Arbeitslager Frauenberg


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Übersicht

Österreich, Bundesland Steiermark, Bezirk Liezen

August 1939 erste Erwähnung

März 1943 letzte Erwähnung

14. August 1939
Eintrag des Gendarmerieposten Admont
Vom Reichsgau Stmk. wurde in der Haltestelle Frauenberg ein Arbeitserziehungslager für asoziale Elemente errichtet. Eingewiesen werden Trinker, Arbeitsscheue und solche Männer, die sich ihrer Unterhaltspflicht entziehen. Sie werden beim Strassenbau zur Verlängerung der Gesäusestrasse Admont-Selzthal beschäftigt. Je nach Arbeitsleistung werden sie entlohnt, bekommen pro Woche aber nur 3 RM Taschengeld, der Rest kommt der Familie zu.
Hat er keine Versorgungspflicht, so wird das Geld vom zuständigen Bezirksfürsorgeverband in einer Sparkasse auf den Namen des Eigentümers eingelegt.
Die Bewachung wird von einer ca. 15 Mann starken SA-Wache besorgt. Das Lager ist schön und praktisch ausgebaut. Der Betrieb in demselben geht auf militärische Art vor sich.

Aus einem Schreiben, des Reichsführer-SS – Inspekteur der Konzentrationslager – an den Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei in Berlin vom 21. Februar 1940.
Frauenberg ist ein vom Landesfürsorgeverband STEIERMARK eingerichtetes Arbeitslager für Arbeitsscheue und Trunkenbolde. Es besteht aus 5 Holzbaracken und ist aufnahmefähig für 300 Häftlinge. Die Arbeitshäftlinge sind ausschließlich Steiermärker, die vom Landesfürsorgeverband STEIERMARK während ihres Lageraufenthaltes für ihre Arbeitsleistung gelöhnt werden (Stunde 27-57 Pfg., abzüglich Verpflegung).
Die Arbeitshäftlinge werden beschäftigt in zwei Steinbrüchen und im Straßenbau.«
»Die Bewachung erfolgt durch die SA, etwa 20 Mann!«

Meldeauskunft des damaligen Gemeindeamtes Aigen
In Beantwortung beigeschlossener Zuschrift kann ich nur berichten, dass Ochsenhofer Engelbert am 30.04.1942 in das hiesige Arbeitslager für Asoziale eingewiesen wurde und am 20.07.1942 sich nach Kindberg abmeldete. Ochsenhofer hatte hier nicht seinen ständigen Aufenthalt, sondern musste denselben unfreiwillig nehmen.
Der Bürgermeister

In Danuta Czechs Werk "Auschwitz-faschistisches Vernichtungslage" wird die Entstehungsgeschichte dokumentiert:
Zitat: Um zu einem endgültigen Entschluss zu kommen, an welchem Ort das geplante Lager errichtet werden sollte, hat der Reichsführer SS Himmler am 1. Februar 1940 eine Inspektion der folgenden Objekte angeordnet: des Polizeigefängnisses in Welzheim, des Durchgangslagers Kislau (beide im Bereich des Höheren SS-und Polizeiführers Südwest); des Lagers in Frauenberg bei Admont (im Bereich des Höheren SS-und Polizeiführers Alpenland), des Lagers in Sosnowitz Ost, Oberschlesien und des Lagers in Auschwitz, Oberschlesien.
Ausgewählt wurde letztlich Auschwitz.

Heute erinnert so gut wie nichts mehr an das AEL Frauenberg, das ab 1943 eine neue Funktion erhielt: es diente dann der sogenannten Wehrertüchtigung junger Männer. Nach dem Krieg waren noch kurze Zeit Flüchtlinge dort untergebracht, bald aber wurden die Baracken abgerissen. Heute stehen auf dem ehemaligen Lagergelände Einfamilienhäuser.

