Kein Vogel pfeift
Im toten Wald;
Und Nebel streift,
durchnässt und kalt.

Die Nacht ist blind;
Der Tag ist grau.
Wo ist ein Kind,
wo eine Frau?

In schwarzen Buchen
Heult und höhnt der Wind
Um Weimars Hügel tanzt der Schnee im Sturm.
Es grinst der schwarze Tod vom Wächterturm.

Zwölftausend Männer frieren beim Appell;
Im Mikrophon lärmt eine Stimme grell.
Zwölftausend Männern bellt der Ruf ins Ohr:
Sofort die Leichenträger an das Tor!
Um kahle Schädel tobt der Wintersturm.
Es grinst der schwarze Tod vom Wächterturm.

Kein Mitleid fällt uns an.
Woher auch Tränen nehmen
Auf diesem Berg,
in dieser Zeit?

Um dunkle Buchen
Kahl wie Besen,
treibt der Sturm
Nebelfetzen.

Beim Appell werden Nummern verlesen,
keine Namen.
Und wer am Morgen noch da war –
Ist am Abend vielleicht schon
Vergessen, gewesen.

Von diesem heisst es:
Ging über den Rost;
Von jenem:
Im Steinbruch erschossen.

Kumpel, Genossen!
Wir sind vergessene Leute
Eine Stunde von Weimar –
In diesem heroischen Heute.

(Buchenwald 1941)