Zwangsarbeitslager für männliche Juden

Gebiet
Ukraine, Oblast Winnyzja, Kreisfreie Stadt Winniza

Eröffnung
Dezember 1941

Schließung
April 1944

Geschlecht
Männer

Einsatz der Häftlinge bei
das Lager stand unter SS Verwaltung

OT
Auftragsfirmen für die OT waren
Firma Bunz
Firma Mehlmach
Firma Pack
Firma Senk

Art der Arbeit
Gleisbau für das FHQ Werwolf

Führerhauptquartier Werwolf
Für den Bau der Gebäude und Bunker waren mehrere zehntausend Arbeiter eingesetzt worden, darunter auch Juden aus Winniza. Nach Fertigstellung des neuen FHQ fand am 14. Juli eine Besprechung statt, auf der entschieden wurde, daß 20.000 von den ukrainischen Arbeitern zum weiteren Einsatz ins Reich geschickt werden sollten, während die jüdischen Arbeiter getötet werden sollten. Der Kommandeur des SD der SS sprach sich gegen diese Absicht aus, da er die Juden noch zur Aufrechterhaltung der städtischen Dienste in Winniza benötige. Er wandte sich diesbezüglich mit Erfolg an den SS- und Polizeiführer für die Ukraine. Dennoch wurden in den folgenden Monaten zahlreiche jüdische Facharbeiter mit ihren Familien ermordet. Die übrigen wurden in ein Arbeitslager gesperrt; die meisten kamen dort ums Leben.

Bemerkungen
weitere Jüdische Arbeitslager befanden sich an der Durchgangsstraße IV "Straße der SS" (Lemberg-Winniza-Dnjpropetrowsk)
Für die Juden wurde die Straße zum Experimentierfeld der "Endlösung", es galt die "Vernichtung durch Arbeit".

Auch außerhalb des Lagers kam es im September 1941 und im Frühjahr 1942 zu Massenerschießungen. Schätzungen gehen davon aus, dass dabei jeweils zwischen 15.000 und 30.000 Bürger in der Stadt Winniza umgebracht wurden

Zwischen dem 16. Juli 1942 und dem 1. November 1944 befand sich das deutsche Führerhauptquartier Werwolf in einem Wald 8 km nördlich von Winnyzja, an der Straße nach Schytomyr in unmittelbarer Nähe des Dorfes Strishawka.

Adolf Hitler hielt sich drei mal im FHQ Werwolf auf
16. Juli bis 30. Oktober 1942
19. Februar bis 13. März 1943
27. August 1943

Bericht Major Rösler

Bericht des Majors Rösler an seine vorgesetzte Dienststelle

z.Z. Kassel, den 03.01.1942
Major Rösler

Bericht:
Die mir vom Infanterie-Ersatz Regiment 52 vorgelegte Angelegenheit „Verhalten gegenüber der Zivilbevölkerung im Osten“ gibt mir Veranlassung, das Folgende zu berichten:

