Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien 20 Vr 3625/75

KZ-Mauthausen-Prozess (auch Nebenlager Ebensee)

Opfer
Häftlinge

Tatland (Tatort)
Oberösterreich

Strafverfahren gegen
Johann (Vinzenz) Gogl
Anton Schimpfössl
Martin Steinmetz
Daniel Stöckel
Franz Uhnek
Stefan Uscharewitz

wegen: Ermordung von Angehörigen eines aus alliierten Fallschirmspringern gebildeten Steineträgerkommandos am 06.09.1944, Ermordung von Angehörigen der Welser Gruppe am 18.09.1944 sowie Ermordung zahlreicher weiterer Häftlinge im KZ Mauthausen durch Erschlagen und Erschießen; Ermordung von Häftlingen im KZ Ebensee (Nebenlager des KZ Mauthausen)

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens

Am 04.05.1972 wurde Gogl mit Urteil des LG Linz freigesprochen. Durch Beschluss des OGH vom 15.06.1973 wurde der Nichtigkeitsbeschwerde der Staatsanwaltschaft Linz (24.05.1972) Folge gegeben, das Urteil aufgehoben und an das Geschwornengericht am Sitze des LG für Strafsachen Wien zur neuerlichen Verhandlung verwiesen. Mit Urteil des LG Wien vom 02.12.1975 wurde Gogl abermals freigesprochen.

Am 20.08.1964 erfolgte die vorläufige Einstellung des Verfahrens gegen Franz Uhnek gemäß § 412 StPO sowie die Einstellung des Verfahrens gegen Anton Schimpfössl gemäß § 224 StG [Tod des Beschuldigten].

Mit Beschluss vom 23.06.1971 wurde von der Verfolgung der weiteren Beschuldigten Martin Steinmetz, Daniel Stöckel und Stefan Uscharewitz gemäß § 34 Abs. 2/1 StPO in Hinblick auf die bereits verbüßten Haftstrafen (amerik. Militärgerichtsverfahren Case No. 000-50-5-13, Johann Haider u.a.) abgesehen.

Das Verfahren wurde unter der Nummer Vr 485/64 beim LG Linz eingeleitet und unter der Nummer 20 Vr 3625/75 beim LG Wien weitergeführt.

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

Gogl Johann (Hans) (SS-Unterscharführer)
* 27.11.1923
letzter bekannter Wohnort: Ottnang am Hausruck (Oberösterreich Österreich)
Beruf: Uhrmacher
Der Schlächter von Mauthausen

Johann Gogl meldete sich im Frühjahr 1940 zur Waffen-SS und war ab Herbst im KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern Loiblpass und Ebensee als Aufseher tätig.
Bis 1971 führte Gogl als selbständiger Uhrmacher und Hausbesitzer in Ottnang am Hausruck ein unscheinbares Leben. Obwohl Simon Wiesenthal bereits 1964 Anzeige gegen Gogl erstattet hatte, wurde dieser erst 1971, nachdem die deutschen Ermittlungsbehörden Unterlagen über Gogls Verbrechen in den KZ Mauthausen und Ebensee zur Verfügung gestellt hatten verhaftet.
Am 10. Mai 1971 erhob die Staatsanwaltschaft Linz Anklage gegen Gogl: wegen der Ermordung von Angehörigen eines aus alliierten Fallschirmspringern gebildeten Steineträgerkommandos, wegen der Ermordung von Angehörigen der Widerstandsgruppe »Welser Gruppe« sowie wegen der Ermordung zahlreicher weiterer Häftlinge.
Am 4. Mai 1972 wurde Gogl trotz belastender Beweise in allen Anklagepunkten freigesprochen. Aufgrund einer Nichtigkeitsbeschwerde der Staatsanwaltschaft Linz wurde das Urteil 1973 durch den Obersten Gerichtshof aufgehoben und an das Wiener Landesgericht verwiesen.
Über 3 Jahre später wurde der Prozess gegen Gogl vor dem Landesgericht Wien erneut aufgerollt. Aber auch hier fällten die Wiener Geschworenen am 2. Dezember 1975 einen Freispruch.

Bericht über Johann Gogl im Gerichtsverfahren vor dem Wiener Landesgericht (Wiener Geschworenengericht)
Angeklagter: Johann Vinzenz Gogl, 52 Jahre alt, Uhrmacher aus Ottnang/Hausruck, Bezirk Vöcklabruck.
Anklage: Die Anklage wirft Johann Vinzenz Gogl vor, in den Jahren 1943 und 1944 in seiner Funktion als SS-Unterscharführer im Konzentrationslager Mauthausen und im Nebenlager Ebensee eine unbekannte Anzahl von KZ-Häftlingen ermordet zu haben.

Prozeßvorsitzender OLGR Dr. Salomon, Staatsanwalt Dr. Strasser, Verteidiger Dr. Meindl und Dr. Mayerhof er.

