SS-Sturmbannführer

* 13.11.1904 Roßholzen
+ 14.12.1982 Ludwigshafen

1910-1914
Besuch der Grundschule in Hofkirchen

1914-1919
Besuch der Lateinschule in Schayern

1919-1923
Besuch des Gymnasiums in Freising

1923
Im Erzbischöflichen Seminar in Freising macht er das Abitur und studierte dort auch katholische Theologie. Hartl war immer ein hervorragender Student mit besten Noten.

1929
1929 erhielt Hartl durch den Münchener Kardinal Michael von Faulhaber im Freisinger Dom die Priesterweihe

1932-1933
Lehrer und Präfekt war am katholischen Knabenseminar in Freising
Hartl gab sich damals noch als Modellkleriker und katholischer Akademiker, war jedoch bereits über seine priesterliche Berufung verunsichert. Der damals 18-jährige Seminarist und spätere Dekan der Theologischen Fakultät Salzburg, Alfred Läpple, erinnerte sich an Hartl wie folgt:
Beim Morgenstudium unmittelbar vor der heiligen Messe hat Präfekt Hartl, breit aufgeschlagen und für jeden sichtbar, den Völkischen Beobachter als Vorbereitung gelesen. Bombastisch und in fast unerträglicher Lautstärke hat er in der kleinen Seminarkapelle seine Predigten herausgeschrien. Wer mit mir einen solchen ‚Spitzel in der schwarzen Soutane‘ erlebt hat, wurde gezwungen, seine eigene Berufsfrage zu stellen: Will ich ein solcher Priester, ein Verräter-Priester werden?“

00.07.1933
Eintritt in die NSDAP, Bruch mit der katholischen Amtskirche aber auch mit seiner bisherigen christlichen Anschauung

00.11.1933
Hartl denunziert den Priester und Direktor des Freisinger Knabenseminars Joseph Roßberger wegen dessen Kritik am Nationalsozialismus

05.01.1934
Am 5. Januar 1934 verließ er den kirchlichen Dienst, trat aus der Kirche aus und in die SS ein. Daraufhin wird er öffentlich exkommuniziert.

1934-00.11.1935
Hartl wird auf Empfehlung Himmlers im SS-Hilfswerkslager Schleißheim bei Dachau aufgenommen. (Im Hilfswerk waren 1400 österreichische SS-Leute kaserniert, die sich aus ihrer Heimat abgesetzt hatten, als die dortige Regierung 1933 alle Nazi-Organisationen verbot).
Eidesstattliche Versicherung Albert Hartl vom 09.10.1947 in Nürnberg
Anfang 1934 bekam ich von Himmler ein Angebot, eine wissenschaftliche Arbeit für ihn zu erstellen.

