Schutzhaftlager Sachsenburg

Schutzhaftlager

Deutschland, Bundesland Sachsen, Direktionsbezirk Chemnitz, Landkreis Mittelsachsen

Eröffnung
02.05.1933

Schließung
Fast alle Häftlinge wurden im August 1937 in das KZ Buchenwald deportiert.

Häftlinge
bis zu 1.400 Häftlinge

Geschlecht
Männer

Einsatz der Häftlinge bei

Art der Arbeit
Die Häftlinge mussten im nahe gelegenen Steinbruch, beim Straßenbau in Frankenberg oder bei der Uferbefestigung der Zschopau Arbeiten

Namensliste der Täter

Bemerkungen
Das KZ Sachsenburg war eines der ersten Konzentrationslager der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland
Laut Schreiben des Geheimen Staatspolizeiamts Berlin vom 09.08.1937 ist das KZ Sachsenburg aufgelöst worden.
Nach unvollständigen Unterlagen, die 1945 im Gemeindeamt Sachsenburg vorlagen, wurden 11 Häftlinge ermordet. Wie viele Menschen infolge der Misshandlungen starben, ist unbekannt.

JA-NEIN Wahl

Eine besondere Rolle in der Geschichte des Widerstandes im Lager Sachsenburg spielte zweifellos das Geschehen um die Abstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund. Diese Wahl – auch als JA-NEIN Wahl bezeichnet – sollte am 12. November 1933 stattfinden und den neuen Machthabern eine weitere Legitimation verschaffen. Im KZ Sachsenburg hatte es der Kommandant so festgelegt, dass die Häftlinge an der Wahl nicht nur teilnehmen, sondern selbst im Wahlausschuss vertreten waren. So wurde Kurt Fischer ehemaliger Stadtrat von Chemnitz und einstiger Vorsitzender des Erwerbslosenausschusses in das Gremium berufen. 1019 Stimmzettel wurden abgegeben. Davon sind 240 von den Wachmannschaften. 516 stimmten für den Austritt, 467 stimmten mit Nein, also gegen den Austritt aus dem Völkerbund und 36 Stimmen waren ungültig. Der Annahme folgend, dass die Wachmannschaften für die Vorstellungen der Hitlerregierung gestimmt hatten, war eine Mehrheit der Häftlinge standhaft geblieben und diese Abstimmung war eine Niederlage für die Nationalsozialisten, die glaubten, die Häftlinge „umerziehen” zu können. Nach dieser Abstimmung folgten verschärfte Haftbedingungen. Karten- und Schachspiel wurden verboten, die Arbeitszeit verlängert und es wurden Gefangene in das Aussenlager Augustusburg und in das KZ Hohenstein verlegt. Besonders bemerkenswert bleibt bei diesem Geschehen, dass es im Vorfeld deutliche Auseinandersetzungen innerhalb der Häftlingsgesellschaft gab.

Max Schwaiger

Herbert Bochow vollbrachte ein Husarenstück des Widerstandes. In der Schreibstube des KZ Sachsenburg tätig erfuhr er, dass der Häftling Schwaiger zur Gestapo nach Berlin verbracht werden sollte. In der Annahme, dass dieser Weg den sichern Tod bedeute beriet er sich mit
anderen Häftlingen des Widerstandes, wie Schwaiger geholfen werden könnte. Der Genosse Schwaiger war von der Gestapo Plauen eingeliefert wurden und unterstand also der Gestapo in Plauen. Als die SA die Schreibstube zu Mittag verlassen hatte setzte sich Bochow an das Telefon und meldete ein Blitzgespräch mit der Gestapo in Plauen an. Dann brüllte er nach SS Manier in den Apparat: „Ihr Weihnachtsmänner in Plauen, wo bleiben eure Entlassungen? Jeder Kreis entläßt, bloß Plauen nicht. Sollen wir hier das Kommunistengesindel fett füttern? Wir wissen gar nicht mehr wohin damit. Schickt endlich die Entlassungen!” Wenige Tage später meldete die Plauener Gestapo die Namen der zu Entlassenden, darunter den Namen von Max Schwaiger.

