte. Infolgedessen beschloss der BdS, die Razzia im Distrikt Gare du Midi vom 3. September durchzuführen. SS-Sturmbannführer Alfred Thomas, der Leiter von Abteilung II (Judenangelegenheiten), versuchte, die Brüsseler Polizei zur Kooperation zu überreden. In Anbetracht vorheriger Zurückweisungen vonseiten der Belgier handelten die Deutschen vorsichtig. Thomas übermittelte die Botschaft durch den Leiter der Polizeiabteilung im belgischen Innenministerium, dem er versicherte, dass die Razzia nur ausländische Staatsangehörige ins Visier nehmen werde und die Belgier lediglich assistieren müssten. Thomas wurde jedoch abschlägig beschieden, so dass die Razzia von Einheiten des BdS, der Feldgendarmerie, der Geheimen Feldpolizei (GFP) und regulären Wehrmachtssoldaten durchgeführt wurde. Die Deutschen nahmen 660 Juden fest. Etwa die Hälfte von ihnen wurde dem Transport VII hinzugefügt, der Rest ging an Transport IX.

Der achte Transport von Mechelen nach Auschwitz fuhr am 8. September 1942 ab und umfasste 1000 Deportierte (498 Frauen und 502 Männer). Die Deportationsliste wurde am 29. August nach der zweiten Razzia in Antwerpen erstellt, als nicht alle verhafteten Juden auf Transport VII geschickt werden konnten und die verbliebenen 159 Häftlinge daher Transport VIII zugeteilt wurden. Die zweite Gruppe bestand aus 318 Juden von der Razzia in Brüssel. Eine dritte Gruppe setzte sich aus den letzten 107 „Freiwilligen“ zusammen, die Ehlers Einberufungen gefolgt und von sich aus nach Mechelen gekommen waren. Zu dieser Hauptgruppe kamen noch andere Juden von Einzelverhaftungsaktionen und aus dem Konzentrationslager Breendonk hinzu.

Außer den Häftlingen aus Breendonk durchliefen die Deportierten zuerst ein Registrierungsverfahren. Sie sollten Proviant für 14 Tage mitbringen. Jeder neue Gefangene in Mechelen erhielt eine Erkennungsmarke. Alle Wertgegenstände wurden konfisziert. Die Gefangenen mussten sich einer erniedrigenden Leibesvisitation unterziehen, bei der sich Frauen und Männer im selben Raum vor aller Augen nackt ausziehen mussten. Im Prozess gegen den Personal- und Verwaltungsleiter des Lagers, SS-Sturmscharführer Max Boden, im Jahr 1950, bezeugten Überlebende, dass viele Frauen missbraucht worden seien.

