Sammellager (jüdisches Kinderheim)

Ort:
München- Schwabing

Bezeichnung:
Kinderheim der Israelitischen Jugendhilfe e.V (Antonienheim)

Gebiet:
Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern, Kreisfreie Stadt München

Eröffnung:
1925

Schließung:
April 1942, Die SS-Organisation Lebensborn richtete im ehemaligen Antonienheim eine Mutterwohnstätte ein.

Opfer (
Namensliste)

Geschlecht:
Kinder

Zahl der Opfer

Rechtsgrundlage

Bemerkungen:
Die jüdische Kinderfürsorge in München geht bis auf das Jahr 1904 zurück. Es wurden von Elisabeth Kitzinger mehrfach Wohnungen angemietet, um Kinder aus sozial schwachen jüdischen Familien zu betreuen.
Erst 1926 gelang es ihr, in einem Haus mit großem Garten, in der Antonienstraße 7, ein Kinderheim einzurichten, das sie bis zu ihrer Flucht 1939 leitete.

Von 1926 bis 1942 wurde der Betrieb des Kinderheimes aufrechterhalten. Bereits 1928 wurden zusätzlich weitere Heime gegründet um die in Ausbildung befindlichen Kinder weiter zu betreuen.

Antonienheim, Antonienstraße 7
für Säuglinge, Kleinkinder, Kindergarten - and Schulkinder, Haushaltslehrlinge

Synagoge
Im Erdgeschoß des Hauses war eine Synagoge eingerichtet, in der regelmäßig Gottesdienste abgehalten wurden; auch ein Kantor war fest engagiert. Neben den Kindern nahmen auch viele in der Nachbarschaft wohnenden Juden teil. Bar Mitzwah Feiern, auch von Kindern die nicht im Heim wohnten, waren üblich.

Wagnerstraße 3
Lehrlingsheim für Jungen

Virchowstraße 1
Mädchenheim

Ferienkolonie Krumbach
Sommerfrische für Heimkinder

Mit weiteren Heimen, wie z.B. Wirtschaftliche Frauenschule, Wolfratshausen stand die Leitung des Antonienheims in regelmäßigem Briefwechsel.

Ab 1935 wurden neben den wirtschaftlich Benachteiligten vermehrt Kinder zur Vorbereitung der Aliah (Auswanderung nach Palästina) im Heim untergebracht.

Ab 1938 kamen zusätzlich Kinder aus fränkischen and schwäbischen Regionen, da dort bereits viele jüdische Betriebe von den Nazis zwangsaufgelöst wurden.
Nach dem Novemberprogrom 1938, der sogenannten Reichskristallnacht, gab es einen erneuten Schub an unterzubringenden Kindern nachdem die Familien gezwungen wurden, ihre Häuser and Wohnungen in kürzester Zeit zu räumen.

Zwangsauflösung - Deportation
Die angeschlossenen Heime wurden 1938 zwangsweise geschlossen. Die Leitung des Antonienheims konnte jedoch die Schließung bis 1942 aufschieben, was ein fälschliches Gefühl von Sicherheit bewirkte.

Die tragische Folge war, daß bereits mit der 1. Deportation 20 Kinder und vier Betreuerinnen aus München, im November 1941, direkt vom Heim aus zur Ermordung nach
Kowno (Getto Kaunas) verschleppt wurden.

1942 wurden die wenigen verbliebenen Heimbewohner nach Theresienstadt, Auschwitz and Piaski deportiert. Nur einzelne überlebten.

Heutige Situation des Ortes
Das Heimgebäude steht nicht mehr. Lediglich ein Teil des Zaunes sowie ein Begrenzungsstein des Grundstückes sind noch vorhanden.

Gegenüber dem ehemaligen Heim steht noch das ursprüngliche Gebäude, in dem sich heute eine städtische Schule für Hauswirtschaft befindet. Vorgarten and Zaun, bzw. die Betonpfosten sind ebenfalls erhalten.



© 2009 tenhumbergreinhard.de (Düsseldorf)