00.11.1935
Leiter der Gruppe II 113 „Konfessionell politische Strömungen“ in der Zentralabteilung II 1 „Weltanschauliche Gegner“ beim Hauptamt des Sicherheitsdienstes der SS (SD) in Berlin
Aussage Hartles im Prozess gegen den T4-Arzt Horst Schumann am 24. Februar 1970 vor dem Schwurgericht Frankfurt am Main:
Ich hatte von 1935 an den kirchlichen Nachrichtendienst bei der Regierung aufzubauen und zu leiten. Meine Aufgabe war, möglichst zu hohen kirchlichen Würdenträgern Verbindungen aufrechtzuerhalten bzw. anzuknüpfen. Mein höchster Vorgesetzter war Heydrich. Mein letzter Dienstgrad war Sturmbannführer der SS.
Eines Tages wurde ich zu Heydrich bestellt, der mir sagte, dass ich mich in der KdF bei Reichsamtsleiter Brack melden sollte. Dort würde mir eine vorläufig geheim zu haltende Angelegenheit eröffnet werden, und ich bekäme einen bestimmten Auftrag. Brack erklärt mir dann, dass bei der Kanzlei des Führers eine ganze Reihe von Gesuchen eingegangen sei, mit denen gebeten worden sei, unheilbar Kranken den Gnadentod zu gewähren. Diese Gesuchsteller hätten erklärt, dass sie selber von sich aus in dieser Richtung nichts veranlassen könnten und sie wären dankbar, wenn der Staat ihnen diese schwere Sorge abnehmen würde. Brack sagte mir weiter, dass Hitler gegen solche Maßnahmen große Bedenken geäußert habe, vor allem, dass sofort die beiden großen Kirchen geschlossen dagegen auftreten würden. Ich sollte ein Gutachten abgeben, wie die Prinzipien der Kirche in dieser Angelegenheit seien. Ich war studierter Theologe und in dieser Eigenschaft war man an mich herangetreten. Ich lehnte dieses Ansinnen ab und schlug vor, einen Fachmann dazu aufzufordern bzw. ich wäre bereit, an einen solchen Fachmann heranzutreten. Brack war damit einverstanden, und ich wandte mich an den Vetter Himmlers, Wilhelm Patin, der Doktor der Theologie war. Dieser erstellte ein sehr kurzes und oberflächliches Gutachten, mit dem ich nicht zufrieden war. Daraufhin wandte ich mich an einen anderen Fachmann, und zwar an den Professor für Moraltheologie Dr. Mayer in Paderborn, der mir bekannt war und von dem ich wußte, dass er sich mit den modernen Problemen befaßt hatte.
Da auch das neue Gutachten Dr. Mayers für die Kanzlei des Führers keine wirkliche Entscheidungshilfe darstellte, wurde der im Reichskirchenministerium als Ministerialrat beschäftigte Priester Josef Roth, beauftragt, Vertreter des deutschen Episkopats von den Plänen der Kanzlei des Führers zu unterrichten. Die Reaktion der kirchlichen Ansprechpartner auf diese wohl sehr zurückhaltende Darstellung der vorgesehenen Maßnahmen, ließ Adolf Hitler zur Überzeugung gelangen, dass mit einer grundsätzlich fundamentalen Ablehnung durch die Kirche nicht zu rechnen sei, so dass die „Aktion T4“ im Herbst 1939 begann.

1936
Hartl heiratet Schlüter-Stolle Marianne, eine ehemalige Freundin Reinhard Heydrichs. Die Hochzeit fand dem Brocken im Harz, der als eine der altgermanischen Kultstätten durch die neuheidnische Bewegung in der SS pseudoreligiöse Bedeutung gewann statt.
(Im Nachlaß von Hartl wird als Name seiner Frau Maria angegeben)

00.03.1938
Hartl rückt als Angehöriger des Einsatzkommando Österreich anlässlich des Anschlusses von Österreich an das Deutsche Reich gemeinsam mit den militärischen Besatzungsverbänden der deutschen Wehrmacht in Österreich ein, um dort Sonderaufträge im Zusammenhang mit der Bekämpfung politischer und ideologischer Gegner auszuführen.