Arbeitslager Frauenberg war als KZ angedacht
Eines der vielen vergessenen Lager aus der Zeit der NS-Herrschaft befindet sich in Aigen bei Admont (Bezirk Liezen). Das Arbeitserziehungslager Frauenberg wurde 1940 sogar auf seine Tauglichkeit als größtes KZ der Nazis überprüft.

Nach Wallfahrtskirche benannt
Es war eines der ersten Arbeitserziehungslager im sogenannten Dritten Reich, das AEL Frauenberg. Angesiedelt in Aigen bei Admont wurde es nach der benachbarten Wallfahrtskirche benannt.

Bis zu 300 Männer arbeiteten und schliefen im AEL in Admont.
Insassen waren "Asoziale"
In den Holzbarracken war Platz für bis zu 300 inhaftierte Männer. Sie wurden unter SA-Bewachung gezwungen, am Ausbau der Verbindungsstraße von Admont nach Selzthal zu arbeiten. Im Jargon der NS-Zeit waren die Insassen des Lagers "Asoziale".

In einem Gendarmerieprotokoll aus dem Jahr 1939 steht, dass in das Lager Trinker, Arbeitsscheue und solche Männer eingewiesen werden, die sich ihrer Unterhaltspflicht entziehen. Doch die heute 78 Jahre alte Josefa Prentner, die als Kind neben dem Lager wohnte, erinnert sich anders: "Es waren Hitler-Gegner, die die gegen Hitler rebelliert haben."

Himmler ließ Frauenberg überprüfen
1940 geriet das Arbeitserziehungslager Frauenberg ins Visier der allerschlimmsten Nazi-Größen. SS-Führer Heinrich Himmler ordnete bei der Standortsuche für ein großes KZ die Überprüfung von einigen wenigen Lagern im gesamten deutschen Reich an, darunter auch Frauenberg bei Admont. Ausgewählt wurde letztlich Auschwitz.

AEL bestand bis 1943
Warum das Lager Frauenberg als KZ-Standort erst angedacht und dann von der SS wieder ausgeschlossen wurde, ist historisch ungeklärt. Das AEL Frauenberg bestand bis 1943. Anrainer Ernst Leimer erinnert sich: "Die sind zusammengezogen worden und mussten hier arbeiten. Mitte des Krieges hat sich das aufgelöst."

Bürgermeister will Hintergrund dokumentieren
Heute weist so gut wie nichts mehr auf das Lager hin, auf dem Gelände stehen Einfamilienhäuser. Der Bürgermeister Günther Posch zeigt Bereitschaft, sich der Vergangenheit zu stellen: "Ich würde es korrekt finden, ohne das zu bewerten, dass man es für die Geschichte eines Ortes aufarbeitet und in irgendeiner Form dokumentiert."

Gesicherte Daten und Fakten zum NS-Lager Frauenberg
Zum NS-Lager Frauenberg gibt es einerseits gesicherte Daten und Fakten und andererseits Aussagen und Behauptungen, deren Inhalt aus Sicht der Autorin als ungesichert, bzw. als widersprüchlich zu bewerten ist. Gesichert ist,
dass das Lager Frauenberg im Ennstal situiert war,
dass es im Jahr 1940 errichtet und im Jahr 1943 endgültig geschlossen wurde,
dass die namentliche Bezeichnung des Lagers von der weithin sichtbaren Kirche in Frauenberg an der Enns abgeleitet wurde,
dass das Lager Frauenberg als Männerlager geführt wurde,
dass es vom Gendarmerie-Bezirksleutnant Rudolf Hofer kommandiert wurde,
dass die Lagerinsassen zwangsweise auf einer Baustelle arbeiten mussten,
und dass der steirische Reichsstatthalter Uiberreither das Lager im Jahr 1940 in einem Schreiben an seinen Amtskollegen Eigruber quasi gaugrenzüberschreitend zur Einweisung von „Asozialen“ bewarb, um freie Lager-Kapazitäten zu nutzen.