Ende Juli 1941 befand sich das damals von mir geführte Infanterie-Regiment 52 auf dem Wege von Westen nach Shitomir, wo es eine Rastunterkunft beziehen sollte. Als ich mit meinem Stab am Nachmittag des betreffenden Ankunftstages mein Stabsquartier bezogen hatte, hörten wir aus nicht allzu weiter Entfernung, in regelmäßigen Abständen Gewehrsalven, denen nach einiger Zeit Pistolenschüsse folgten. Ich beschloß, dieser Erscheinung nachzugehen und begab mich mit Adjutant und Ordonnanzoffizier (Oberleutnant von Bassewitz und Leutnant Müller-Bradmann) in Richtung des Gewehrfeuers auf die Suche. Wir bekamen bald den Eindruck, daß sich hier ein grausames Schauspiel abspielen müsse, denn nach einiger Zeit sahen wir zahlreiche Soldaten und Zivilpersonen einem vor uns liegenden Bahndamm zuströmen, hinter dem, wie man uns meldete, laufend Erschießungen vorgenommen wurden. Während der ganzen Zeit konnten wir über den Bahndamm zunächst nicht hinwegsehen, hörten jedoch immer nach einem gewissen Zeitraum den Ton einer Trillerpfeife und danach eine etwa 10-läufige Gewehrsalve, an die sich nach einiger Zeit Pistolenschüsse anreihten. Als wir schließlich den Bahndamm erklettert hatten, bot sich jenseits dieses Dammes ein Bild, dessen grausame Abscheulichkeit auf den unvorbereitet Herantretenden erschütternd und abschreckend wirkte. In die Erde war ein etwa 7-8 Meter langer, vielleicht 4 Meter breiter Graben eingezogen, dessen aufgeworfene Erde auf der einen Seite aufgeschichtet war. Diese Aufschichtung und die darunter liegende Grabenwand waren vollständig mit Strömen von Blut besudelt. Die Grube selbst war mit zahlreichen, schwer abzuschätzenden menschlichen Leichen aller Art und jeden Geschlechts gefüllt, so daß ihre Tiefe nicht geschätzt werden konnte. Hinter dem aufgeschütteten Wall stand ein Kommando Polizei, das von einem Polizeioffizier befehligt wurde. Die Uniformen dieses Kommandos wiesen Blutspuren auf. Im weiten Umkreis ringsherum standen unzählige Soldaten dort bereits liegender Truppenteile, teilweise in Badehosen, als Zuschauer, ebenso zahlreiche Zivilisten mit Frauen und Kindern.
Ich habe mir daraufhin durch ganz dichtes Herantreten an den Graben ein Bild verschafft, das ich bis heute nicht vergessen konnte. Unter anderem lag in diesem Grab ein alter Mann mit einem weißen Vollbart, der über seinem linken Arm noch ein kleines Spazierstöckchen hängen hatte. Da dieser Mann noch durch seine stoßweise Atemtätigkeit Lebenszeichen von sich gab, ersuchte ich einen der Polizisten, ihn endgültig zu töten, worauf dieser mit lachender Miene sagte: „Dem habe ich schon siebenmal was in den Bauch gejagt, der krepiert schon von alleine.“ Die in dem Graben liegenden Erschossenen wurden nicht besonders zurecht gelegt, sondern blieben so, wie sie nach dem Schuß von der Grabenwand heruntergefallen waren. Sämtliche dieser Leute wurden durch Nackenschüsse erledigt und anschließend von oben her mit Pistolenschüssen abgefangen.
Ich habe durch meine Teilnahme am Weltkriege sowie dem französischen und russischen Feldzug dieses Krieges keineswegs eine übertriebene Verweichlichung meines Gemütes erfahren, habe auch durch meine Betätigung in den Freiwilligenformationen des Jahres manches mehr als Unerfreuliche erlebt, ich kann mich jedoch nicht entsinnen, jemals einer solchen Szene, wie der geschilderten beigewohnt zu haben.
Ich erwähne noch, daß nach Aussagen von Soldaten, die sich diese Hinrichtungen öfters ansahen, täglich mehrere Hunderte erschossen worden sein sollen.

Gezeichnet Rösler

Namensliste von Opfer

Massenerschiessung in Winniza 1941

Freidkis Leib
* im ukrainischen Chmelnickij westlich von Kiew
verheiratet mit Freidkis Fanya
Wahrscheinlich wurde Leib Freidkis im September oder Oktober 1941 zusammen mit 10 000 anderen Juden von einem Einsatzkommando bei Winniza erschossen. Er war 31 Jahre alt.

deutsche Einheiten

Anfang 1944
4. Kompanie Feldersatz-Bataillon 208 (der 208. Infanterie-Division unterstellt)

Jahreswende 43/44
Panzergrenadier Regiement 1

Dezember 1941
Finnische Freiwilligen-Bataillon (III. Bataillon Division „Wiking“)

Juli 1942 Einsatz an der Durchgangsstraße IV (Stalino)
Litauisches Polizei Btl. W/4 FPNr. 27383

Juli 1942 an der Durchgangsstraße IV (Uman)
Litauisches Polizei Btl. W/8
Schutzmannschaft Bataillon 8 (litauisches) FPNr. 28488

Polizeisicherungsabteilung DG IV ((546 Männer)
Die Polizeisicherungsabteilung an der Durchgangsstraße IV Ukraine wurde mit Schnellbrief des RFSSuChdDtPol vom 06.03.1942 aufgestellt.
Sinn und Zweck der Abteilung war die Sicherung des Straßenbaus, der vom Deutschen Reich bis zum Kaukasus reichen sollte. Die Straße sollte zunächst von Lemberg bis Stalino führen.
Diese Sicherungsabteilung war vor allem mit der Bewachung der zum Straßenbau herangezogenen Zwangsarbeiter und zur Sicherung gegen Partisanen aufgestellt worden. Die Gesamtführung hatte der SS-Oberführer Stroop (der später mit bei der Vernichtung des Warschauer Ghettos traurige Berühmtheit erlangte).
Die Polizeieinheit bestand zunächst aus 4 Kompanien und ca. 550 Mann. Nach dem November 1943 kam das Personal anscheinend zu großen Teilen zum Polizei-Schützen-Regiment 37.
Dieses gelangte dann in der Ukraine unter dem BdO Rowno zum Einsatz, u.a. in der Kampfgruppe "Prützmann". Es wurde anscheinend im März 1944 aufgelöst.

