Brücher Wilhelm

Wilhelm Brücher wurde am 24.November 1899 in Medebach im Sauerland als Sohn eines mittleren Beamten geboren. Er war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Ortsverein Dülmen, ab Oktober 1928, und wohnte in Dülmen auf dem Osthover Weg.
Verheiratet war er mit Elly Brücher, Mitglied der SPD ab Februar 1946. Seit 1936 stand Brücher unter der ständigen Kontrolle der Gestapo. Kurz vor seinem 47. Geburtstag wurde Wilhelm Brücher durch die Militärregierung mit Wirkung vom 1. Februar 1946 an zum kommissarischen Bürgermeister der Stadt Dülmen ernannt.
Bis zu diesem Tage lag ein steiniger politischer Weg mit vielen persönlichen Gefährdungen und leidvollen Erfahrungen hinter ihm.

Verfolgung durch die Nationalsozialisten
In Dülmen, wie überall, gingen die Nationalsozialisten mit dem politischen Gegner nicht zimperlich um. Immerhin bestand schon seit 1927 eine Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Dülmen, gegründet durch die Brüder Franz und Julius Bielefeld.
So kam Dülmen in den Ruf, eine der ersten Ortsgruppen der NSDAP im Münsterland gegründet zu haben. Ab dem August 1931 gab es in Dülmen regelmäßig politische Ausschreitungen.
Am 22. Juli 1932 wurde dabei der Reichsbannermann Wilhelm Ricker von Mitgliedern der Dülmener und Halterner NSDAP durch einen Beckenschuss getötet. Strafverfahren sind gegen die Täter nie eingeleitet worden, obwohl die Namen bekannt waren und genügend Zeugen ausgesagt hatten.

Überfall auf Wilhelm Brücher
Am 17. März 1933 besuchte Brücher seinen Freund Anton Surmann auf der Sendener Straße, um sich ein Aquarium anzusehen. In der Wohnung von Surmann wurde er von dem Schutzmann Schmidt verhaftet.
Schmidt: „Im Namen des Gesetzes, Sie sind verhaftet.“ Brücher entgegnete und berichtet: „Wenn Sie mich in ihrer Eigenschaft als Polizeibeamter verhaften, haben Sie einen Haftbefehl? Kurz nach dem Schutzmann erschien der SA-Mann
Franz Bielefeld, und damit war klar, wer hinter der Verhaftung stand. In der Wohnung befanden sich noch Antonius Hörbelt, der damalige SPD-Parteisekretär, und Paul Lettner. Dann ging es in die Stadt hinein, bis zur Ecke Kötteröde, wo ein gewisser Wiesmann aus dem Haus geholt wurde. Man schleppte alle in Richtung Neustraße (heute Borkener Straße) bis zum Hinderkingsweg. Auf dem Weg sah ich noch den Pferdemetzger Walter Mölleck, der später Polizeibeamter geworden ist, weil er ein so braver SA-Mann war. Franz Bielefeld fragte Mölleck nach einer Pistole, er gab ihm eine Pistole 08.

Bei den späteren Vernehmungen nach 1945 hat dieses jedoch Mölleck geleugnet. Dort wollte man sie in das Gerätehaus des Försters Lücke bringen. Da das Gerätehaus verschlossen war, wurden sie dort mit Totschlägern und Tritten in den Unterleib und Schlägen auf den Kopf verletzt.
Zugetreten hat Franz Bielefeld und besonders hart geschlagen hat Schmülling aus der Heinrichstraße, seine Frau war ja so rührig in der NS-Frauenschaft tätig. Mit einem Totschläger haben sie zugeschlagen. Schmülling hatte ein Stück dickeres Drahtseil, unten mit einer Kugel und mit einer Schlaufe an seinem Handgelenk. Er schlug auf meinen Rücken und die Füße. Ich bin dann aus dem Park ausgerissen, mit Todesangst. Ich habe gedacht, die schlagen dich tot. Mit letzter Kraft habe ich einen umgestoßen, der ist später als Leutnant gefallen, so ein kleiner ganz widerlicher Kerl mit stechenden Augen von der Dortmunder Straße.
Der rief mir noch hinterher: „Bleib stehen, oder ich schieße.“ Ich bin dann zu einem Haus am Parkeingang am Hinderkingsweg, dort wohnte Max Mutschalk. Der machte die Tür auf, hatte aber ein Beil in der Hand. Ich kannte ihn aus dem Reichsbanner. Ich glaube, wenn ich ein Nazi gewesen wäre, der hätte zugeschlagen, er war ein stabiler Kerl und Heizer bei Bendix. Mit letzter Kraft konnten Hörbelt, Wiesmann und Brücher entkommen und sich verstecken. Wilhelm Brücher schätzte später nach 1945 die Zahl seiner Peiniger auf ca. 15 bis 18 Personen. Die drei Opfer lagen im Kreis und wurden von den umstehenden Nazis unter Führung von Franz Bielefeld schwer misshandelt.

Verhaftung Wilhelm Brücher
Am 24. Februar 1936 wurde Wilhelm Brücher der spätere Kommissarischer Bürgermeister der Stadt Dülmen von Februar bis Oktober 1946, durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) an seiner Arbeitsstätte, der Futtermittelhandlung Bockhoff und Co. in Stadtlohn, verhaftet.
Ihm wurde vorgeworfen, illegales Informationsmaterial der Exil-SPD von den Niederlanden nach Deutschland gebracht zu haben und für die Verteilung gesorgt zu haben. Er wurde in der Zeit vom 21. Februar bis zum 1. September 1936 im Gestapogefängnis in Recklinghausen und vom 1. September bis zum 1. November 1936 im Gefängnis in Hamm festgehalten.