Bremen Rembrandtstraße 25

Judenhaus

Im April 1939 wurde den Juden per Gesetz der Besitz an Wohneigentum untersagt, sie wurden enteignet. Um Aufsehen zu vermeiden, wenn massenhaft Juden auf der Straße gesessen hätten, wurden sie in sogenannte Judenhäuser ein. Auf Bremer Stadtgebiet sind nachweislich bekannt. Diese Häuser können auch als kleine Ghettos bezeichnet werden.

Der jüdische Kaufmann Jacob Michel kaufte das Haus 1911 und wohnte hier mit seiner Frau Auguste und seinen zwei Töchtern. Er betrieb eine Waren-Agentur und hatte sich hierdurch einen gewissen Wohlstand und Ansehen erworben.
Mitte der zwanziger Jahre zogen seine Tochter Lili und ihr Mann Paul Brady, Inhaber eines Textilgeschäftes ein. Jacob Michel starb bald nach der Machtergreifung der Nazis. Im Juli 1938 beantragte Paul Brady die Genehmigung zur Verbreiterung des Balkons und erhielt diese auch.
Einen Monat, nachdem in Bremen am 8./9. November 1938 die Synagoge gebrannt hatte und fünf Bremer Juden von SA-Kommandos ermordet worden waren, emigrierten Brady und seine Frau in die USA.
Am 24. Oktober 1941 wurde die bis dahin legale und von den Nazis sogar geförderte Abwanderung von Juden ins Ausland verboten. Kurz zuvor gelang es Auguste Michel, im Alter von 67 Jahren, am 2. September 1941 nach Kuba auszuwandern. Sie gehörte zu den 18 letzten der 922 Juden, die seit 1933 Bremen in Richtung Ausland verließen. Ihr nicht unbeträchtliches Vermögen ging dabei verloren, aber sie rettete ihr Leben, das sie 1948 im Haus ihrer beiden Töchter auf Long Island bei New York beschloss.

Als einziges Haus in der Rembrandtstraße wurde ausgerechnet das Haus Rembrandtstraße 25 gemeinsam mit seinen Nachbarhäusern von einem schweren Bombentreffer völlig zerstört. Es wurde erst 1954 an gleicher Stelle wieder aufgebaut.

Bewohner des Hauses Rembrandtstraße 25.
seit dem 4. September 1939 bis zu ihrer Deportation Hedwig Schartenberg. Sie war von Beruf Stütze (Haushaltshilfe).

Die verwitwete Röse Josephs. Das Ehepaar Carl Max Joseph und seine Frau Röse musste seine Kaffeerösterei in der Osterstraße 1938 verkaufen.

Cäcilie Josephs musste am 29. Februar 1940 von der Kohlhökerstraße, Wilhelm Josephs, vermutlich ihr Schwager, am 3. Februar 1940 einziehen.

Willi Manne, Inhaber eines Bijouteriegeschäftes in der Obernstraße mit Frau Luzi und dem 1919 geborenen Sohn Norbert. Die Familie musste Ende 1939/Anfang 1940 aus der Hohenlohestraße aus- und in die Rembrandtstraße 25 einziehen. Allein dem Sohn Norbert gelingt die Ausreise nach Uruguay. Er lebt 88-jährig nach Deutschland zurückgekehrt in Hannover.

Das Ehepaar Paula und Isidor Keller mit ihren 1912 bzw. 1914 geborenen Söhnen Harry und Siegfried.
Kellers besaßen in der Sögestraße ein Haus, in dem Spitze verkauft wurde. 1938 wurde das Geschäft zwangsverkauft. Die Söhne wanderten 1937 bzw. 1938 nach England bzw. Uruguay aus. Nachdem Isidor Keller 1938 vorübergehend im KZ Sachsenhausen gelandet war, wollten er und seine Frau auch nach Uruguay auswandern. Sie verkauften ihre Häuser in der Richard-Wagner-Straße und in der Hagensstraße für einen Spottpreis und landen kurz vor ihrer Deportation in der Rembrandtstraße 25. Paula Keller war die Schwester von Luzi Manne.

Am 01.November 1941 mußte die Familie
Friedemann sowie Löwenstein ins Judenhaus einziehen
Friedemann Louis * 08.10.1871 Steyerberg, Deportation 18.11.1941 Hamburg – Ghetto Minsk, Todesdatum/-ort 28.07.1942 Ghetto Minsk

Friedemann Lina geb. Hornberg * 03.10.1870 Obermarsberg, Deportation 18.11.1941 Hamburg – Ghetto Minsk, Todesdatum/-ort 28.07.1942 Ghetto Minsk

Friedemann Ernst * 31.12.1899 Rotenburg (Hann.), Deportation 18.11.1941 Hamburg – Ghetto Minsk, Todesdatum/-ort 28.07.1942 Ghetto Minsk

Löwenthal Ilse geb. Friedemann * 16.05.1904 Rotenburg (Hann.), Deportation 18.11.1941 Hamburg – Ghetto Minsk, Todesdatum/-ort 28.07.1942 Ghetto Minsk

Löwenthal Arnold * 13.03.1898 Bremen-Vegesack, Deportation 18.11.1941 Hamburg – Ghetto Minsk, Todesdatum/-ort 28.07.1942 Ghetto Minsk

Berta Wüstenbecker, geb. Feiczewicz, war Witwe eines Bilderrahmen-Fabrikanten in der Hankenstraße. Sie heiratete erneut und zog nach Hamburg. Dem 1920 geborenen Sohn Kurt gelang die Auswanderung in die USA. Der 1921 geborene Rolf zog, als seine Mutter nach Hamburg heiratete, zur Familie Friedemann in die Rückert- und mit dieser in die Rembrandtstraße 25. Berta Wüstenbecker zog am 13 November 1941 vier Tage vor ihrem gemeinsamen Abtransport nach Minsk! zu ihrem Sohn in die Rembrandtstraße 25.

Hedwig Schartenberg zog am 4. September 1939 ein.

Alle zu diesem Zeitpunkt noch im Haus Wohnenden wurden am 18. November 1941 gemeinsam mit über 400 anderen Bremer Juden ins Ghetto Minsk deportiert (das Amt nannte das Evakuierung).

Viele Ihrer Nachbarn haben das mitbekommen und nichts unternommen. Sie waren ja gute Deutsche.

Weitere Judenhäuser
Elsässer Straße 114
Nordstraße 210