Nesselröden

Herleshausen liegt nördlich eines Abschnitts der Grenze zu Thüringen in dem waldreichen Gebiet zwischen Ringgau im Nordwesten und Thüringer Wald mit dem Naturpark Thüringer Wald im Südosten. Es befindet sich zwischen der Werra im Süden und der A 4 im Norden.
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Herleshausen,
Wommen, Nesselröden, Breitzbach, Unhausen, Holzhausen, Markershausen, Altefeld, Archfeld, Willershausen und Frauenborn.

Herleshausen grenzt im Norden an
Ringgau (Werra-Meißner-Kreis) und Ifta (Wartburgkreis in Thüringen), an Creuzburg und die Gemeinde Krauthausen (beide im Wartburgkreis), an die thüringische kreisfreie Stadt Eisenach, an die Gemeinde Gerstungen (Wartburgkreis) sowie an die Stadt Sontra (Werra-Meißner-Kreis).

Herleshausen wurde im Jahre
1019 erstmals in einer Schenkungsurkunde erwähnt. In dieser Urkunde wurde der Ort dem Kloster Kaufungen übereignet, unter dessen Verwaltung das Dorf bis zur Säkularisierung im Jahre 1521 verblieb. Danach kam es an die Landgrafen von Hessen-Kassel, die es als Lehen an verschiedene Herren weiter gaben. Ins Licht einer breiteren Öffentlichkeit trat der Ort nach dem Zweiten Weltkrieg, als bei Herleshausen einer der Grenzübergänge in die DDR errichtet wurde. Am 16. Januar 1956 traf hier der letzte Eisenbahntransport mit 602 Spätheimkehrern aus russischer Kriegsgefangenschaft ein.


Nach der Einführung der Reformation und der Säkularisierung der Klöster in Hessen gab Landgraf Philipp der Großmütige das Gut Herleshausen seinem Truppenführer Georg von Reckerode zum Lehen, der sich dort im Jahr 1539 das Schloss „Steinstock“ baute. Nach Reckerodes Tod 1558 folgte ihm als Lehnsmannen die Familie von Wersebe, die die Anlage durch den Anbau von zwei Flügeln vergrößerten. Als die Wersebes 1678 im Mannesstamm ausstarben, fielen Schloss und Gut Herleshausen als erledigtes Lehen an Landgraf Karl von Hessen-Kassel zurück, der es seinem Bruder Philipp zunächst als Lehen und später zum Eigentum übertrug. Seitdem sind Schloss und Gut im Besitz der Familie Hessen-Philippsthal-Barchfeld. 1821 erhielt das Schloss den Namen „Augustenau“, nach der früh verstorbenen Gemahlin des Landgrafen Carl, Auguste von Hohenlohe-Ingelfingen.


In Nesselröden bestand eine jüdische Gemeinde bis 1937/38. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1744 werden drei jüdische Familien am Ort genannt; aus den Daten der ab ca. 1823 geführten Sterberegistern lassen sich Geburten in Nesselröden bis in die Zeit um 1750 zurückrechnen. Möglicherweise waren auch bereits vor dem 30-jährigen Krieg jüdische Familien unter dem Schutz der Herren Treusch von Buttlar ansässig (diese nahmen im benachbarten Wommen schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mindestens eine jüdische Familie auf).

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1835 76 jüdische Einwohner, 1861 107 (22,7 % von 472), 1871 97 (21,4 % von 454), 1885 56 (12,8 % von 436), 1895 57 (13,2 % von 432), 1905 45 (12,4 % von 364). Die jüdischen Familienvorsteher verdienten den Lebensunterhalt als Vieh- und Pferdehändler; einige betrieben Textilhandel. In der 1. Hälfte beziehungsweise in der Mitte des 19. Jahrhunderts werden darüber hinaus genannt: ein jüdischer Buchbinder, zwei Metzger, ein Bäcker, ein Schuster und ein Baumwollweber.

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (im Gebäude der Synagoge; bis nach 1900 Israelitische Elementarschule, danach Privat-Elementarschule, vgl. Ausschreibung der Lehrerstelle von 1907, später noch Religionsschule), ein rituelles Bad (in einem kleinen Gebäude im Hof hinter der Synagoge) und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Um 1825 wird ein Vorsänger Falk Müller genannt; damals war Marcus Wolf Gemeindeältester (Vorsteher). Unter den Lehrern sind bekannt: um 1866 L. Müller (Quelle), Isaac Eichengrün aus Niedenstein (Lehrer in Nesselröden 1875 bis zu seinem Tod 1878, erst 52 Jahre alt; zuvor war Eichengrün Lehrer in Meimbressen gewesen). 1893 sollte die jüdische Elementarschule bereits geschlossen werden, da es nur noch 10 bis 11 Schüler gab. Da zwischen 1879 und 1893 jedoch 24 jüdische Kinder geboren waren, blieb die Schule weiter bestehen, zuletzt (1907/08) noch als private Elementarschule. 1901 hatte die Schule etwa 10 Kinder.
Die Gemeinde gehörte zum Kreisrabbinat Eschwege innerhalb des Rabbinatsbezirkes Niederhessen mit Sitz in Kassel.


1933 lebten 14 jüdische Personen in Nesselröden. In den folgenden Jahren sind fast alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Der letzte Gemeindevorsteher Wilhelm Katz konnte nach England auswandern. 1937 waren noch 10 jüdische Personen am Ort, 1938 fünf. Diese mussten die Ausschreitungen beim Novemberpogrom 1938 miterleben. Dabei wurden an ihren Wohnhäusern die Fensterscheiben eingeschlagen. Bis 1940 werden noch zwei jüdische Einwohner genannt, die offenbar mit den letzten jüdischen Einwohnern von Herleshausen deportiert wurden. 


im 1. Weltkrieg gefallene Soldaten jüdischen Glaub

Unteroffizier Siegmund Buchheim * 27.6.1892 Gilsa, gef. 11.11.1916

Max Nußbaum * 19.5.1881 Mittelsinn, gef. 06.07.1917



Mitbürger aus Nesselröden die zwischen 1933-1945 verfolgt und deportiert wurden


Sch

Schlösser Emma geb. Wolf
* 18.03.1899 Nesselröden
 
Witten
Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Landkreis Ennepe-Ruhr-Kreis
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Deportation
13.12.1941 Münster – Ghetto Riga
Todesdatum/-ort für tot erklärt