Auschwitz

am 01.09.1942 werden mit dem Transport No 7 1000 "Häftlinge" (269 Männer u. 175 Jungen sowie 387 Frauen u. 169 Mädchen) aus dem Durchgangslager Mechelen/Malines zum Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Unter den Deportierten befanden sich 317 Kinder und Jugendliche unter 15. Die jüngste Person auf diesem Transport war die anderthalbjährige Jackeline Bryn, die älteste der 85-jährige Joseph Delmonte. Am 02/03.09.1942 erreicht der Transport die Bahnstation Cosel. Hier findet eine erste Selektion durch SS und Angehörige der Organisation Schmelt (benannt nach ihrem Leiter, dem Breslauer Polizeipräsidenten und SS-Oberführer Albrecht Schmelt) statt (bei der Selektion in Cosel wurden wahrscheinlich 200 Arbeitsfähige ausgesondert und in Arbeitslager verschleppt). Emile Vos erinnert sich an die Ankunft in Cosel: „Ich war bei meiner Frau und den Kindern, als der Zug anhielt. Sie schrien: ‚Alle Männer unter 50 aussteigen!‘ In diesem Moment erhielt ich einen Tritt in den Rücken von den Stiefeln eines großen SS-Manns… Bevor ich es begriff, war ich aus dem Zug, ohne Gelegenheit, meine Frau und Kinder zu umarmen und ihnen Auf Wiedersehen zu sagen.“
Die übrigen Deportierten blieben im Zug zurück. Von Cosel aus fuhr der Zug weiter über Kattowitz und erreichte sein Endziel in Auschwitz am 3. September. Nach der Selektion auf der Ausladerampe in Auschwitz werden zehn Männer, die die Nummern 62909 - 62918 erhalten, und 86 Frauen, die die Nummern 18867 - 18952 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Wenn man annimmt, daß die Organisation Schmelt in Cosel etwa 200 Männer festgehalten hat, dann werden in den Gaskammern etwa 709 Menschen getötet. Man weiß von 15 Überlebenden dieses Transports. 14 von ihnen hatten den Zug in Cosel verlassen, und ein Mann überlebte Auschwitz.

siehe auch
Transport 29.08.1942 Antwerpen - Durchgangslager Mechelen/Malines

Bericht

Am 28. August 1942 berief Adolf Eichmann im RSHA in Berlin ein Treffen ein, bei dem beschlossen wurde, die Quote der zu deportierenden Juden bis Ende des Jahres von 10 000 auf 20 000 zu erhöhen. Das Judenreferat in Brüssel wurde angewiesen, die Transporte zu intensivieren, da Eichmann für die Monate November, Dezember und Januar mit eingeschränkten Transportmitteln rechnete. Juden mit belgischer Staatsbürgerschaft blieben ebenso wie in Mischehen lebende Juden weiterhin von der Deportation ausgenommen, aber die ausländischen Juden in Belgien sollten nun auch sämtlich bis Ende Juni 1943 deportiert werden.

Die AJB leitete den in Belgien lebenden ausländischen Juden Einbestellungen zum Arbeitsdienst in Deutschland zu. In ihnen wurde jede Person angewiesen, sich in der Dossin-Kaserne einzufinden und Proviant für 14 Tage (unverderbliche Lebensmittel wie Haferflocken und Konserven) mitzubringen. Auf der langen Liste standen zudem u. a. Arbeitsstiefel, Arbeitskluft und andere unverzichtbare Kleidungsstücke sowie ein Napf und eine Tasse, Lebensmittel- und Kleiderkarten und Ausweise.

Die Zahl der Personen, die sich dem Befehl entsprechend im Lager Mechelen gemeldet hatten, befriedigte die deutschen Behörden nicht. Daher wurden im Zuge einer neuen Strategie drei Razzien in Antwerpen organisiert. In der Razzia vom 15. August verhaftete die SS mit der Unterstützung der Feldgendarmerie und der örtlichen Polizei mehr als 1000 Juden. Weniger als zwei Wochen darauf wurde die zweite Razzia geplant. Erich Holm, der Leiter des Judenreferats in Antwerpen, erhielt vom Sipo-SD-Hauptquartier in Brüssel die Anweisung, am 27. August eine Razzia durchzuführen. Er instruierte die örtliche Polizei, in verschiedenen Stadtvierteln Razzien zu veranstalten. Die Operation misslang allerdings, nachdem einige Polizisten Flugblätter verteilt hatten, auf denen die Juden vor der anstehenden Razzia gewarnt wurden. Als Vergeltungsmaßnahme musste die Polizei sich nun aktiv an der nächsten Razzia beteiligen. Laut einem Polizeiprotokoll aus dem Stadtteil Deurne vom 31. August musste die Antwerpener Polizei alle mehr als ein Jahr alten Juden beider Geschlechter ohne belgischen Pass verhaften. Wer sich weigerte, riskierte, ins Konzentrationslager Breendonk geschickt zu werden.

Über die Zahl der verhafteten Juden liegen widersprüchliche Angaben vor. Dem Historiker Lieven Saerens zufolge ging die Antwerpener Polizei noch über die geforderten 1000 Juden hinaus. Andere Quellen sprechen von 943 Juden. Die Juden wurden zu verschiedenen temporären Sammelpunkten in der Stadt gebracht. In Wijk 7 (Distrikt 7) brachte man die Juden in ein Schulgebäude in der Grote Hondstraat, in Deurne wurden sie im Plazza-Kino und in der Synagoge in der Terlisstraat konzentriert. Am 29. August um 16:30 Uhr transportierte die SS sie auf Lastwagen ins Lager Mechelen. Am selben Tag hatten die bisherigen Häftlinge Mechelens das Lager auf dem 6. Transport verlassen.

