Deutschland 1944

Deutschland Februar 1944

Vlotho-Uffeln: Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Detmold, Kreis Herford
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24.02.1944
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Der geplante amerikanische Luftangriff an dem eiskalten Wintertag 1944 mit dem strahlend blauen Himmel richtete sich gegen das deutsche Bahnnetz, hier gezielt gegen die Eisenbahnbrücke zwischen Uffeln und Vlotho. Hierbei wurde ein amerikanischer Bomber durch eine deutsche Flugzeugbesatzung abgeschossen.
Die zehn Insassen des Bombers erlitten unterschiedliche Schicksale: fünf junge Soldaten konnten mit Fallschirmen abspringen, fünf weitere verbrannten nach dem Absturz der Maschine. Vier der Fallschirmspringer landeten auf dem Amtshausberg in der Nähe der Burg, einer im vereisten Kiesteich in Uffeln im Höfen. Über diesen Soldaten, der sich zunächst retten konnte und dann doch im Kiesteich ertrank, wissen alte Uffelner mehr: Der im eiskalten Wasser treibende Mann schrie verzweifelt um Hilfe Help, help. Die umstehenden Schaulustigen halfen allerdings nicht. Der damalige Ortsgruppenleiter Heinecke stand ebenfalls am Kiesteichufer und befahl drohend: Lat´n ersupen! (Lasst ihn ertrinken). Hinzugefügt haben soll er noch Sonst schlag eg jau doot med dem schuten (sonst schlag ich euch mit der Schaufel tot). Keiner der Umstehenden wagte es, dem Amerikaner zur Hilfe zu kommen. Erst als der Fallschirm sich nicht mehr bewegte, habe man den Fallschirm und später den Ertrunkenen aus dem Wasser gezogen.
 

Deutschland August 1944

Hohenhausen Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Detmold, Kreis Lippe
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05.08.1944
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Am 05.08.1944 war ein B 24 Liberation- Bomber in Hohenhausen abgestürzt.
Ein amerikanischer Soldat verlor sein Leben, ein anderer wurde verletzt, fünf weitere konnten sich durch Fallschirmabsprung retten. Der verletzte Amerikaner wurde der Wehrmacht überstellt, die fünf unverletzt gebliebenen Besatzungsmitglieder
wurden von der örtlichen Polizei in Hohenhausen festgenommen, bei einem Bauern eingesperrt und verhört. Heinrich Jürgens, jetzt amtierender Kreispolizeileiter, war von der Hohenhauser Wache hierüber informiert worden und zum Ort des Geschehens
gefahren. Er verhörte, der englischen Sprache unkundig, kurz die Amerikaner und verließ dann das Bauernhaus. Nach
übereinstimmender Aussage der zwei Polizisten und eines Hilfspolizisten der örtlichen Feuerwehr erteilte er beim Weggehen den Befehl:
Wenn ich wiederkomme, will ich keinen von denen da mehr am Leben sehen. Gegen die ausdrücklichen Befehle zur
Behandlung Kriegsgefangener Piloten fremder Luftstreitkräfte befahl Jürgens nach diesen Aussagen Lynchjustiz an den fünf Amerikanern.
Der SS-Mann (Jürgens) verließ daraufhin Hohenhausen. Die drei Polizisten führten die entwaffneten US Soldaten in zwei Gruppen hinter die Scheune des Bauernhofes und ermordeten sie durch Genickschüsse. In der Nacht verscharrten sie die Leichen auf dem Friedhof.
Der Horner Ortsgruppenleiter Heinrich Jürgens war hierfür nach den übereinstimmenden Aussagen seiner Untergebenen
vor dem amerikanischen Militärgerichtshof in Dachau verantwortlich.
Die drei Polizisten wurden vom amerikanischen Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Heinrich Jürgens jedoch
blieb unbestraft. Er tauchte 1945 unter, kehrte dann Mitte der 50er Jahre in seine alte Heimat zurück und verbrachte seinen Lebensabend unbehelligt in Holzhausen-Externsteine.
Offenbar hatten weder die deutsche Justiz noch andere Mitwisser der Vorfälle Interesse an einer weiteren Aufklärung
der Verantwortung für diese Morde.
 