Bataillon 311 (Jena)
ab 1942 II.Bataillon im Polizeiregiment 6 und dessen verbliebene Reste im III. Bataillon des Polizeiregimentes 26. Ihre Blutspur zieht sich mit ungezählten Opfern der Massenexekutionen und Deportationen von Lemberg/Lvov, Winniza, Uman, Kriwoi-Rog, Nikolajew, Cherson, Pawlograd, Dnepropetrowsk, Melitopol und anderen Orten

Pol.Btl.304

Polizei Res.Pol.Btl.45

ResPolBatl 69
1.Kp. im Raum Winniza-Nikolajew

Täter soweit bekannt
Hauptmann der Schutzpolizei
Tillmann Paul
* 16.08.1902
SS-Nr. 356 837
NSDAP-Nr. 8 376 312

SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei
Katzmann Fritz
* 06.05.1906 Langendreer/Bochum
+ 19.09.1957 Darmstadt
SS-Nr. 3.065
NSDAP-Nr. 98.528
Nach 1945 lebte Katzmann unentdeckt unter dem Namen Bruno Albrecht in Darmstadt. Erst 1957, als Katzmann als Bruno Albrecht ins Darmstädter Alicehospital eingeliefert wurde und gestorben war, kam seine wahre Identität heraus.

Bericht von Katzmann vom 30.06.1943
Der Distrikt Galizien ist damit, bis auf die Juden, die sich in den unter Kontrolle des SS- und Polizeiführers stehenden Lagern befinden, judenfrei. Nur durch persönliches Pflichtbewusstsein jedes einzelnen Führers und Mannes ist es gelungen, dieser Pest in kürzester Frist Herr zu werden".


SS-Brigadeführer
Thomas Max
Die letzten noch lebenden jüdischen Zwangsarbeiter sollte SS-Brigadeführer Max Thomas bis zur Ankunft Hitlers 1942 im Führerhauptquartier "verschwinden lassen".

SS-Sturmbannführer und Polizeimajor
Kreuzer Engelbert
Kompanieführer im Polizei Res.Pol.Btl.45

Besser Martin
Kommandeur des Polizei Res.Pol.Btl.45

Forberg Fritz
Angehöriger Polizei Res.Pol.Btl.45

SS-Standartenführer und Regierungsrat
Herrmann Günther
* 15.09.1908 in Minden
Leiter der Stapoleitstellen Kassel und Brünn, Führer des Sonderkommandos 4b und des Einsatzkommandos 12 in der UdSSR sowie Kommandeur der Einsatzgruppe E in Kroatien.
Am 5. Juli 1941 befand sich das SK 4b in Tarnopol und zog über Proskurow weiter nach Winniza. Anfang August erreichte die Einheit Kirowograd in der südlichen Ukraine. Im September 1941 wechselte das SK 4b von Krementschug nach Poltawa. Hier erschoss die Einheit Herrmanns 565 Insassen der örtlichen Irrenanstalt wegen der auch im Hinblick auf die Versorgung der Lazarette „außerordentlich kritischen Ernährungslage der Stadt unter dem Vorwand, der Überführung der Kranken in eine andere, bessere Anstalt in Charkow“ Vom Landgericht Düsseldorf wurde Herrmann am 12. Januar 1973 wegen der Tötung von Juden und Geisteskranken in Poltawa, Artemowsk, Winniza, Kirowograd und Gorlowka (Ukraine) in den Jahren 1941/42 zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren verurteilt.


Schumann Arno Ernst
Angehöriger des
Pol Btl 304

Jäger Karl
Angehöriger des Pol Btl 304

Melzer Kurt
Angehöriger des Pol Btl 304

nach 1945

Tatkomplex: Schreibtischverbrechen
Angeklagte:
Wolff, Karl Friedrich Otto 15 Jahre
Gerichtsentscheidungen:
LG München II 640930
BGH 651026
Tatland: Ukraine
Tatort: Winniza
Tatzeit: 420716
Opfer: Juden
Nationalität: Polnische
Dienststelle: SS Reichsführer-SS Persönlicher Stab
Verfahrensgegenstand: Beihilfe zur Massentötung von Warschauer Juden durch Intervention bei dem Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium zwecks Bereitstellung von Deportationszügen nach Treblinka