Das Einsatzkommando Österreich war ein aus Angehörigen der sogenannten deutschen Sicherheits- und Ordnungspolizei gebildetes polizeiliches Sonderkommando.
Das Einsatzkommando Österreich wurde aufgrund eines Sonderbefehls von Adolf Hitler an den Chef der Sicherheitspolizei und des SD und Leiter des Geheimen Staatspolizeiamtes Reinhard Heydrich gebildet. Heydrich beschrieb die Tätigkeit des Einsatzkommandos Österreich sowie drei späterer, ähnlicher Kommandos, die anlässlich der deutschen Einmärsche im Sudetenland, in der sogenannten Rest-Tschechei und in Polen aufgestellt wurden, in einem Aktenvermerk vom 2. Juli 1940 wie folgt:
Das Einsatzkommando hatte auf Grund der vorbereiteten Arbeit systematisch durch Verhaftung, Beschlagnahme und Sicherstellung wichtigsten politischen Materials heftige Schläge gegen die reichsfeindlichen Elemente in der Welt aus dem Lager von Emigration, Freimaurerei, Judentum und politisch-kirchlichem Gegnertum sowie der 2. und 3. Internationale geführt.“
Die Angehörigen des Einsatzkommandos führten in Österreich, vor allem im Raum Wien, eine Vielzahl verschiedenster Aufträge aus:
Der Angehörige des Einsatzkommandos Werner Göttsch wurde zu Beginn des deutschen Einmarsches in Österreich zunächst als Leiter des sogenannten Führerschutzbegleitkommandos eingesetzt, das Adolf Hitler auf dem Weg nach Wien eskortieren und dort bewachen sollte. Nachdem Hitler das Kommando in Salzburg entließ, da er es nicht benötigte, weil er bereits ein eigenes Führerbegleitkommando hatte, wurde Göttsch anschließend nach Wien geschickt, wo er mit vier bis fünf weiteren Männern eine Nacht lang die österreichischen Reichsinsignien bewachte, da man in Berlin befürchtete, dass österreichische Nationalisten diese entwenden könnten. Die Insignien wurden am nächsten Tag abtransportiert.
Im Auftrag des Kommandoführers Franz Six zerschlug Göttsch in den ersten Tagen nach der Besetzung Wiens den sogenannten Spann-Kreis, einem vom SD als gegnerisch eingestuften politischen Kreis um den konservativen Staatstheoretiker Othmar Spann.
Der Angehörige des Einsatzkommandos Horst Böhme entführte in der Nacht vom 13. zum 14. März 1938, wahrscheinlich auf Grund eines Sonderbefehls von Heydrich und ohne Wissen der Führung des Einsatzkommandos, den Diplomaten Wilhelm Freiherr von Ketteler, den er bald darauf ermordete und in die Donau warf.
In Wien griff das Einsatzkommando auf österreichische Polizeiorgane, Besatzungstruppen, allgemeine SS sowie auf die Angehörigen der nun legalisierten NS-Untergrundorganisationen zurück, um die umfangreichen Verhaftungslisten zu bewältigen.
Schätzungen nach umfaßte schon die erste Verhaftungswelle in den Märztagen 1938 über 70.000 Personen. Und in der Folge verschwanden Tag um Tag, einzeln und in Mengen österreichische Patrioten in den Kerkern und Gefängnissen der Gestapo für Wochen, für Monate, für Jahre, für immer.“
Dem Einsatzkommando Österreich gehörten vierzig bis sechzig Personen an, bei denen es sich vor allem um Mitarbeiter des Geheimen Staatspolizeiamtes und des SD-Hauptamtes aus Berlin handelte. Mit der Zusammenstellung und Führung des Kommandos wurde Franz Six, der Leiter der Abteilung für Gegnerforschung im Geheimen Staatspolizeiamt, beauftragt.
Das Kommando reiste am 12. März 1938 mit einem Sonderzug von Berlin nach München und fuhr von dort mit Automobilen nach Wien.
Adolf Eichmann berichtete später über die Vorbereitungen für die Tätigkeit des Einsatzkommandos:
„Eines Tages erging der Befehl, daß eine ganze Anzahl Angehöriger des Reichssicherheitshauptamtes zu einem Drei-Schichten-Dauerdienst zwecks Österreich-Vorbereitung abgestellt werden mußten. Die Arbeit: von langen Listen, die irgend eine Stelle des RSHA im Laufe der Zeit zusammenstellte, mußten Tausende von Personennamen, Organisationen, Zeitungen und Zeitschriften, Behörden, Schulen usw. auf besondere Karteikarten umgeschrieben werden. Es handelte sich um eine besondere Karteikarte, wie ich sie vorher nie sah.“

Als Mitglieder des Einsatzkommandos konnten bisher die folgenden Personen identifiziert werden:
Walther Bock
Horst Böhme, Sturmbannführer im SD-Hauptamt
Fritz Braune
Karl Burmester
Bernhard Christensen
Theo Gahrmann, Mitarbeiter im SD-Hauptamt (Referent für protestantische Fragen)
Werner Göttsch
Albert Hartl
Helmut Knochen, Mitarbeiter im Amt II des SD-Hauptamtes
Hermann Lapper, Sturmbannführer im SD-Hauptamt

