Untersuchungsgefängnis/Gerichtsgefängnis

Übersicht

Deutschland, Bundesland Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main

früheste Erwähnung
1933

letzte Erwähnung
26.3.1945

Hier wurden in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft politische Gegner sowie Homosexuelle, Bibelforscher und Juden eingesperrt.

Politische Gefangene wurden von den übrigen Gefangenen separiert und in Einzelzellen inhaftiert.

Ausgelegt war das Gefängnis für 280 Gefangene, die auf 200 Zellen Verteilung finden sollten. Allerdings lag die Zahl der inhafierten zwischen 1935 und 1938 durchschnittlich bei 440 Gefangenen. Seit Beginn des Krieges änderten sich die Inhaftierungsgründe. Häufige Vorwürfe waren nun "Hören von Feindsendern" und "Wehrkraftzersetzung". Einige der Gefangenen begingen in ihren Zellen Selbstmord. Gefangene, die in Folge der Haftbedingungen bzw. aufgrund von Folter in dem Untersuchungsgefängnis zu Tode kamen, wurden von der Gestapo gegenüber den Angehörigen der Opfer als "Suizide" angegeben.

Vier Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner wurde das Untersuchungsgefängnis geräumt und die Inhaftierten nach Bamberg verlegt.

02.02.1943

Am 02.02.1943 wird der am 22.09.1874 in Gütersloh geborene Textilhändler Wolf Hermann vom Gerichtsgefängnis Frankfurt am Main Hammelsgasse 6-10 mit einem Einzeltransport, einer so genannten inoffiziellen Deportation, ins KL Auschwitz deportiert. Er kam am 23.10.1943 im KL Auschwitz ums Leben. 2005 wurde vor seinem Wohnhaus in Frankfurt-Eschersheim, Langheckenweg 7, ein Stolperstein verlegt.

Hermann Wolf
geb. 22. September 1874 in Gütersloh
Eltern: Metzger Adolph Wolf (1845-1903) und Amalie Kleeberg (1846-1918)
Hermann war das zweite von elf Kindern. Der Vater war ein Bruder von Emma Löwenstein, geb. Wolf. 1895 zog die Familie aus dem Haus an der Berliner Straße. 1903 wohnten die Eltern im Haus Moltkestraße 4. Hermann heiratete die katholische Josefine Vennen (1884-1966) aus Krefeld. Mit ihr und ihrer Schwester Paula zog Hermann Wolf vor dem Ersten Weltkrieg nach Frankfurt a. M., wo er einen Textilhandel („Spezialhaus für Damenkleiderstoffe“) betrieb. Der älteste Sohn Heinz (1912-1997) wurde katholischer Priester und 1943 als Halbjude im KZ Börgermoor (Emsland) inhaftiert. Der Sohn Günter (1916-1968) wurde ebenfalls Textilkaufmann.
Wegen seiner „Mischehe“ wurde Hermann Wolf verhaftet und im Frankfurter Untersuchungsgefängnis Hammelgasse inhaftiert Am 2. Februar 1943 brachte man ihn im Rahmen eines Einzeltransportes, einer so genannten inoffiziellen Deportation, nach Auschwitz, wo er am 23. Oktober 1943 umgebracht wurde.