Bezeichnung: Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg (Universelle-Werke J. C. Müller & Co.)

Gebiet
Sachsen, Direktionsbezirk Dresden, Kreisfreie Stadt Dresden
Gebäudekomplex Florastraße 14/Zwickauer Straße

Gebiet heute
Auf der Grundlage des Volksentscheids in Sachsen vom 30.06.1946 wurde die Firma in Volkseigentum überführt und hieß zunächst VEB Universelle-Werke Dresden, später VEB Tabak- und Industriemaschinen Dresden bzw. VEB TABAKUNI Dresden.

Eröffnung
Das Lager wurde dem KZ Flossenbürg zugeordnet, in dessen Unterlagen es erstmals am 9. Oktober 1944 erfasst ist.
Die Stärkemeldung für diesen Tag vermerkte 500 Häftlingsfrauen, die aus dem Konzentrationslager Ravensbrück nach Dresden gebracht worden waren.

Schließung
In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 erhielten die Gebäude mehrere Bombentreffer. Eine große Zahl Häftlingsfrauen starb, einigen gelang die Flucht.
Die Überlebenden wurden bei der Zeiss-Ikon AG eingesetzt.

Evakuierung
am 14.04.1945 über Pirna nach Mockethal bzw. Königstein-Theresienstadt

Unterstellung
KZ Flossenbürg

Häftlinge
durchschnittlich 600 Frauen

Geschlecht
Frauen

Wachpersonal
Oberaufseherin Charlotte Hanakam (1944-April 1945)
Margarethe de Hueber (April 1939-1944)
Gertrud Becker (Oktober 1944 -?)
Dora Lange
Gertrud Weniger (1944 -?)

Einsatz der Häftlinge bei
Universelle-Werke J. C. Müller & Co.

Art der Arbeit
Motorenteile für die Flugzeugproduktion der Dessauer Junkerswerke

Lagerausstattung
die Frauen sind in den zwei oberen Stockwerken untergebracht. Andere hausen in einer Baracke auf dem Fabrikgelände in der Zwickauer Straße.

Ausstattung der Insassen

Lageralltag

Bemerkungen


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Geschichte der Universelle-Werke J. C. Müller & Co.

Der Ingenieur Otto Bergsträßer gründete 1898 in Dresden die Universelle.
Es wurden Maschinen zur Herstellung von Zigaretten mit Kartonmundstück und Mundstückhülsenmaschinen sowie die ersten Strangmaschinen gebaut.

Ab 1915 firmierte das Unternehmen unter dem Namen Universelle-Zigarettenmaschinenfabrik J. C. Müller & Co. Die Firma kaufte verschiedene Maschinenfabriken in Dresden auf. Die Produktionspalette umfasste so unterschiedliche Erzeugnisse wie Tabakröst- und Kühlmaschinen, Tabakauflockerungs-, Misch- und Siebmaschinen, Schachtelautomaten, Packetier- und Banderoliermaschinen, Schokoladenzigarettenmaschinen, Motorräder und Buchdruckmaschinen. Ab 1936 stieg der Anteil der Rüstungsproduktion. Geliefert wurden unter anderem Flugzeugteile, Maschinengewehre, Scheinwerfer, Torpedos und Leiteinrichtungen für Waffen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden in der Produktion Fremd- und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene sowie KZ-Häftlinge eingesetzt.

Kurt Körber Technischer Direktor der Universelle-Werke J.C. Müller & Co.
Schon im jugendlichen Alter von 15 Jahren bastelte Kurt Körber eine Sender-Ablese-Skala für Radios, die 1924 gleichzeitig seine erste Patentanmeldung darstellte.

Im Jahr 1928 nahm er das Studium der Elektrotechnik in Mittweida auf.
1935 trat er in die Universelle-Werke J.C. Müller & Co. in Dresden ein.
1940 trat Kurt A. Körber in die NSDAP ein und wurde zum Technischen Direktor bei der Universelle befördert.

Kurt Körber nach 1945
Nach dem Krieg baute er die Firma Hauni Maschinenfabrik Körber & Co KG (Hamburger Universelle) in Hamburg-Bergedorf auf.
Am 1. Juni 1956 gründete Körber in Hamburg-Bergedorf auf dem Gelände der Hauni das Tabak Technikum Hamburg. Dort wurde im März 1957 der Fortbildungslehrgang für Mitarbeiter der tabakverarbeitenden Industrie eingeführt.
Ein Jahr darauf nahmen die ersten Ingenieursstudenten ihre Studium in der Fachrichtung Verfahrenstechnik/Tabaktechnologie auf. Im Hinblick auf die internationale Ausrichtung der Tabakindustrie wurde Englisch als Pflichtfach eingeführt, Französisch und Spanisch als Wahlfächer angeboten.
Bereits 1957 gründete Körber seine erste mäzenatische Stiftung in Hamburg zur Förderung des Wiederaufbaus des Thalia Theaters. Aus seinem Einkommen dotierte er in den Folgejahren immer wieder Stiftungen im Bereich der Kultur und zur Förderung des technischen Nachwuchses. Unter anderem hat er in Hamburg die Renovierung des alten Blumengroßmarktes, der Deichtorhallen zu einem Ausstellungsbau ermöglicht.
Körber erhielt 1983 die Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen des Bundesverbandes deutscher Stiftungen durch Bundespräsident Karl Carstens.
1960 wurde er Ehrendoktor der Universität Erlangen, 1989 Ehrendoktor der Technischen Universität Dresden. 1991 wurde er Hamburger Ehrenbürger, nachdem der Senat der Stadt ihn bereits 1980 mit der Bürgermeister-Stolten-Medaille ausgezeichnet hatte. Daneben wurde er 1987 als Ehren-Schleusenwärter ausgezeichnet.