SS-Untersturmführer

* 15.04.1913 in Neukirchen-Riebelsdorf

Reichsdeutscher

Höhere Schule (Abitur)

10 Semester Hochschule

Beruf: Zahnarzt

ab 01.05.1933
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 2 828 748)

1933 - 1939
Mitglied der Sturmabteilung der NSDAP (SA)

10.09.1939 - 26.09.1939
Dienst in der Wehrmacht

Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 350 471)

ab 15.01.1943
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz u. KL Groß-Rosen

20.09.1943
Beförderung zum SS-Hauptscharführer

20.04.1944
Beförderung zum SS-Untersturmführer

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
SA-Sportabzeichen in Bronze
Deutsches Reichssportabzeichen in Bronze
Julleuchter

Sein 1944 dem Rasse-und Siedlungshauptamtes der SS eingereichter Fragebogen enthält folgende Angaben zu seinem Werdegang: geboren am 15. April 1913 in Riebelsdorf, Kreis Ziegenhain, Bezirk Kassel als Sohn eines Staatsförsters, 1931 Abitur in Alsfeld, Studium in Marburg und Würzburg, abgeschlossen 1936 mit Approbation und Promotion. Seit dem 15. Oktober 1938 arbeitete er mit eigener Zahnarztpraxis im thüringischen Römhild. In Marburg trat Schmidt 1933 der NSDAP und der SA bei, 1934 besuchte er die SA-Sportschule in Bad Schwalbach/Taunus. Am 15. Oktober 1938 wurde er auf eigenen Antrag in die SS aufgenommen. Aus seiner SS-Mitgliederkarteikarte geht hervor, daß Schmidt im Konzentrationslager Auschwitz und dann im Konzentrationslager Groß-Rosen eingesetzt war. Am 20. April 1944 wurde er in die Waffen-SS versetzt.

Der Rasse und Siedlungs-Fragebogen von Karl Schmidt findet sich unter BArch Berlin, BDC, VBS
286/6400039835

Im Dezember 1963 begann in Frankfurt am Main der Auschwitzprozeß. Laut einer Mitteilung des MfS vom 26. Februar 1964 sei dort die Ladung eines Dr. Karl Schmidt aus Römhild, Kreis Meiningen, als Zeuge vorgesehen, da er im KZ Auschwitz eingesetzt war. Der DDR-Staatssicherheitsdienst wollte eine Zeugenaussage Schmidts in Frankfurt am Main jedoch auf keinen Fall zulassen. Die von der Stasi eingeleiteten „Maßnahmen zur Aufklärung des Dr. med. dent. Schmidt, Karl“ enthielt deswegen bereits die Festlegung: „Nach evtl. richterlicher Vernehmung im Zuge des Rechtshilfeersuchens muß verhindert werden, daß Dr. Schmidt als Zeuge in Westdeutschland auftritt.“11 Die Ermittlungen des MfS hatten ergeben, daß Schmidt seit 1933 der NSDAP und später auch der SS angehört hatte, er wurde 1942 eingezogen und war 1943 im KZ Auschwitz als Hauptscharführer tätig. Sein Vorgesetzter dort war Dr. Willi Frank, einer der Hauptangeklagten im Frankfurter Auschwitz-Prozeß, 1965 wegen Beihilfe zum gemeinschaftlich begangenen Mord an über 6 000 Häftlingen zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Die Nazi-Vergangenheit von Zahnarzt Schmidt war in Römhild ortsbekannt. Auch wußte man dort, daß er 1945 von sowjetischen Offizieren vernommen aber wegen einer angeblich schweren Herzerkrankung nicht in Haft genommen wurde. Bald darauf behandelte er die Zähne von Offizieren der Besatzungsmacht. Schmidt trat 1949 in Römhild der SED-Blockpartei NDPD bei und war kürzere Zeit sogar deren Ortsgruppenvorsitzender. In einer richterlichen Vernehmung durch das Kreisgericht Meiningen, erklärte er am 14. Dezember 1964, er habe in Auschwitz nur SS-Angehörige
behandelt, gesprächsweise aber gehört, „daß im Lager Menschen vernichtet würden“.
Die Häftlinge seien durch einen Häftlingszahnarzt behandelt worden. Die Stasi befand, die Vernehmung sei zu oberflächlich geführt worden und setzte Inoffizielle Mitarbeiter zur verdeckten Befragung von Römhilder Bürgern ein. Sie berichteten über Gerüchte, die im Ort kursierten, wonach Dr. Schmidt nach dem Krieg bei seinen Behandlungen sowjetischer Offiziere über Zahngold verfügte, „daß er sich während seiner Tätigkeit bei der SS angeeignet habe“. Die Stasi versah daraufhin den Untersuchungsvorgang mit dem Codenamen „Zahngold“. Trotz intensiver Ermittlungen fand man jedoch keine Anhaltspunkte, daß Schmidt selbst „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ begangen hatte. Als Zeuge durfte er dennoch im Auschwitz-Prozeß nicht erscheinen, die DDR-Staatssicherheit befürchtete durch diesen DDR-Bürger mit SS-Vergangenheit eine
Rufschädigung für „das bessere Deutschland“.

Quelle:
Die Nachkriegskarrieren von zwei Marburger SS-Akademikern von Jochen Staadt