Herbert Mehlhorn
Alfred Naujocks
Walter Peters
Friedrich Polte, Untersturmführer im SD-Hauptamt
Walter Schellenberg, Brigadeführer im SD-Hauptamt
Franz Six, Chef des Amtes II im SD-Haupta

1939
Hartl gibt unter dem Pseudonym Anton Holzner im Nordland-Verlag Berlin eine Autobiographie unter dem Titel „Das Gesetz Gottes“ heraus

00.03.1941
Leiter (SS-Sturmbannführer) der Amtsgruppe IV B im RSHA und damit formell der unmittelbare Vorgesetzte von Adolf Eichmann.
Seine Amtsgruppe bestand aus den Referaten:
IV B 1 „Politischer Katholizismus“
SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Erich Roth
IV B 2 „Politischer Protestantismus, Sekten“,
SS-Sturmbannführer und Regierungsrat Erich Roth
IV B 3 „Sonstige Kirchen, Freimaurerei“
(im März 1941 unbesetzt, ab Dezember 1942 Otto-Wilhelm Wandesleben)
IV B 4 „Judenangelegenheiten, Räumungsangelegenheiten“
SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann

1941-1943
gegen Hartl wird wegen mutmaßlicher sexueller Belästigung einer Buchhändlerin ein SS-Disziplinarverfahren eröffnet.
SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei, als Amtschef I Personal des RSHA, versetzte Hartl 1942 zu den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD nach Russland. Hier wurde er der Einsatzgruppe C zugeteilt, die im Bereich der Heeresgruppe Mitte in der Ukraine die „sicherheitspolizeiliche Befriedung“ des eroberten Ostraumes sicherzustellen hatte. Bis zum Sommer 1943 blieb Hartl im Stab dieser Einsatzgruppe. Die Übernahme der Leitung eines Einsatzkommandos verweigerte er, ohne dass dies für ihn zu nennenswerten Konsequenzen geführt habe.
(Nach der Umstrukturierung des RSHA gemäß Geschäftsverteilungsplan vom März 1941 war das Amt I nunmehr ausschließlich für Personalangelegenheiten zuständig. Streckenbach nahm als Amtschef persönlich die Aufgaben der Amtsgruppe I D (Strafsachen) wahr.
Als Chef des Amtes I des RSHA war Streckenbach wesentlich für die Zusammenstellung des Personals der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD zuständig, die für den geplanten Krieg gegen die UdSSR aufgestellt wurden.

Einsatzgruppe C
1. Stärke und Einsatzgebiete
ca. 700 Mann
Bereich der Heeresgruppe C bzw. Süd in der nördlichen und mittleren Ukraine (Babyn Jar)

2. Standorte des Stabes
Lemberg (ab 1. Juli 1941)
Shitomir (ab 18. Juli 1941)
Perwomaisk (ab 17. August 1941)
Nowo-Ukrainska (ab 19. September 1941)
Kiew (ab 25. September 1941)
Starobelsk (ab September 1942)
Poltawa (ab Februar 1943)

3. Führer
SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Otto Rasch (Juni 1941 – September 1941)
SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Max Thomas (Oktober 1941 – 28. August 1943)
SS-Oberführer Horst Böhme (6. September – März 1944)

4. Teilkommandos
Sonderkommando 4a
SS-Standartenführer Paul Blobel (Juni 1941 – Januar 1942)
SS-Obersturmbannführer Erwin Weinmann (13. Januar 1942 – Juli 1942)
SS-Standartenführer Eugen Steimle (August 1942 – 15. Januar 1943)
SS-Sturmbannführer Theodor Christensen (Januar 1943 – Ende 1943)

Sonderkommando 4b
SS-Standartenführer Günther Herrmann (Juni 1941 – September 1941)
SS-Sturmbannführer Fritz Braune (Oktober 1941 – 21. März 1942)
SS-Sturmbannführer Walter Haensch (März 1942 – Juli 1942)
SS-Obersturmbannführer August Meier (Juli 1942 – November 1942)
SS-Obersturmbannführer und Regierungsrat Friedrich Suhr (November 1942 – August 1943)
SS-Sturmbannführer Waldemar Krause (August 1943 – Januar 1944)