Seine Geschichte beginnt damit, daß er, als die Deutschen in Österreich einmarschierten, irgendwohin wollte. Für die Luftwaffe war er, erst 17, zu jung. Und auch zu krank. Er hatte ein Nierenleiden. Also meldete er sich dort, wo andere Kriterien erforderlich waren, bei der Waffen-SS.
Nach einem Dreivierteljahr Schreibstubendienst im KZ Mauthausen wurde Gogl die Kanzleiluft zu trocken. Er meidete sich hinaus, weil ich an die frische Luft wollte.
Und weil er nicht zum Drinnenherumsitzen war. Er ließ sich als Blockführer einteilen und arbeitete sich im Jourhausdienst (Kontrolle der Personen, die ins Lager gingen oder aus dem Lager kamen) ein.
Die Luftveränderung dürfte Gogl gestärkt haben. Nach eigenen Angaben zischte er dem Häftling Karl Fitting vom Leichenträgerkommando ein paar, weil dieser ihm einmal seine Nummer nicht sagen wollte.
Diese Ohrfeige, so sagt Gogl vor Gericht, sei die einzige Mißhandlung gewesen, die er einem Lagerinsassen zugefügt hätte. Er selbst habe deshalb drei Tage im Bau bei Brot und Wasser verbringen müssen. Als Strafe, weil „Mißhandlungen auf dem Papier (OLGR Dr. Salomon) aber nur auf dem Papier, verboten waren.
Wohl aber habe er gewußt, daß „tatsächlich Häftlinge mißhandelt wurden.

Richter: Haben Sie Leute in den Zaun geworfen?

Nein. Es wären nur manchmal Leute von selbst in den Zaun gesprungen. Selbstmörder: „Denn wer in den Zaun kam, war tot."

Die Anklage nennt einen Zeugen, der beobachten konnte, wie der Angeklagte mit einem anderen SS-Mann zwei Häftlinge, die den Judenstern auf ihren Häftlingskleidern aufgenäht hatten, nacheinander bei Händen und Füßen erfaßte, sie hin- und herschwangen und dann mit Schwung in den Draht aün vwrfen.
Die beiden Häftlinge blieben im Zaun hängen und begannen zu zittern. Nach etwa ein bis zwei Minuten hörte das Zittern auf. Anschließend verbreitete sich der Geruch von verbranntem Fleisch. Die toten Häftlinge blieben bis zum nächsten Morgen im Zaun hängen. Nach Abschaltung des Stromes wurden die Leichen sodann vom Krematoriumskommando abgeholt.

Keine Emotion
Gogl bestätigt, daß der Strom abgeschaltet werden mußte. Ein technisches Detail, als ginge es um Flugzeugmotoren. Keine Emotion. Man kann, was Gogl sagt, nicht als Gogls Verantwortung vor Gericht bezeichnen, sondern als Gogls Erzählungen, so, als wären die Anklagepunkte alles nur erfundene Greuelgeschichten, die niemals passiert sind. So, als spräche man bloß über die Theorie des Mordens.
Auch schildert er seinen Werdegang, als wäre er nichts anderes als der Lebenslauf eines kleinen Angestellten. Nur mit einem Unterschied: Seine Arbeitsfreude war laut Anklage die „reine Freude am Töten".
Am 6. September 1944 führte Gogol gemeinsam mit dem Unterscharführer Farkas als „ZBV" (Zur Besonderen Verwendung) eine Häftlingstruppe, die „unruhig war und nicht Deutsch gesprochen hat" (Gogl) zum sogenannten Wiener Graben, einem Steinbruch. Laut Anklage wurden die Häftlinge teilweise zu Tode geprügelt. „Die Verbleibenden wurden durch Schläge zum Draht und der dort befindlichen Öffnung gejagt, wo sie vom Posten erschossen wurden"
Gogl weiß von dieser Vernichtungsaktion nichts: Er sei mit den Häftlingen zu den Stiegen, die zum Steinbruch führten, gegangen und habe ihnen befohlen, Steine heraufzutragen. Die Häftlinge hätten sich geweigert, dies zu tun: „Wir arbeiten nicht für Deutschland."
Gogl: „Wenn sie's nicht machen wollen, hat's ja kan Sinn." Und er sei mit der Truppe wieder zum Lager zurückgekehrt. „A anderer Kommandoführer hart' mitn Ochsenziemer drein-g'haut."
Er nicht.
„Die anderen Kapos hobn a Prüg'ln g'habt "
Er nicht.
Da er damals keinen schriftlichen Befehl gehabt hätte, habe er. die Häftlinge einfach stehenlassen und sei ins Jourhaus gegangen: „I hab' mir schon vorgestellt, daß gegen die Leut' irgendwas im Gang ls."
Aber er habe gesagt: „Do moch i nit mit."
Er habe auch Schüsse gehört. Aber er habe sich weiter nicht dafür interessiert, was mit den Häftlingen passierte. Es wird ihm vorgehalten, daß der Zeuge Karl Fitting aussagt, daß Gogl dabei gewesen war und hingeschlagen hätte. Gogl meint, Fitting müsse ihn verwechseln.

