Auschwitz, 16. Januar 1945

1. Altmaterialsammlung
Der Reichsführer-SS hat am 5.12.44 folgenden Befehl erlassen:

,,Die Wichtigkeit der Sammlung von Altmaterial ist bekannt. Sie wird aber leider nicht überall beachtet. Ich ordne an, daß in jedem Ersatz-Bataillon, in jeder Dienststelle des Ersatzheeres und in jedem Reservelazarett die erforderlichen Behälter zur Sammlung von Altpapier, Alttextilien (Lumpen), Knochen, Eisenschrott und Altmetall aufgestellt werden. Offiziere jeden Dienstgrades sind ebenso wie die Männer gehalten, den kleinsten Streifen Stanniol und sonstiges Altmaterial den Sammlungen zukommen zu lassen. Verantwortlich für die Durchführung sind wie immer die Kommandeure.
Neben dem Sammelergebnis in jedem Wehrkreis sind mir jeweils die drei besten Einheiten und Dienststellen - erstmalig zum 15. März 1945 - zu melden. Ich beabsichtige, sie durch eine Sonderzuteilung von Marketenderwaren auszuzeichnen. Zur Beratung des Ersatzheeres bei der Durchführung dieser Maßnahmen und der Weiterleirung des Altmaterials stehen die Dienststellen der Partei mit ihren Gau-, Kreis- und Ortsgruppenbeauftragten für Altmaterialerfassung, sowie die Landwirtschaftsämter mit den nachgeordneten Wirtschaftsämtern zur Verfügung.“
gez. H. Himmler

Die Haussammlung führt die Ortsgruppe der NSDAP durch. Für den Truppenbereich stellt die SS-Zentralverwaltung Behälter für das Sammelgut auf und trägt für ordnungsgemäße Erfassung Sorge. Das Ergebnis der einzelnen Kompanien ist monatlich nach hier zu melden.

2. Unterführerschulung
Am Dienstag, 23.1.45, 20.00 Uhr, findet im kleinen Saal des Kameradschaftsheimes ein Schulungsvortrag statt. Alle dienstfreien Unterführer des Standortes Auschwitz haben daran teilzunehmen. Es spricht der Leiter der Abt. VI über das Thema:
,,Feindliche Flugblattpropaganda“ .

3. Berufsfortbildende Lehrgänge für aktive Unterführer u. Männer
Es wird darauf hingewiesen, daß die berufsfortbildenden Lehrgänge dienstags und freitags in der Lagerschule nach wie vor stattfinden und für aktive Unterführer und Männer verbindlich sind. Meldungen der dienstfreien SS-Angehörigen wie bekannt an den SS-Standortältesten.

4. Verbot
Nach Meldungen der Bahnschutzpolizei werden immer wieder SS-Angehörige festgestellt, die die Züge ohne Passieren der Sperre und ohne Fahrkarte besteigen und den Bahnsteig ohne Bahnsteigkarte betreten. Des weiteren wird auf den Standortbefehl Nr. 18/44 vom 27.6.44 verwiesen, wonach das Betreten sämtlicher Bahnanlagen, Bahnbetriebswerke etc. verboten ist. Dies Verbot schließt auch das Betreten der Aufenthaltsräume der männlichen und weiblichen Bediensteten ein. Bei weiteren Meldungen über Verstöße gegen die Bestimmungen der Bahnbetriebsordnung wird mit den strengsten Strafen eingeschritten.

5. Truppenbetreuungsveranstaltungen im Januar 1945
Vortrag Kurt Hielscher
Der bekannte Redner und Schriftsteller Kurt Hielscher, Verfasser bester Tiefdruckwerke über Deutschland, Italien, Spanien usw., bekannt durch seine Reiseschilderungen über Europa, spricht am Donnerstag, 18.1.45, 20.00 Uhr im kleinen Saal des Kameradschaftsheimes über das Thema:
,,Deutsche Kultur in Siebenbürgen“
mit eigenen Lichtbildern.
Je Einheit 20 Unterführer und Männer.

6. Betreten der Höfe und Ställe
Mit Rücksicht auf neu aufgetretene gefährliche Seuchen müssen sämtliche Höfe für fremde Besuche so weit wie irgend möglich gesperrt bleiben. Die unumgänglich notwendigen Kontrollen haben sich einer Desinfektion des Schuhwerkes zu unterziehen und ein Betreten der Ställe unter allen Umständen zu vermeiden.

7. Vertauschte Pistolen
Am 2.12.44 wurde in der Gaststätte Fremdenheim in Auschwitz irrtümlich ein Wehrmachtskoppel mit Dienstpistole Nr. K 0819, Modell 35 (p) 9 mm, gegen ein SS-Koppel mit Pistole Nr. 32261, Modell Sauer & Sohn, 6,35 mm, vertauscht.
Der Eigentümer der Pistole Nr. 32261, Modell Sauer & Sohn, wird aufgefordert, sich auf der Gerichtsabteilung des KL Auschwitz zu melden, damit der Rücktausch der Dienstpistole gegen die Eigentumspistole erfolgen kann. Weiter wurde in der Garderobe des Kameradschaftsheimes ein Führerkoppel mit Pistole vertauscht. Der Besitzer des falschen Koppels wird aufgefordert, dasselbe bei der Kommandantur zum Umtausch abzugeben.
Wer ist Eigentümer der Pistole Nr. 8901, Marke Azanza y Aprizabalaga-Modelo 1916?

gez. Baer
SS-Sturmbannführer

F.d.R.
Höcker
SS-Obersturmführer und Adjutant