Dachau: Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Dachau
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1955
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Um bauliche Zeugen einer unrühmlichen Vergangenheit zu beseitigen, gibt ein Sprecher der Stadt Dachau den Abriss des Krematoriums des ehemaligen KZ Dachau bekannt.
der Bürgermeister des Ortes vertritt immer noch die Meinung, bei vielen einstigen Häftlingen habe es sich um gewöhnliche Kriminelle oder politische Abweichler gehandelt, die illegalen Widerstand gegen die damalige Regierung geleistet hätten, wenige Jahre zuvor war erst auf massiven Druck des Auslands hin im Krematoriumsgebäude eine inoffizielle Ausstellung über die dort geschehenen Verbrechen zustande gekommen, veranstaltet von einem Verband Überlebender, zwei Jahre später hatte die Dachauer Polizei die Ausstellungstücke abtransportiert, auch nach der jüngsten Ankündigung des Bürgermeisters bedarf es erst eines erneuten internationalen Proteststurms, ehe sich die bayerische Regierung einschaltet und den Abriss untersagt
 
Dachau: Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Dachau
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1955
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Der niederländische Holocaust-Überlebende Nico Rost besucht nach zehn Jahren erstmals wieder das ehemalige KZ Dachau, er ist entsetzt über das ganz normale Leben an diesem Ort und spricht später in seiner Broschüre Ich war wieder in Dachau, die er im Auftrag des Internationalen Dachau-Komitees veröffentlicht, von einem System des absichtlichen Vergessens, der Undankbarkeit gegenüber den Besten aller Nationen, nach seinen Angaben, war der geplante Abriss des Dachauer Krematoriums auf den gescheiterten Antrag mehrerer bayerischer Minister zurückzuführen, später hätten sich die zuständigen Politiker darauf geeinigt auf dem Leitenberg, dem Ort eines Massengrabes, ein Kreuz und einen Davidstern zu errichten noch heute stellt Ich war wieder in Dachau ein Dokument der Schande dar, zugleich einen Beleg dafür wie man bereits zehn Jahre später Opfer zu Tätern und Täter zu Opfern stilisierte, wie ferner eine feige, verlogene und schuldige Gesellschaft versuchte sich ihre Geschichte nach Gutdünken zurechtzuschneidern. Rost fordert zu Recht und mit Nachdruck eine würdige Gedenkstätte für alle Opfer und ein Museum in Dachau.