Tatkomplex: Massenvernichtungsverbrechen durch Einsatzgruppen
Angeklagte:
Kos., Andreas Freiherr von 1 Jahr 9 Monate
Kro., Dr. Erhard 3 Jahre 4 Monate
Gerichtsentscheidungen:
LG Tübingen 690731
BGH 710209
Tatland: Ukraine
Tatort: Dnjepropetrowsk, Drobomil, Lemberg, Makejewka, Winniza
Tatzeit: 410630, 410702, 4107, 411026-411109, 411205-4202
Opfer: Juden
Nationalität: Sowjetische
Dienststelle: Einsatzgruppen EK6
Verfahrensgegenstand: Massentötungen von Juden während des Vormarsches der deutschen Armee in der Westukraine
Tatkomplex: Andere Massenvernichtungsverbrechen
Angeklagte:
Kre., Engelbert 7 Jahre
Gerichtsentscheidungen:
LG Regensburg 710805
Tatland: Ukraine
Tatort: Berditschew, Chorol, Kiew, Sslawuta, Schepetowka, Sudylkow, Winniza
Tatzeit: 4107-4111
Opfer: Juden
Nationalität: Sowjetische
Dienststelle: Polizei Res.Pol.Btl.45
Verfahrensgegenstand: Massenerschiessung von Juden im rückwärtigen Heeresgebiet 103 während der ersten Monate des deutschen Vormarsches in der Ukraine


Tatkomplex: Massenvernichtungsverbrechen durch Einsatzgruppen
Angeklagte:
Boc., Wilhelm Freispruch
Bra., Fritz 9 Jahre
Ebe., Karl Albert Wilhelm 5 Jahre
Her., Günther 7 Jahre
Hu., Walter 3½ Jahre
Som., Hans-Joachim 6 Jahre
Gerichtsentscheidungen:
LG Düsseldorf 730112
Tatland: Ukraine
Tatort: Poltawa, Artemowsk, Winniza, Kirowograd, Gorlowka, Konstantinowka, Krementschug, Slawiansk, Uman, unbekannt (südliche Ukraine)
Tatzeit: 41-42
Opfer: Juden, Geisteskranke, Widerstandskämpfer, Zivilisten
Nationalität: Sowjetische
Dienststelle: Einsatzgruppen SK4b
Verfahrensgegenstand: Erschiessung von Juden, Kommunisten und Widerstandskämpfern sowie von Insassen der Heil- und Pflegeanstalt Poltawa

Tatkomplex: Andere Massenvernichtungsverbrechen
Angeklagte:
For., Fritz Felix von Strafe abgesehen (§47 MStGB)
Gerichtsentscheidungen:
LG Regensburg 751023
LG Regensburg 730214
BGH 740319
Tatland: Ukraine
Tatort: Berditschew, Winniza
Tatzeit: 4109
Opfer: Juden
Nationalität: Sowjetische
Dienststelle: Polizei Res.Pol.Btl.45
Verfahrensgegenstand: Massenerschiessung von insgesamt mindestens 2400 Juden in zwei Orten auf dem Vormarsch des Polizeibataillons 45 in der Ukraine


Tatkomplex: Kriegsverbrechen, Andere Massenvernichtungsverbrechen
Angeklagte:
Hofmann, Walter lebenslänglich
Gerichtsentscheidungen:
LG/BG Halle 750829 Az.: 1Bs23/75 211-61/75
Ob.Gericht der DDR 751105 Az.: 1aUst40/75
Tatland: Polen, Ukraine
Tatort: Warschau, Starakonstantinow, Winniza, Gaisin, Raum Kirowograd, Kirowograd, Uman
Tatzeit: 4010-4104, 4108-4110
Opfer: Juden, Kriegsgefangene, Zivilisten
Nationalität: Polnische, Sowjetische
Dienststelle: Polizei Pol.Btl.304
Verfahrensgegenstand: Deportation von Warschauer Juden ins dortige Ghetto. Mitwirkung bei der Abriegelung des Ghettos und bei der Kontrolle der Juden im Ghetto. Beteiligung an der Erschiessung - in sieben Einzelaktionen - von mehreren Tausend Juden, sowie von Kriegsgefangenen und kommunistischen Funktionären in Podolien/Ukraine, durch Umstellen der Ortschaften, Festnahme, Zusammentreiben und Abtransport der Opfer, durch Absicherung der Erschiessungsstellen sowie, bei zwei Aktionen, durch eigenhändiges Erschiessen der Opfer