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

Steinmetz Martin (SS-Sturmmann)
* 1909

12.01.1944 bis 10.04.1945 Wachmann im KL Mauthausen und Mauthausen-Gusen

Date: 480128
Case Number: 000-50-5-13 (U.S. vs. John Haider et al)
Crime Category: War Crimes, Nazi Crimes in prisons
accused:
Bollhorst, Heinz - served, but does not attempt
Frindt, Mathias - not yet tried it serves
Füllgraf, Herbert * - Life Sentence
Haider, John - Life Sentence
Hirsch, Rudolf - 10 years (d. 450 505)
Iskra, Matheus - Acquittal
Kish, Joseph - Death Sentence
Scherer, John - neither served nor attempts
Steinmetz, Martin - 7 years (d. 450 506) (R & R: 3 years)
Stoeckel, Daniel - 7 years (d. 450 506) (R & R: 2 years)
Uscharewitsch, Stefan - 7 years (d. 450 507) (R & R: 2 years)
Court: General Military Government Court at Dachau, Germany, 470903-470912
Country where the crime had been committed: Austria
Crime scene: Mauthausen
Crime Date: 420101-450505
Victims: Prisoners, Jews, prisoners of war
Nationality: German, Czechoslovakian, Yugoslavian, Polish, Hungarian, French, Dutch, British, American, Soviet
Agency: prisons Center Staff Mauthausen
Subject of the proceedings: Performing guard and supervisory duties in the concentration camps and to make participation in the submission of the prisoners of war and civilian nationals of nations at war with Germany to cruelties and mistreatment. The participation in the killing (of the group shoots and mass gassings and abuse) of inmates and prisoners at Mauthausen brought from elsewhere. The participation in the so-called invalid-action, with sick inmates were taken to the Hartheim and gassed. Execution of prisoners in the so-called Vienna Ditch (Graben)

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

Stöckel Daniel (SS-Schütze)
* 09.02.1908

Wachmann im KL Mauthausen

Date: 480128
Case Number: 000-50-5-13 (U.S. vs. John Haider et al)
Crime Category: War Crimes, Nazi Crimes in prisons
accused:
Bollhorst, Heinz - served, but does not attempt
Frindt, Mathias - not yet tried it serves
Füllgraf, Herbert * - Life Sentence
Haider, John - Life Sentence
Hirsch, Rudolf - 10 years (d. 450 505)
Iskra, Matheus - Acquittal
Kish, Joseph - Death Sentence
Scherer, John - neither served nor attempts
Steinmetz, Martin - 7 years (d. 450 506) (R & R: 3 years)
Stoeckel, Daniel - 7 years (d. 450 506) (R & R: 2 years)
Uscharewitsch, Stefan - 7 years (d. 450 507) (R & R: 2 years)
Court: General Military Government Court at Dachau, Germany, 470903-470912
Country where the crime had been committed: Austria
Crime scene: Mauthausen
Crime Date: 420101-450505
Victims: Prisoners, Jews, prisoners of war
Nationality: German, Czechoslovakian, Yugoslavian, Polish, Hungarian, French, Dutch, British, American, Soviet
Agency: prisons Center Staff Mauthausen
Subject of the proceedings: Performing guard and supervisory duties in the concentration camps and to make participation in the submission of the prisoners of war and civilian nationals of nations at war with Germany to cruelties and mistreatment. The participation in the killing (of the group shoots and mass gassings and abuse) of inmates and prisoners at Mauthausen brought from elsewhere. The participation in the so-called invalid-action, with sick inmates were taken to the Hartheim and gassed. Execution of prisoners in the so-called Vienna Ditch (Graben)

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

Uscharewitz Stefan

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte
Date: 480128
Case Number: 000-50-5-13 (U.S. vs. John Haider et al)
Crime Category: War Crimes, Nazi Crimes in prisons
accused:
Bollhorst, Heinz - served, but does not attempt
Frindt, Mathias - not yet tried it serves
Füllgraf, Herbert * - Life Sentence
Haider, John - Life Sentence
Hirsch, Rudolf - 10 years (d. 450 505)
Iskra, Matheus - Acquittal
Kish, Joseph - Death Sentence
Scherer, John - neither served nor attempts
Steinmetz, Martin - 7 years (d. 450 506) (R & R: 3 years)
Stoeckel, Daniel - 7 years (d. 450 506) (R & R: 2 years)
Uscharewitsch, Stefan - 7 years (d. 450 507) (R & R: 2 years)
Court: General Military Government Court at Dachau, Germany, 470903-470912
Country where the crime had been committed: Austria
Crime scene: Mauthausen
Crime Date: 420101-450505
Victims: Prisoners, Jews, prisoners of war
Nationality: German, Czechoslovakian, Yugoslavian, Polish, Hungarian, French, Dutch, British, American, Soviet
Agency: prisons Center Staff Mauthausen
Subject of the proceedings: Performing guard and supervisory duties in the concentration camps and to make participation in the submission of the prisoners of war and civilian nationals of nations at war with Germany to cruelties and mistreatment. The participation in the killing (of the group shoots and mass gassings and abuse) of inmates and prisoners at Mauthausen brought from elsewhere. The participation in the so-called invalid-action, with sick inmates were taken to the Hartheim and gassed. Execution of prisoners in the so-called Vienna Ditch (Graben)