04.04.1935

am 23.03.1935 wird das KPD Mitglied Haubold Otto von der Gendarmerie Hainichen verhaftet und ins Amtsgericht Hainichen eingeliefert. Am 04.04.1935 wurde er von dort durch den Gendarmerie-Kommissar Wolf, vom Amtsgericht Hainichen, abgeholt und durch einen Pkw-Besitzer namens Hellriegel nach Sachsenburg transportiert. Anlass dazu war ein Schutzhaftbefehl, ausgestellt vom Präsidium der Gestapo in Dresden. Die Fahrt nach Sachsenburg ins Konzentrationslager verlief ohne weitere Zwischenfälle. Eingeliefert wurde er nachmittags gegen 17 Uhr. Während der so genannten Aufnahmeprozedur musste er mit der Nasenspitze an der Wand mit hoch erhobenen Händen dastehen.

zur Person
Otto Haubold am 17.05.1898 in Hainichen geboren, gestorben am 31.08.1966 im Mittweidaer Krankenhaus. Er war Arbeiterkind, hatte 11 Geschwister. War
Kriegsteilnehmer l. Weltkrieg 1916-1918, Westfront. Nach dem 1. Weltkrieg erlernt
er den Beruf des Maurers. Seit Anfang der 20iger Jahre war Otto Haubold Mitglied der KPD Ortsgruppe Hainichen. Im September 1922 heiratete er Hulda Hedwig Hiller.

19.07.1937

Am 19. Juli 1937 verlässt ein Vorkommando (Transport) von 149 Häftlingen das Lager Sachsenburg, um auf dem Ettersberg bei Weimar das KL Buchenwald aufzubauen

Verfahren nach 1945

NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZD 54/3179/03
Ermittlungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den ehemaligen SS-Wachmann im KZ-Lager Sachsenburg Johannes Görner, geb. 16.5.1913, wegen Beteiligung an Misshandlungen von politischen Häftlingen und wegen politischer Tätigkeiten

NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZA 55/1269
Ermittlungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den Kraftfahrer und ehemaligen SS-Wachmann im KZ-Lager Sachsenburg Anton Walter Wagner, geb. 19.06.1914, wegen politischer Tätigkeiten


NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZB 54/041
Ermittlungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den ehemaligen SS-Wachmann in den KZ-Lagern Sachsenburg und Buchenwald Kurt Schmidt, geb. 29.07.1912, wegen politischer Tätigkeiten


NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZB 54/049/01
Ermittlungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den Hochbauingenieur, ehemaligen SS-Scharführer und SS-Wachmann im KZ-Lager Sachsenburg Gotthold Johannes Endesfelder, geb. 23.09.1912, wegen politischer Tätigkeiten

NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZA 55/1486
Entnazifizierungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den Holzmaler und ehemaligen Wachmann im KZ-Lager Sachsenburg Herbert Schlieder, geb. 09.10.1911, wegen Beteiligung an Verhaftungen von politischen Gegnern und wegen politischer Tätigkeiten


NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZA 56/1752
Entnazifizierungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den Nachtwächter und ehemaligen Wachmann im KZ-Lager Sachsenburg Paul Behrenz, geb. 03.01.1892, wegen Beteiligung an Hausdurchsuchungen von politischen Gegnern und wegen politischer Tätigkeiten (Aktion: Turnhalle Leubsdorf 1933)

NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZA 56/1822
Entnazifizierungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den Stuhlmeister und ehemaligen Wachmann im KZ-Lager Sachsenburg Kurt Brunner, geb. 13.03.1909, wegen politischer Tätigkeiten


NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZA 56/1753
Entnazifizierungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den Transportarbeiter und ehemaligen Wachmann im KZ-Lager Sachsenburg, Gerhard Bauer, geb. 18.04.1908, wegen Beteiligung an Hausdurchsuchungen und Verhaftungen von politischen Gegnern und wegen politischer Tätigkeiten

NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZA 55/0967
Entnazifizierungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den Transportarbeiter und ehemaligen Wachmann im SS-Lager Sachsenburg, Paul Richter, geb. 11.03.1905, wegen Beteiligung an Verhaftungen von politischen Gegnern und wegen politischer Tätigkeiten