Guxhagen (Kloster Breitenau)

Arbeitserziehungslager (Breitenau)

Gebiet:
Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Schwalm-Eder-Kreis
Guxhagen liegt etwa 15 Kilometer südlich von Kassel zwischen den Naturparks Habichtswald und Meißner-Kaufunger Wald an der Fulda.

Im Mai 1940 errichtete die Gestapo Kassel unter dem Leiter Rudolph Korndörfer in Breitenau ein zentrales Arbeitserziehungslager für den gesamten Regierungsbezirk Kassel.

Das Arbeitserziehungslager wurde von der Gestapo Weimar mitbenutzt.
Außerdem diente es den Gestapostellen Kassel und Weimar zur Inhaftierung von deutschen Gefangenen, die überwiegend aufgrund ideologischer Verstöße verhaftet worden waren und bei denen teilweise Anträge auf Einweisung in Konzentrationslager liefen.
Während die meisten der ausländischen Gefangenen nach einer Haftdauer von ein bis zwei Monaten in Breitenau wieder zum Arbeitseinsatz in die Industrie oder in die Landwirtschaft kamen, wurden etwa ein Fünftel von ihnen durch die Gestapo in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Dies geschah oftmals dann, wenn sie Sabotage oder aktiven Widerstand begangen hatten.

Etwa 8.500 ausländische und deutsche Gefangene waren dort im Verlauf des Krieges inhaftiert, wodurch das AEL Breitenau zur wichtigsten Gestapo-Haftstätte für ganz Nord- und Osthessen wurde. Insgesamt wurden durch die Kasseler Gestapo
etwa 1.300 ausländische Gefangene des AEL Breitenau in verschiedene Konzentrationslager deportiert.
Neben den über 6.000 ausländischen Gefangenen wurden von der Gestapo Kassel in das AEL Breitenau während des Krieges auch etwa 1.800 deutsche Gefangene eingewiesen (und etwa 200 von der Gestapo Weimar). Unter den inhaftierten Deutschen befanden sich auch etwa 100 Frauen, die aufgrund von Liebesbeziehungen mit polnischen Zwangsarbeitern verhaftet worden waren. Diese Beziehungen wurden vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Rasseideologie massiv verfolgt. Die Frauen wurden in den meisten Fällen in das Konzentrationslager
Ravensbrück deportiert, die polnischen Männer wurden in zahlreichen Fällen hingerichtet.
Weiterhin befanden sich unter den deutschen Gestapo-Gefangenen in Breitenau auch etwa 200 Juden und Jüdinnen. Sie waren vor allem verhaftet worden, weil sie sich nicht an NS-Verordnungen gehalten hatten, z. B. den Judenstern nicht getragen oder weiterhin Beziehungen zu christlichen Deutschen unterhalten hatten, die dann meist auch inhaftiert wurden.
Unter ihnen befand sich die jüdische Ärztin Lilli Jahn, Mutter des späteren Bundesjustizministers Gerhard Jahn, sie wurde am 30. August 1943 nach Breitenau gebracht und im März 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Bei sämtlichen Deportationen war das Referat II D (Schutzhaft) mit Kriminalinspektor und SS-Untersturmführer Ernst Sch. als Leiter eingeschaltet. Außerdem wurden auch hierbei andere Behörden als Hilfsorgane benutzt. So waren in die Deportationsabläufe das Polizeipräsidium in Kassel, die Bediensteten des Arbeitserziehungslagers Br eitenau, das Bürgermeisteramt Guxhagen, das Landratsamt in Melsungen als Kreispolizeibehörde, die Reichsbahn mit Gefangenenwagen und der Regierungspräsident für die Transportabrechnung einbezogen

Der Lageralltag war geprägt von Terror, Misshandlungen und Schikanen. Die Gefangenen mussten schwer arbeiten, viel hungern und hatten in den Wintermonaten extrem unter der Kälte zu leiden.

Am Gründonnerstag, dem 29. März 1945, wurde das AEL Breitenau schließlich aufgelöst und etwa 700 Gefangenen evakuiert. Zweihundert Gefangene wurden mit einem Zug in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht und die meisten anderen unter Bewachung von Schutzpolizei in größeren Gruppen Richtung Nordosten geführt.
Dort verlieren sich ihre Spuren


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