Wolff Julius Dr.

* 08.04.1879

Geb.Ort
Südlohn i.Westf.

Geb.Land
Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken

Schule/Ausbildung
ab 1897 Studium in Hannover und Berlin (SS 1899-WS 1899/1900)
1904 Approbation

Beruf
Tierarzt
1908 zum amtlichen Fleischbeschauer der Gemeinden Südlohn und Oeding bestellt

Familienstand
verheiratet

Eltern
Wolff Salomon (Lohgerber) oo Wolff Mathilde (Amalia) geb. Steinfeld

Geschwister

Ehepartner
1939/40
Wolff Ilse geb.Levy *25.11.1912 in Herne Wohnort Südlohn, Deportation 13.12.1941 Ghetto Riga, überstellt 01.10.1944 Konzentrationslager Stutthof + 31.12.1944 Konzentrationslager Stutthof

Kinder
Die Ehe blieb kinderlos

Verwandtschaftsverhältnis
Großvater Wolff Salomon Anschell (Textil- u. Viehhändler)

Grünewald Selma geb. Wolff * 08.03.1890 in Südlohn, Wohnort Bielefeld Deportation 1942 Vernichtungslager Auschwitz verschollen (Witwe des Kaufmanns Albert Grünewald)

Grünewald Margot * 12.06.1926 in Bielefeld, Wohnort Bielefeld Deportation 1942 Vernichtungslager Auschwitz verschollen (Tochter von Grünewald Selma geb. Wolff)

Grünewald Leonhard (Leo) * 18.08.1921 in Bielefeld, Wohnort Bielefeld Deportation 1942 Vernichtungslager Auschwitz verschollen (Sohn von Grünewald Selma geb. Wolff)

Adresse
Südlohn i.Westf. (Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken)

Emigration

Deportation
13.12.1941 Münster – Ghetto Riga

Todesdatum/-ort verschollen

Bemerkungen
Offizier im I. Weltkrieg; EK


© 2009 tenhumbergreinhard.de (Düsseldorf)


Dr. Wolff war ein gefragter Tierarzt, der besonders bei Pferdekrankheiten zu Rate gezogen wurde. Zuerst zu Pferde und später mit dem Automobil suchte er seine Kunden bis hin zur Nachbarstadt Vreden und bis in die Niederlande hin auf. Nach der Deportation wurde seine Bibliothek sichergestellt, wobei man amtlicherseits besonders an seiner hervorragend benoteten Doktorarbeit interessiert war. Dem Vernehmen nach soll er sich als ehemaliger Offizier geweigert haben, seine Frau allein in die Deportation gehen zu lassen.

Die Führung seines Haushaltes und seiner Praxis wurde Dr. Julius Wolff in den 30er Jahren mehr und mehr erschwert. 1936 wurde ihm verboten, seine deutsche Haushälterin weiter zu beschäftigen. Nur während eines mehrwöchigen Kuraufenthaltes 1937 durfte sie den Haushalt führen. Auch eine positive Beurteilung der Amtsverwaltung half ihm nicht: Der Antragsteller ist als guter Tierarzt bekannt und dürfte durch die Ausübung seiner Praxis zur Gesunderhaltung des Viehbestandes und somit im Rahmen der vom Reichsnährstand geförderten Verrichtung beitragen. Wolff ist Frontkämpfer und im Besitz von Kriegsauszeichnungen. Er ist in Südlohn geboren. In sittlicher Hinsicht ist über Dr. Wolff durchaus Nachteiliges nicht bekannt geworden. Auch ist über seine politische Einstellung bislang nichts bekannt geworden, da er sich , soweit bekannt, politisch nicht betätigt hat. (GA Südlohn D 309)

1936 ließ sich Dr. Wolff einen Reisepass ausstellen, da die niederländischen Behörden seinen Grenzausweis nicht mehr akzeptierten. Der Grenzausweis wurde eingezogen. Er reiste nach eigenen Angaben häufig in die Niederlande, um für deutsche Käufer Pferde zu untersuchen.

Es wurde ihm später erlaubt, eine Haushälterin tschechoslowakischer Abstammung einzustellen. 1941 wurden bei einer Hausdurchsuchung 40 Pfund Weizenmehl und 65 Eier als Hamstergut beschlagnahmt. Da nur noch die Tiere jüdischer Eigentümer behandelt werden durften, war eine Berufsausübung praktisch nicht mehr möglich. Als sein Garten im April 1940 von Unbekannten verwüstet wurde, bat er die Polizeibehörde, zu berücksichtigen, dass er aus dem Ertrag des Gartens seinen hauptsächlichen Lebensunterhalt bestreite. (GA Südlohn)
Die Deportation nach Riga erfolgte am 13. Dezember 1941. Dr. Julius Wolff wurde am 24. Juni 1952 durch das Amtsgericht Verden für tot erklärt. In der Rückerstattungsverhandlung wurde die Praxis von Dr. Wolff als ungewöhnlich gut gehend bezeichnet. Er habe sich wenige Jahre vor der Deportation völlig neu eingerichtet. Die Einrichtung sei nicht nur als bürgerlich, sondern als wohlhabend zu bezeichnen.