Die Deportierten reisten in Dritte-Klasse-Waggons. Die genaue Fahrtroute des achten Transports ist nicht bekannt. Die Fahrpläne oder andere entsprechende Dokumente, die Auskunft über die Route geben könnten, sind nicht überliefert. Manche der Deportierten geben eine ungefähre Vorstellung vom Verlauf der jeweiligen Strecke. So etwa Erwin Haber aus Brüssel. Er brachte unterwegs ein paar flüchtige Notizen zu Papier und warf sie aus dem fahrenden Zug. Darin bat er den Finder "höflichst" seine Nachricht nicht aufzugeben sondern, so möglich, in personam "auch ohne Briefmarken" zu überbringen. "Meine Familie wird Ihre Unkosten entsprechend vergüten." Solche Nachrichten, auch Postkarten wurden in der Nähe von Bahnhöfen aus dem Fenster geworfen. "Wir fahren jetzt über Louvain und Tienen und sind wahrscheinlich auf dem Weg nach Deutschland, möglicherweise gar Polen." Aussagen von Überlebenden, die mit den nächsten Transporten fuhren erwähnen auch andere Strecken. Demanch nahmen die Transporte aus Belgien nicht immer die gleiche Route. In den meisten Aussagen werden bestimmte Orte jedoch wiederholt genannt. Das sind vor allem die Städte Leuven (Louvain), Tienen (Tirlemont), Tongren (Tongeres) und Waremme (Borgworm). Es ist daher wahrscheinlich, dass der Zug über Louvain und Liège (Lüttich) die Bahnlinie nach Köln nahm. In Belgien waren belgische Waggons und Lokomotiven der staatlichen belgischen Eisenbahngesellschaft SNCB im Einsatz. Die Lokomotiven wurden von belgischen Zugführern gesteuert. In den Grenzbahnhöfen Eupen und Herbesthal hat das technische Personal von der Reichsbahn den Zug übernommen. Die Lokomotiven wurden ebenfalls ausgetauscht. Von Köln aus nahm der Zug dann entweder die nördliche Route über Hagen, Kassel, Erfurt und Leipzig nach Dresden oder die südliche Route über Gießen, Erfurt und Chemnitz nach Dresden. Von Dresden aus fuhr Transport VIII über G
örlitz nach Liegnitz in Nierschlesien. Er passierte dabei das Bahnkreuz in Kohlfurt (Węgliniec). Von Liegnitz aus ging es weiter auf der Bahnlinie Jauer (Jawor)-Striegau (Strzegom) und von dort aus über Königszelt (Jaworzyna Śląska), Kamenz (Niederschlesien), Neisse (Nysa) nach Cosel (Koźle). Dort hielt er, um die meisten körperlich tauglichen Männer (schätzungsweise 276) zwischen 15 und 50 herauszuholen und in oberschlesische Zwangsarbeitslager der Dienststelle Schmelt zu verteilen, welche die Juden dann an die Reichsautobahndirektion und diverse Industrieunternehmen verlieh.

Transport VIII erreichte Auschwitz-Birkenau am 10. September nach einer zweitägigen Zugfahrt mit schätzungsweise 724 Deportierten an Bord, die große Mehrheit Frauen und Mädchen. 438 von ihnen wurden in den Gaskammern ermordet. Der SS-Arzt Johann Paul Kremer erlebte zum fünften Mal eine „Sonderaktion“, wie er die Massenvergasungen in den Bunkern nannte. In seinem Tagebuch vermerkte er, dass 715 Deportierte von diesem Transport direkt in die Gaskammern geschickt wurden. Laut den Historikern Maxime Steinberg und Laurence Schramm von der „Kazerne Dossin“ (Gedenkstätte, Museum und Dokumentationszentrum) scheinen jedoch 85 Deportierte nach ihrer Ankunft in Auschwitz zur Zwangsarbeit selektiert worden zu sein: 21 Männer wurden mit den Ordnungsnummern 63223-63243 und 64 Frauen mit den Ordnungsnummern 19295-19358 tätowiert. Nur 34 Deportierte von diesem Transport haben die diversen Zwangsarbeitslager überlebt, darunter nur zwei Frauen.

Israel Jakob Rosengarten wanderte 1930 mit seiner Familie von Polen nach Belgien aus. Er war 16, als seine Eltern ihn am 22. Juli 1942 von Antwerpen mit Essen und Kleidung für seinen Bruder Samuel nach Charleroi schickten. Am nächsten Tag wurde er auf dem Weg nach Hause in einer Brüsseler Straßenbahn verhaftet, als Sipo-SD-Offiziere diese nach Juden durchsuchten. Zuerst wurde Rosengarten ins Konzentrationslager Breendonk deportiert und dann am 4. September nach Mechelen, wo er nur vier Tage später auf den Transport VIII kam. Nach dem Krieg sagte er Folgendes über seine Erfahrungen in Mechelen aus:

