Außenlager Wedel

Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme

Bezeichnung:

Gebiet: Preußen (Provinz Schleswig-Holstein)

Eröffnung: 13.09.1944

Schließung: Oktober 1944

Deportationen: Überstellung in das Außenlager Hamburg-Eidelstedt

Häftlinge: Etwa 500

Geschlecht: Frauen

Einsatz der Häftlinge bei:

Art der Arbeit: Aufräumungsarbeiten

Täter
SS-Unterscharführer
Kümmel Walter
* 08.01.1905 in Neundorf bei Bernburg
vor 1945
Angehöriger der Lagermannschaft im KL Sachsenhausen, NL Wedel u. NL Hamburg-Eidelstedt

13.09.1944

Am 13. September 1944 verlegte die SS mit diesem Transport 500 weibliche Häftlinge vom Außenlager des KZ Neuengamme Hamburg-Dessauer Ufer in das Außenlager nach Wedel. Die ungarischen und tschechischen Jüdinnen waren in Baracken eines ehemaligen Kriegsgefangenenlagers zwischen der Rissener Straße und der Feldstraße untergebracht. Die Frauen wurden vor allem zu Aufräumungsarbeiten im Hamburger Stadtgebiet eingesetzt. Zu Fuß oder per Lkw wurden sie an die Elbe und per Schiff weiter nach Teufelsbrück gebracht. Neben der Trümmerbeseitigung mussten sie dort Waggons mit Ziegelsteinen be- und entladen. Eine weitere Aufgabe waren Erntearbeiten bei Wedeler Landwirten. Nach nur zwei Wochen wurde das Lager in Wedel am 27. September 1944 wieder geräumt. Die Frauen kamen in das Frauenaußenlager Hamburg-Eidelstedt

27.09.1944

Mit diesem Transport werden im Rahmen der Räumung des Nebenlager Wedel 500 tschechische und ungarische Jüdinnen aus dem Nebenlager Wedel ins Nebenlager Hamburg-Eidelstedt überstellt.

Namensliste

Hédi Fried, 1924 im rumänischen Sighet geboren, wurde im April 1944 ins dortige Ghetto und am 15. Mai 1944 mit ihrer Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo ihre Eltern ermordet wurden. Gemeinsam mit ihrer Schwester Livia kam sie von dort in die Außenlager Dessauer Ufer, Wedel und Eidelstedt des KZ Neuengamme. Am 15. April 1945 folgte die Befreiung durch britische Truppen in Bergen-Belsen.

21.03. 2003

Zum KZ-Gedenkstein Wedel
DKP fordert die Anbringung einer Hinweistafel im Stadtzentrum

Seit 1986 gibt es in der Rissener Straße einen Gedenkstein zur Erinnerung an das im September 1944 von den Nazis errichtete Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme, in dem viele weibliche und männliche Häftlinge von der SS ermordet worden sind.

Nur wenigen Wedelern ist die Existenz dieses Gedenksteins bekannt. Das hat nicht nur den Grund, dass die Nazi-Vergangenheit von offizieller Seite gern verdrängt wurde, sondern auch, dass es weder in Stadtplänen verzeichnet ist noch irgend eine Hinweistafel gibt. Entsprechende Forderungen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und des Städtischen Arbeitskreises gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit wurden bisher von Verwaltung und Ratsversammlung ignoriert.

Die DKP meint: Spätestens der 70. Jahrestag der Übertragung der Regierungsmacht an die Nazis am 30. Januar 1933 sollte Anlass sein, endlich das Versäumte nachzuholen. Es ist beschämend, von ausländischen und auswärtigen Gästen und besonders von ehemaligen Insassen des KZ Außenlagers Wedel gefragt zu werden, warum es keine solchen Hinweisschilder im Stadtzentrum gibt. Es fragten Besucher aus der niederländischen Stadt Putten, aus der die SS 600 Männer nach Deutschland verschleppte (zehn von ihnen kamen ins KZ Wedel). Es fragte der Bürgermeister des Dorfes Wöbbelin bei Ludwigslust, in dem es eine Gedenkstätte zur Erinnerung an das dortige KZ-Außenlager gibt.

Auf einer öffentlichen Veranstaltung in Hamburg beklagten sich Ende vorigen Jahres zwei aus Schweden angereiste Frauen jüdischer Herkunft, die einst als junge Mädchen über Hamburg ins KZ Wedel gebracht wurden, um hier Panzergräben auszuheben, die bestimmt waren, die herannahende britische Armee aufzuhalten.

Die beiden jüdischen Frauen fanden es beschämend und armselig, wie dieser Gedenkstein aussieht. Viel beschämender, ja geradezu skandalös ist aber die Tatsache, dass alle Besucher erst mühsam suchen mussten, um den Gedenkstein überhaupt zu finden.

Daher hat sich die Deutsche Kommunistische Partei entschlossen, mit der symbolischen Anbringung einer Hinweistafel etwas mehr Druck auf die Verantwortlichen im Wedeler Rathaus zu machen.

Wir sind eine Partei, die in der antifaschistischen Tradition wurzelt. Viele Kommunisten in dieser Stadt wurden von den Nazis verfolgt und in Konzentrationslager geworfen. Zusammen mit verfolgten Sozialdemokraten schworen sie, die Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes lebendig zu halten. Wir fühlen uns diesem Vermächtnis verpflichtet und fordern daher die Fraktionen der Ratsversammlung und den Bürgermeister auf endlich das längst Notwendige zu tun.

Die DKP hat inzwischen in einem symbolischen Akt vor dem Wedeler Rathaus ein Hinweisschild zum KZ-Gedenkstein an der Rissener Straße angebracht. Die Aktion fand viel Beifall unter den Zuschauern am Rathausplatz. Zehn Tage hing das Schild, bevor es von unbekannter Hand entfernt wurde.

Die Stadt hat auf den schriftlichen Antrag der DKP auf Anbringung eines Hinweisschildes reagiert. Sie schrieb: Eine Aufnahme des KZ-Gedenksteins in Wedeler Stadtpläne wird vom Schul- und Kulturausschuss befürwortet. So weit, so gut. Leider fehlt ihr - noch - das Verständnis für unser Hauptanliegen. Sie schreibt: "... die Tatsache, dass der KZ-Gedenkstein an der Haupteinfallstraße von Hamburg liegt, macht eine Ausschilderung entbehrlich."

Wir dagegen halten es mit den überlebenden KZ-Insassen und darüber hinaus vielen weiteren Menschen für geboten, dass ein solcher Hinweis im Wedeler Stadtbild an geeigneter Stelle außerordentlich nützlich und notwendig ist.

(Aus "Die Meinung", Zeitung der DKP Wedel)