SS-Obersturmführer

* 13.11.1908 in Charlottenhof/Oberschlesien
1958 vom AG Opladen für tot erklärt

Reichsdeutscher

Beruf: Bautechniker/Stadtarchitekt

ab 01.04.1931
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 492 497)

ab 28.06.1933
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 170 897)

28.06.1933
Beförderung zum SS-Schützen (Allgemeine SS)

09.11.1935
Beförderung zum SS-Sturmmann (Allgemeine SS)

30.01.1937
Beförderung zum SS-Rottenführer (Allgemeine SS)

09.11.1937
Beförderung zum SS-Unterscharführer (Allgemeine SS)

bis 16.12.1938
Dienst im 12. Sturm der 8. SS-Standarte

ab 16.12.1938
Dienst im 4. Sturm der 16. SS-Standarte

1939
Beförderung zum SS-Scharführer (Allgemeine SS)

ab 07.11.1939
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

07.11.1939
Beförderung zum SS-Schützen (Waffen-SS)

18.12.1939
Beförderung zum SS-Sturmmann (Waffen-SS)

01.03.1940
Beförderung zum SS-Rottenführer (Waffen-SS)

vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz u. KL Groß Rosen

01.09.1940
Beförderung zum SS-Unterscharführer (Waffen-SS)

20.04.1941
Beförderung zum SS-Oberscharführer (Waffen-SS)

01.10.1942
Beförderung zum SS-Untersturmführer-Fachführer (Waffen-SS)

01.02.1944
Beförderung zum SS-Obersturmführer-Fachführer (Waffen-SS)

Bericht seiner Familie
(Er leitete die Abteilung Hochbau, eine Unterabteilung der Zentralbauleitung. In dieser Funktion bearbeitete er u.a. die Anträge für benötigte Finanzmittel, beaufsichtigte die Arbeit der Baupolizei sowie alle weiteren allgemeinen Belange dieser Abteilung. Seine Unterschrift findet sich auf zahlreichen Dokumenten der Zentralbauleitung, u.a. auf jenen, die den Bau der Krematorien betreffen. Die Dokumente klagen an.
Aus einem der Schreiben der Firma J. A. Topf & Söhne aus Erfurt vom 29. Januar 1943 an die Zentralbauleitung geht hervor : Auf Grund der heute vormittag stattgefundenen Besprechung mit der Bauleitung und der darauf folgenden Besichtigung der Krematorien I, II, III, IV und V habe ich folgendes festgestellt: Krematorium II 5 Stück Dreimuffel - Einäscherungsöfen sind fertig. Die Anlieferung der Be und Entlüftungsanlage für die Leichenkeller verzögerte sich. Krematorium III. Die Außenma uern des Ofengebäudes sowie der Schornstein sind fertig. Krematorium IV. Der Rohbau sowie Fundamente sind fertiggestellt. Mit dem Aufbau des Achtmuffel - Ein äscherungsofens wird am Montag, begonnen. Die Arbeiten werden nun beendet. Krematorium V. Die Fundamente der Außenmauern sowie eines Schornsteines sind im Bau.
Das Dokument trägt die Unterschrift des Hauptingenieurs der Firma J.A. Topf & Söhne sowie als Gegenzeichnung eine lesbare Unterschrift vom SS-Untersturmfüh rer Polloks. Dies ist nicht das einzige Dokument dieser Art. Seine deutliche Unterschrift findet man auch auf einem Schreiben des Leiters der Zentralbauleitung vom 29. Januar 1943, das an Kammler, Chef der Amtsgruppe C im WVHA (Wirtschaftsve rwaltungshauptamt), gerichtet war. Diesem Schreiben ist zu entnehmen, dass das K rematorium II fertig gestellt wurde. Die Öfen wurden im Beisein des Herrn Oberingenieurs der ausführenden Firma, angefeuert und funktionieren tadellos. Die Eisenbetondecke des Leichenkellers konnte infolge Frosteinwirkung noch nicht ausgeschalt werden. Das ist jedoch unbedeutend, da der Vergasungskeller hierfür benützt werden kann.
Aus Berichten von ehemaligen Häftlingen geht hervor, dass Pollok zu jener Gruppe von SS-Männern gehörte, die ein besonders schlechtes Verhältnis zu polnischen politischen Häftlingen hatten. Pollok e rhielt auch oft Besuch von seiner Frau und den Kindern, die er bei dieser Gelegenheit gerne beschenkte. Meist handelte es sich dabei um handgefertigte Holzpuppen. Sicher stellte diese jemand im Lager her. Jedes Mal brachte er neue Puppen mit.

Josef Pollok wurde von Auschwitz ins KL Groß Rosen versetzt. Wann, weiß man nicht genau. Es ist lediglich bekannt, dass er dort am 6. Januar 1945 war. Damals erkannte ihn einer der evakuierten Häftlinge aus Auschwitz, Kazimierz Sowa: Ins KL Groß-Rosen kamen wir am 6. Januar 1945 abends. Das Ausladen folgte auf dem Bahnhof Striegau, woher wir ins eigentliche Lager marschierten. Dort traf ich einige von den SS-Männern aus der Zentralbauleitung des KL Auschwitz, z.b. Holz, SS-Unterscharführer Pollok, SS-Oberscharführer Kogel und viele andere. Gefunden und wieder verloren.

Was mit Josef Pollok nach dem Krieg passiert ist, wusste man nicht. Man dachte, dass er untertauchte oder vielleicht auch verstorben war.

Anfang der 60er Jahre ließ sein Frau ihren Mann durch den Internationalen Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes suchen. Der Suchdienst informierte sie, dass sich ihr Mann in Kurland aufgehalten hat und d o rt verwundet wurde. Später sei er in sowjetischer Gefangenschaft gestorben. Es sind aber keine Dokumente vorhanden, die dies bestätigen. Die Suche nach Josef Pollok setzte Annes Vater fort, der sich in dieser Sache nochmals an den Internationalen Suchdienst wandte. Die Antwort war die gleiche. Weder Anne noch ihre Eltern glaubten an diese Information, denn wenn er Anfang April 1945 in Groß-Rosen gewesen ist, konnte er nicht zur selben Zeit in Kurland sein. Annes Eltern verfolgten die Spur weiter und fanden heraus, dass ihr Vater nicht tot war, sondern in Australien lebt. Vor ein paar Jahren lernte eine deutsche Frau einen Mann kennen, der sich Josef Pollok nannte. Er arbeitete in einer Firma der Baubranche und erzählte, dass er in Deutschland zwei Söhne habe und dass er in Auschwitz gewesen sei. Durch die Hilfe der Amerikaner gelangte er nach dem Krieg in die USA und emigrierte später nach Australien. Anne und ihre Eltern suchten weiter. Anne wandte sich an die australische Botschaft in Deutschland und an die deutsche Botschaft in Australien, jedoch anfangs ohne Erfolg. In der weiteren Folge erhielt sie neue Anschriften, u. a. auch eine Internetad resse. In den Telefonbüchern der verschiedenen Städte Australiens suchte sie den Namen ihres Großvaters und w rde fündig. Sie hatte jedoch keinen Mut, dort anzurufen. In der weiteren Folge wandte sie sich an ein Archiv in Russland, um Dokumente über ihren Großvater zu finden.