„Wir standen um drei Uhr morgens auf. Wir machten uns für den Transport bereit. Knapp zwei Stunden später wurden wir per Lastwagen zum Bahnhof von Mechelen gebracht. [..] Die Züge an der Station waren diese langen gewöhnlichen Passagierzüge. Wir wurden in die Waggons gezwängt […] Wir konnten SS-Männer auf den Waggondächern sehen, die sich hinter Maschinengewehren positioniert hatten. […] Die Fahrt dauerte zwei Tage und zwei Nächte, vom 8. September bis zum 10. September 1942. Wir hatten nichts zu essen. Einige der Gefangenen aus Mechelen hatten etwas Proviant von zuhause als letzte Reserve mitbringen können. Die von uns, die aus Breendonk kamen, waren bereits ausgehungert. […] Das Gleis, auf dem wir standen, befand sich in einer kleinen Transitstation. Auf einem Schild konnten wir lesen, wo wir uns befanden: Cosel. Wir wurden in Reihen vorwärts geschoben. Dies sorgte für Schwierigkeiten, da wir noch die rechte Disziplin hatten. Wir waren noch nicht an das Verhalten der SS gewöhnt. Sie hetzten Hunde auf uns, riesige elsässische Schäferhunde, die eigens für diese Art von Arbeit trainiert worden waren. […] Wir zählten etwa 400 Mann. Eine halbe Stunde nach der Zählung wurden wir auf Lastwagen geladen und weggefahren. Das Ziel war uns erneut unklar. Wir fürchteten das Schlimmste. Das Lager, in das wir nun gebracht worden waren, hieß Sakrau.“

Chil Elberg aus dem polnischen Lenczyca kam 1925 als acht Monate altes Baby nach Belgien. Seine Eltern hatten sich in Herbesthal nahe der deutschen Grenze niedergelassen und beabsichtigten, nach Palästina auszuwandern, als seine Mutter erkrankte. So waren sie gezwungen, in Belgien zu bleiben. Elberg, ein Mitglied des belgischen Widerstands, wurde Ende August 1942 von der Feldgendarmerie verhaftet. Er sagte 1997 das Folgende aus:

„ Wir wurden im Brüsseler Hotel Atlanta verhaftet, als es von den Deutschen auf der Suche nach Widerstandskämpfern durchkämmt wurde. Wir waren eine Gruppe von 20 jungen Leuten. Wir wurden dann ins Konzentrationslager Breendonk gebracht, wo die Juden von den Nichtjuden getrennt wurden. Ich und Siegbert (Sigi) Jacobowicz aus Berlin, der zwei Jahre älter war als ich, waren die einzigen Juden. Man befahl uns, nach Brüssel zurückzukehren und uns beim Judenrat AJB zu melden, um Papiere für Arbeit in Deutschland zu erhalten. Wir hatten keine andere Wahl als zu gehorchen, da sie mit der Deportation unserer Eltern drohten. Danach meldeten wir uns am 27. oder 28. August in Mechelen. […] Zu jener Zeit gab es in diesem Durchgangslager um die 1800 Gefangenen. Nach der Ankunft konfiszierten die Deutschen alle unsere Habseligkeiten, sie schlugen uns, sie ließen ältere bärtige Juden tanzen und begingen andere sadistische Handlungen. Wir fühlten den Hass. Es gab jüdische Kapos und absolutes Misstrauen unter allen. Wir schliefen auf Stroh. Ich blieb dort für vielleicht eine Woche. Alle zwei Wochen fuhr ein Transport zu einem unbekannten Ziel in Deutschland. Die Züge fuhren direkt vor der Dossin-Kaserne ab. Wir erhielten keinerlei Informationen über das Ziel der Fahrt oder die Art von Arbeit, die uns erwartete. Ich und Sigi, der auf den denselben Transport gesteckt wurde, planten zu fliehen, aber der Wachapparat war zu ausgeklügelt. Es ging einfach nicht. In Cosel mussten die Männer zwischen 15 und 50 aussteigen. Dann mussten wir nach Sakrau marschieren, wo wir für zwei Tage blieben. Von Sakrau wurden wir nach Anhalt bei Kattowitz gebracht, wo wir in einem Kohlebergwerk arbeiten mussten.
Quelle: yad vashem