Einsatzkommando 5
SS-Oberführer Erwin Schulz (Juni 1941 – September 1941)
SS-Sturmbannführer August Meier (September 1941 – Januar 1942)

Einsatzkommando 6
SS-Sturmbannführer Erhard Kroeger (Juni 1941 – November 1941)
SS-Sturmbannführer Robert Mohr (November 1941 – September 1942)
SS-Sturmbannführer Ernst Biberstein (September 1942 – Mai (?) 1943)
SS-Obersturmbannführer und Regierungsrat Friedrich Suhr (August 1943 – November 1943)

07.10.1941
Aus der Ereignismeldung UdSSR Nr. 106
II. Exekutionen und sonstige Maßnahmen
Einmal auf Grund der wirtschaftlichen Besserstellung der Juden unter bolschewistischer Herrschaft und ihrer Zuträger- und Agentendienste für das NKWD, zum anderen wegen der in erfolgten Sprengungen und der daraus entstandenen Großfeuer, war die Erregung der Bevölkerung gegen die Juden außerordentlich groß.
Hinzu kommt, daß Juden sich nachweislich an der Brandlegung beteiligt hatten. Die Bevölkerung erwartete deshalb von den deutschen Behörden entsprechende Vergeltungsmaßnahmen. Aus diesem Grunde wurden in Vereinbarung mit dem Stadtkommandanten sämtliche Juden Kiews aufgefordert, sich am Montag, den 29.9. bis 8:00 Uhr an einem bestimmten Platz einzufinden. Diese Aufrufe wurden durch die Angehörigen der aufgestellten ukrainischen Miliz in der ganzen Stadt angeschlagen. Gleichzeitig wurde mündlich bekanntgegeben, daß sämtliche Juden Kiews umgesiedelt würden.
In Zusammenarbeit mit dem Gruppenstab und 2 Kommandos des Polizeiregiments Süd hat das Sonderkommando 4a am 29. und 30.9. 33771 Juden exekutiert. Geld, Wertsachen, Wäsche und Kleidungsstücke wurden sichergestellt und zum Teil der NSV zur Ausrüstung der Volksdeutschen, z. T. der kommissarischen Stadtverwaltung zur Überlassung an bedürftige Bevölkerung übergeben. Die Aktion selbst ist reibungslos verlaufen. Irgendwelche Zwischenfälle haben sich nicht ergeben Die gegen die Juden durchgeführte "Umsiedlungsmaßnahme" hat durchaus dieZustimmung der Bevölkerung gefunden. Daß die Juden tatsächlich liquidiert wurden, ist bisher kaum bekannt geworden, würde auch nach den bisherigen Erfahrungen kaum auf Ablehnung stoßen. Von der Wehrmacht wurden die durchgeführten Maßnahmen ebenfalls gutgeheißen. Die noch nicht erfaßten, bzw. nach und nach in die Stadt zurückkehrenden geflüchteten Juden werden von Fall zu Fall entsprechend behandelt.
Gleichzeitig konnte eine Reihe NKWD-Beamter, politischer Kommissare und Partisanenführer erfaßt und erledigt werden.
Die Bandera-Männer hatten durch die vor Kiew seitens der Kommandos erfolgten Festnahme an Stoßkraft verloren, und es wurde eine Betätigung bisher nur im Verteilen von Flugblättern und Ankleben von Plakaten festgestellt.
Festnahmen sind erfolgt, weitere eingeleitet.
Seitens des Gruppenstabes sowie des Sonderkommandos 4a und des ebenfalls in Kiew eingerückten Ersatzkommandos 5 wurde sofort die Verbindung mit den zuständigen Stellen aufgenommen. Mit diesen Stellen wurde eine laufende Zusammenarbeit erzielt und in täglichen Besprechungen die aktuellen Probleme durchgesprochen.
Über die Tätigkeit der Einsatzkommandos muß bei der Fülle des Materials jeweils durch entsprechende Tätigkeitsberichte im Einzelnen berichtet werden.