 
Hartmannsorf (Gera): Thüringen, Landkreis Greiz, Gemeinde Hartmannsorf
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24.08.1944
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Im Zusammenhang mit amerikanischen Luftangriffen am 24.08.1944 gegen 12.30 Uhr, kam es zum Absturz eines amerikanischen Flugzeuges. Es handelte sich um einen Bomber der 750 th Bomb Sqn 457 Bomb Group - Typ: Boing B 17, mit 9 Besatzungsmitgliedern. Fünf Besatzungsmitglieder konnten abspringen. Der Flieger stürzte dann bei Hartmannsorf (Gera) ab.
Einer der abgesprungenen Besatzungsmitglieder landete auf einer Wiese zwischen Weißenborn und Tautenhain. In der Nähe befand sich eine Flakstellung der Wehrmacht zum Schutz der MUNA. Deren Besatzung wollte den Soldaten festnehmen.

Inzwischen war eine Reihe von Personen vor Ort. Darunter der Polizist Karl Senf. Der Polizeibeamte war für mehrere Ortschaften (Weißenborn, Tautenhain, Hermsdorf) zuständig. Dieser übernahm den amerikanischen Soldaten, S/Sgt Edward Sauniers. Der Amerikaner ist später aus nicht geklärten Umständen ums Leben gekommen.

Am 13.04.1945 besetzten die Amerikaner Hermsdorf.
Die Einwohner auch die Polizeibeamten, mussten sich auf den Rathausplatz einfinden. Nach einiger Zeit ging einer der Anwesenden auf die Gruppe Amerikaner zu, und redete auf sie ein wie ein, hierbei deutete er auf den Polizisten Senf. Die Amis stürzten auf Senf zu, nach einer kurzen Debatte stellten sie ihn an die Mauer zum Grundstück Beier, mit dem Gesicht zur Mauer. Hier sollte der Polizist Senf auf dem Rathausplatz hingerichtet werden. Dann schossen sie mehrmals auf ihn.
Später schleppten sie ihn in den Feuerwehrgeräteschuppen. Spät abends wollte der Brandmeister der Feuerwehr, Sachen in den Geräteschuppen bringen, da hörte er Stöhnen und fand Herrn Senf.
Der Mann rief eine der DRK Helferinnen aus dem Sanikeller, dieser war im Hermsdorfer Rathaus untergebracht, und sagte zu ihr, dass Herr Senf noch lebt. Die DRK Helferin unterrichtete Albrecht Schröder den DRK Leiter. Dieser ging zum Kommandeur der Amerikanischen Einheit und fragte, ob sie die Genfer Konvention anerkennen. Auf das Ja der Amis ist ein zum Tode verurteilter, der die Hinrichtung / Erschießung überlebt, frei.
Sie haben dann Herrn Senf in den Saniraum geholt, seine Wunden versorgt. Es waren mehrere Schusswunden, 1 Lungendurchschuss links, 1 Schuss ins Bein, einer durch die Hand, den im Oberschenkel bemerkten wir, als wir ihn die Hose wieder anziehen wollten. Die Amis hatten vergessen, dass Herr Senf mit dem Gesicht zur Wand stand, das Herz deshalb auf der anderen Seite war und das war sein Glück.
Nach einigen Tagen haben wir ihn und noch einen Verwundeten ins Krankenhaus Eisenberg gebracht. Herr Senf hat Gott sei Dank noch lange überlebt. Er verstarb in den 60er Jahren im Kreis Stadtroda.
 
 
Rüsselsheim: Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Groß-Gerau
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26.08.1944 gegen 8 Uhr Morgens
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Das Massaker von Rüsselsheim  
 
Ginnheim: Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main, Amt Ginnheim
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21.11.1944
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Am Dienstag, dem 21. November 1944, flogen amerikanische Bomber von einem Luftangriff in Merseburg nach England zurück. Eine B 17 flog auffallend niedrig über Frankfurt in Richtung Heddernheim. Mit einer einzigen Salve der Flak von Praunheim wurde die Maschine zum Absturz gebracht. Sieben Besatzungsmitglieder sprangen mit ihren Fallschirmen ab. Zwei davon landeten in der Nähe des Ginnheimer Wäldchens.
Sie wurden von Polizisten und Soldaten gefangen genommen. Der NSDAP-Ortsgruppenleiter von Ginnheim, Lehrer Clemens Wiegand (45), erschoss sie auf der Stelle, mit dabei war auch der Ortsgruppenleiter von Hausen. Die Toten wurden auf dem Hauptfriedhof beerdigt. Gott sei Dank kam es danach doch zu keinem Vergeltungsangriff auf Ginnheim. Aber Lehrer Wiegand wurde durch ein US-Militärgericht verurteilt und am 10. Januar 1946 in Bruchsal gehängt.