Ein Überlebender, Emile Vos, blickt in dem Buch ‚De Laatste Getuigen‘ (Der letzten Zeugen) auf die Razzia zurück:

„An jenem Abend hatte ich keine Ahnung, dass am nächsten Morgen um fünf an meiner Tür geklopft würde. Die Polizei von Borgerhout [einem Antwerpener Stadtviertel] klopfte nicht normal und dezent, sondern hämmerte auf unsere Tür ein. Sie gaben uns 20 Minuten, um alles zusammenzupacken und mitzukommen. So kamen wir nach Mechelen. Dort mussten wir schnell von den Lastwagen springen und unsere Kinder nehmen. Alles musste „schnell, schnell, schnell“ gehen, „los, los, los“. Wir verließen den Lastwagen so schnell wie möglich und reihten uns zu beiden Seiten auf. Da hatte ich meinen ersten physischen Kontakt mit den Deutschen. Ich wollte meiner Frau und meinen Kindern folgen. Ich dachte, ich würde zu ihnen gehören, aber dann packte mich ein Deutscher am Hals und schleuderte mich zur Seite. Da verstand ich, was uns erwartete.“

Die Deportationsliste für den Transport vom 1. September 1942 wurde in Mechelen erstellt. Am 28. August wurden 125 Juden registriert; 72 von ihnen hatten sich in Reaktion auf die Einberufung zum Arbeitsdienst eingefunden. Am 29. August wurden 775 Juden registriert; von ihnen waren etliche bei der Razzia in Antwerpen verhaftet worden.

Im Lager waren Männer, Frauen und Kinder die meiste Zeit über unter miserablen hygienischen Bedingungen in überfüllten Räumen eingesperrt. Mehrere Überlebende sagten aus, dass jeder Gefangene vor Verlassen eines Transports eine Erkennungsmarke erhielt. Sie mussten sich gemäß ihrer Nummer in Reihen auf dem Kasernenhof aufstellen. Diese Nummer (in arabischen Ziffern) ersetzte den Namen des Gefangenen und wurde gemeinsam mit der Transportnummer (in römischen Ziffern) auf einem Schild um den Hals getragen. Die Bahngleise lagen gleich vor dem Tor am Ufer der Dijle. Hier mussten die Deportierten in den Zug steigen. Laut Emile Vos‘ Zeugenbericht bestand der Zug zum größten Teil aus Viehwaggons, aber auch aus einigen alten und kaputten Passagierwaggons.

Der Transport VII umfasste 1000 Deportierte, 455 Männer und 555 Frauen. Unter den Deportierten befanden sich 317 Kinder und Jugendliche unter 15. Die jüngste Person auf diesem Transport war die anderthalbjährige Jackeline Bryn, die älteste der 85-jährige Joseph Delmonte.

Die genaue Fahrtroute dieses Transports ist nicht bekannt. Überlebende berichteten in ihren Aussagen von verschiedenen Routen. Die Mehrheit der Zeugenaussagen von belgischen Transporten erwähnt jedoch Orte wie Leuven (Löwen), Liège und Köln und vermittelt insofern für den Hauptteil der Fahrt ein Bild von der Strecke. Daher ist es wahrscheinlich, dass die direkte Route durch Löwen über die Bahnlinie Brüssel-Köln nach Deutschland führte. In Belgien waren belgische Waggons und Lokomotiven der staatlichen belgischen Eisenbahngesellschaft SNCB im Einsatz. Die Lokomotiven wurden von belgischen Zugführern gesteuert. In den Grenzbahnhöfen Eupen und Herbesthal hat das technische Personal von der Reichsbahn den Zug übernommen. Die Lokomotiven wurden ebenfalls ausgetauscht. Von Köln aus nahm der Zug dann entweder die nördliche Route über Hagen, Kassel, Erfurt und Leipzig nach Dresden oder die südliche Route über Gießen, Erfurt und Chemnitz nach Dresden. Von Dresden aus fuhr er über Görlitz nach Schlesien. Die Züge passierten anschließend das Bahnkreuz in Kohlfurt (Węgliniec), und fuhren von dort aus entlang der Grenze zum Protektorat Böhmen und Mähren über Königszelt (Jaworzyna Śląska), Kamenz (Niederschlesien), Neisse (Nysa) nach Cosel (Koźle).

Der siebte Transport hielt in Cosel. Die Männer unter 50 mussten den Zug verlassen und die meisten von ihnen (zwischen 160 und 200) folgten diesem Befehl. Von dort wurden sie in diverse von der Dienststelle Schmelt betriebene Zwangsarbeitslager in der Region verteilt. Emile Vos erinnert sich an die Ankunft in Cosel: „Ich war mit meiner Frau und den Kindern, als der Zug anhielt. Sie schrien: ‚Alle Männer unter 50 aussteigen!‘ In diesem Moment erhielt ich einen Tritt in den Ruecken von den Stiefeln eines großen SS-Manns… Bevor ich es begriff, war ich aus dem Zug, ohne Gelegenheit, meine Frau und Kinder zu umarmen und ihnen Auf Wiedersehen zu sagen.“

Die übrigen Deportierten blieben im Zug zurück. Von Cosel aus fuhr der Zug weiter über Kattowitz und erreichte sein Endziel in Auschwitz am 3. September. Laut der Chronistin Danuta Czech wurden zehn Männer und 86 Frauen ins Lager gelassen und mit den Ordnungsnummern 62909-62918 bzw. 18867-18952 tätowiert. Der Rest der Deportierten wurde in den Gaskammern ermordet.

Man weiß von 15 Überlebenden dieses Transports. 14 von ihnen hatten den Zug in Cosel verlassen, und ein Mann überlebte Auschwitz.
Quelle: Gedenkstätte yad vashem