Shitomir, Aktionen gegen die Juden.
Nachdem auf Vorschlag des Sonderkommandos 4a seitens der Feldkommandantur eine räumlich begrenzte Zusammenziehung der Juden Shitomirs erfolgt war, konnte festgestellt werden, daß gleichzeitig damit eine merkliche Beruhigung eintrat, wie z. B. auf den Märkten usw. Gleichzeitig flauten bisher sich hartnäckig haltende Gerüchte stark ab und es schien, als ob mit der Zusammenfassung der Juden damit auch einer kommunistischen Propaganda weitgehend der Boden entzogen wäre. Bereits nach einigen Tagen stellte es sich jedoch heraus, daß nur räumliche Zusammenfassung der Juden ohne Errichtung eines Ghettos nicht genügte und in kurzer Zeit die alten Schwierigkeiten wieder auftauchten. Von verschiedenen Dienststellen liefen Klagen über das freche Verhalten der Juden auf der Arbeitsstelle ein. Es konnte festgestellt werden, daß eine rege Propaganda unter den Ukrainern, die besagte, daß die Rote Armee sehr bald die ihr entrissenen Gebiete wieder zurückerobern würde, ihren Ausgangspunkt aus dem Judenviertel nahm. Die örtliche Miliz wurde des Nachts und auch bei Tage aus dem Hinterhalt beschossen. Weiter wurde festgestellt, daß Juden ihr Hab und Gut in Geldeswert umtauschten und die Stadt verließen, um in die westliche Ukraine - d. h. in Gebiete, wo bereits eine Zivilverwaltung besteht - hinüberzuwechseln. Alle genannten Erscheinungen konnten festgestellt werden, die betreffenden Juden wurden jedoch in den seltensten Fällen gegriffen, da sie genügend
Möglichkeiten hatten, sich einem Zugriff zu entziehen. Es fand deshalb am 10.9.1941 eine diesbezügliche Besprechung mit der Feldkommandantur statt, in deren Ergebnis beschlossen wurde, die Judenschaft von Shitomir endgültig und radikal zu liquidieren, da alle bisherigen Verwarnungen und Sondermaßnahmen keine fühlbare Entlastung gebracht hatten.
Am 19.9.41 wurde das Judenviertel ab 4:00 Uhr früh geräumt, nachdem es am Abend vorher von 60 Mann ukrainischer Miliz umstellt und abgesperrt worden war. Der Abtransport erfolgte mit 12 LKW, von denen einen Teil die Feldkommandantur bzw. die Stadtverwaltung von Shitomir zur Verfügung gestellt hat. Nachdem der Abtransport erfolgt war und die notwendigen Vorbereitungen mit Hilfe von 150 Gefangenen getroffen worden waren, wurden insgesamt 3145 Juden registriert und exekutiert.

Hartl erlitt wenige Monate später einen wirklichen oder vorgetäuschten Nervenzusammenbruch. Nach einer Krankenhausbehandlung in Kiew und einer mehrmonatigen Erholung kehrte er 1943 ins RSHA zurück, wo er in der neugeschaffenen Gruppe I „Kult“ der Amtsgruppe VI (SD-Ausland) weiterverwendet wurde.

00.09.1943
Hartl nimmt nach der deutschen Besetzung Roms im Vatikan Kontakt zu Bischof Alois Hudal auf, der nach dem Krieg als Fluchthelfer für Nazi-Größen hervortrat.

1945
Nach Kriegsende wurde Hartl von britischen Truppen in Kärnten gefangengenommen, aber nicht als maßgeblicher Angehöriger des RSHA erkannt.

