SS-Hauptsturmführer

* 18-07.1907 in Werdau
† 06.05.1945 bei Oberzirking (StA b. LG Frankfurt am Main)

Reichsdeutscher

Vater:
Seidler Alwin

4 Klassen Volksschule

Höhere Schule

Mittelstufe

Untersekunda (U. II.)

Beruf: Bautechniker

24.03.1924
Mitglied im Bund der Frontsoldaten/Stahlhelm

ab 04.03.1933
Dienst in der Hilfspolizei Zwickau

ab 12.03.1933
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu, 135 387)

00.10.1933
zum SS-Sonderkommando „Sachsen“ nach Dresden einberufen

ab 20.10.1933
Dienst in der 3. SS-Standarte/Politische Bereitschaft

ab 01.02.1935
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Sachsenburg
(Spätestens als im Herbst 1934 die gesamte Einheit als Wachtruppe zum KZ Sachsenburg verlegt
wurde, kam Fritz Seidler mit dem KZ-System in Berührung.)

ab 01.11.1935
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu, 3 693 999)

00.07.1937
Im Juli 1937 wurde Seidler von Theodor Eicke in das KL
Sachsenhausen versetzt, wo er mit der Leitung der Bauabteilung beauftragt wurde.

11.09.1938
Beförderung zum SS-Untersturmführer

1938/39
Unter der Verantwortung des damaligen Bauleiters Friedrich Seidler wurden im Winter 1938/39 eine steinerne Mauer um das Lager gezogen, vier weitere Wachtürme errichtet und der Turm A aufgestockt. Auf der dortigen Aussichtsplattform installierte die SS zur Abschreckung ein Maschinengewehr.

00.12.1939
Im Dezember 1939 wurde Seidler nach Berlin kommandiert, wo er zehn Monaze lang im Hauptamt für Haushalt und Bauten tätig war.

25.08.1939
Beförderung zum SS-Obersturmführer

01.10.1940
Am 1. Oktober 1940 wurde er Nachfolger von Franz Xaver Maier als 2. Schutzhaftlagerführer im KL
Auschwitz

00.11.1941 - 00.03.1942
November 1941 bis März 1942 Lagerführer im sowjetischen Kriegsgefangenenlager (Auschwitz)

09.11.1943
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer

Am 7. April 1944 wird der oberösterreichische Priester und Reformpädagoge Johann Grube vom Lagerführer Fritz Seidler ermordet

1945
Rudolf Fiegl war 1941 Kapo im Steinbruch in
Gusen gewesen und danach Kapo der Desinfektion. Er berichtete, dass er im Februar oder März 1945 von Hauptsturmführer Seidler den Befehl erhalten habe, 600 kranke Häftlinge ineiner Baracke zu vergasen, da den Ärzten das Benzin für die tödlichen Herzinjektionen ausgegangen war. „Ich habe darauf hin die Häftlinge in 2 verschiedenen Sälen die luftdicht gemacht waren mit Zyklon B. Gas vergiftet und getötet.“

03.05.1945
Am 3. Mai 1945 setzte sich Seidler gemeinsam mit anderen SS-Führern und den restlichen Angehörigen der Gusener Lager-SS Richtung Linz ab, nachdem sie das Lager an Mitglieder der Wiener Feuerwehr übergeben hatten, die die Bewachung der Häftlinge übernehmen sollten.
Offenbar kehrte Seidler doch wieder um und versuchte sich bei einem Bauern in Oberzirking nahe
Mauthausen zu verstecken, wo er am 6. Mai vermutlich von Truppen der US-Army aufgespürt undbei einem Schusswechsel durch einen Kopfschuss getötet wurde.

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
SA-Sportabzeichen in Bronze
Julleuchter

Aussage des ehemaligen Staff Sergeant im 21. Infanteriebataillon der 11th Armored Division Panzerdivision der US-Army in einem interview, (Nauthausen)
„Hier wurden Menschen aller Nationalitäten gefangen gehalten, von Russen bis Spaniern. Sie erzählten uns von unbegreiflichen Dingen. Sobald wir den Jeep geparkt hatten, drängten sich alle dieser geisterhaften Figuren um uns. Sie wollten Nahrung, Wasser, Zigaretten. Es war ein warmer Tag und der furchtbare Gestank von diesen angeblichen Menschen machte es unerträglich, sich lange dort aufzuhalten.“

US-Soldat Louis Cernjar im Mai 1945 in einem Brief an seine Familie
Wir haben ja genug gesehen unterm Krieg, wie sie das KZ gebaut haben in Gusen, haben lauter KZler gebaut, das Gusen-KZ. 13, 14 Jahre war ich, wir sind noch in die Schule gegangen, wie sie in
Gusen schon verbrannt haben. Da haben wir’s ja schon geschmeckt, wenn wir auf St. Georgen gegangen sind, in der Früh, in die Schule, wie es gestunken hat, wie es herausgeraucht hat, wir haben das ja alles gesehen als Kinder

Aussage des ehemaligen Häftlings Dobosiewicz Stanislaw
„Seidler schrie nicht, er regte sich öffentlich nicht auf, er handelte kaltblütig, mit voller Absicht und konsequent Er fühlte Abscheu allen gegenüber, ohne Ausnahme. Vor Beginn eines Gesprächs versetzte er dem Häftling zunächst eine kräftige Ohrfeige.“
„Er liebte es zu schlagen, zu töten oder zu verletzen, wobei er für gewöhnlich die Kiefer des Häftlings mit bloßen Fäusten zerbrach.“

„Er hatte eine enorme Kraft. Sein Schlag ins Gesicht brach in der Regel die Kiefer.“
„Durch die Fenster des Jourhauses beobachtete er oft die im Steinbruch arbeitenden Häftlinge. Es genügte, dass er jemanden erblickte, der nur für einen Moment untätig stand, sofort sprang er auf sein Motorrad und raste zu dieser Stelle, wenn er den Häftling erkannte, schickte er ihn in den Tod. Die Kapos fürchteten sein plötzliches Auftauchen, sie trieben die Arbeiter daher zu noch mehr schweißtreibender Arbeit an, um Seidler zufrieden zu stellen, dem immer alles zu wenig war.“

Aussage des ehemaligen Häftlings Osuchowski Jerzy
der Ehemalige KL-Häftlinge Jerzy Osuchowski erzählt, „wie er in Auschwitz auf den Lagerstraßen zu Pferd galoppierte, ohne auf die herumgehenden Häftlinge zu achten, er ritt in die Baracken ein und band Häftlinge mit einem langen Strick an seinem Sattel, dann schleifte er sie hinter sich über Felder, steinige Wege und unwegsames Gelände. Arbeitende Häftlinge schoss er ab als wäre er auf Entenjagd.

Bundesarchiv, BArch MfS HA IX/11/GStA 75/66
Aufenthaltsermittlung zum ehemaligen Lagerführer des Konzentrationslagers Gusen Friedrich Seidler nach einem Rechtshilfeersuchen der "Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen" bei der Staatsanwaltschaft Köln