In einem deutschen Spruchkammerverfahren des Kammergerichts Berlin wurde Hartl neben anderen Angeklagten Mitte der sechziger Jahre wegen der Ermordung von katholischen polnischen Priestern zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung seiner Haft konnte er somit in den Nachkriegsprozessen gegen KZ-Ärzte und Beteiligte an der „Aktion T4“ unbehelligt in den Zeugenstand treten.

Er lebte als freier Publizist in Bodman-Ludwigshafen am Bodensee und wurde Mitglied der „Deutschen Unitarier“, die als freie Glaubensgemeinschaft pantheistische Vorstellungen aufwies.


09.10.1947
Eidesstattliche Versicherung Hartl Albert in Nürnberg
Im März oder April 1942 traf ich Paul Blobel in Kiew. Wir beide machten einen Ausflug in den Bereich des Oberbefehlshabers in Kiew, Dr. Thomas, am Rande der Stadt, in der Nähe des Friedhofs, zeigte Blobel mir einen bestimmten Ort und sagte, das hier Juden, die er zusammenmit seinem Kommando erschossen hatte, begraben seien. Es war ein altes Panzergraben, der später zugeschüttet worden war

Zweimal während ich im Osten war, hatte ich eine Chance, Hinrichtungen zu sehen. Die erste, sah ich in Kiew aus der Ferne. Oberführer Ehrlinger hatte das Kommando. Ich sah die zweite Hinrichtung in Krementschug, hier hatte Sturmbannführer Platt das Kommando. Bei der ersten Hinrichtung waren es genau 100 Personen,bei der zweiten Hinrichtung mehr als 100 Personen. Die Leute wurden durch einen Schuss in den Nacken hingerichtet. Die Leichen wurden in einem großen Panzer Graben begraben. Die Kandidaten für die Hinrichtung befanden sich bereits stehend oder kniend in den Graben. Eine Gruppe war kaum erschossen worden, da kamen bereits die nächsten, und legten sich auf die Leichen.

09.10.1947
In einem Gespräch mit der britischen Journalistin Gitta Sereny schilderte Hartl, wie er im März 1942 zusammen mit dem Führer des Einsatzkommandos 4a, Paul Blobel, in die Schlucht von Babi Jar bei Kiew kam:
Er erzählte, das er eines Tages in eine Datscha eingeladen war, ein Wochenendhaus außerhalb Kiews. Es wurde von Brigadeführer Max Thomas bewohnt, einem höheren SS- und Polizeiführer (BdS Ukraine), der nominell sein Vorgesetzter war. ‚Ich fuhr mit Standartenführer Blobel zu diesem Abendessen‘, sagte Hartl. ‚Ich kannte ihn kaum, aber da er eingeladen war, fuhren wir zusammen. Es war schon spät, und es begann dunkel zu werden. Mit einem Mal – wir fuhren gerade durch eine Schlucht – bemerkte ich seltsame Erdbewegungen: Klumpen von Erde flogen wie aus eigenem Antrieb in die Luft, und über der ganzen Schlucht lag Dampf. Es war wie bei einem Vulkan, als ob Lava unter der Erdoberfläche brannte. Blobel lachte und machte eine weitausladende Handbewegung. Er zeigte auf die Straße hinter uns und die Schlucht, die vor uns lag – die Schlucht von Babi Yar. ‚Hier liegen meine 30.000 Juden‘, sagte er.“

In Volker Schlöndorffs Film „Der neunte Tag“ diente Hartl offensichtlich als Vorbild für den fiktiven SS-Untersturmführer Gebhardt, der als Gegenspieler für den im KZ inhaftierten Abbé Henri Kremer (nach dem Vorbild des Luxemburgers Jean Bernard) fungierte.

Werke
Anton Holzner [d. i. Albert Hartl]: Das Gesetz Gottes. Nordland-Verlag Berlin, 1939
Anton Holzner [d. i. Albert Hartl]: Ewige Front. Nordland-Verlag Berlin, 1940
Anton Holzner [d. i. Albert Hartl]: Priestermacht. Nordland-Verlag Berlin, 1941
Anton Holzner [d. i. Albert Hartl]: Zwinge das Leben. Nordland-Verlag Berlin, 1941