Bezeichnung: Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen (Pertrix GmbH (VARTA))

Gebiet
Land und Stadtstaat Berlin (Bezirk Niederschöneweide) Berliner Straße/Gaststätte Loreley

Gebiet heute
(Bezirk Niederschöneweide) Schnellerstraße

Eröffnung
Juli 1944

Schließung
20. April 1945

Unterstellung

Häftlinge
500

Geschlecht

Einsatz der Häftlinge bei
Batteriefabrik Pertrix (gehörte zur Akkumulatorenfabrik AG (AFA) Inhaber Industriellenfamilie Quandt

Lagerausstattung

Ausstattung der Insassen

Lageralltag

Bemerkungen
In Niederschöneweide befand sich neben fast 20 zivilen Zwangsarbeiterlagern auch ein KZ-Außenkommando. Die durchweg weiblichen Häftlinge stammten aus Belgien, Frankreich, Polen und den Niederlanden.
Die polnischen Häftlinge waren Ende Juli 1944 aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zunächst nach Ravensbrück und Ende August in das Außenlager Berlin-Zehlendorf verlegt worden. Die anderen Häftlinge wurden am 3. September 1944 gemeinsam in einem sogenannten Sondertransport zunächst in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert und kurze Zeit später ebenfalls nach Zehlendorf überstellt. Dort stellten die Häftlinge Fallschirme bei der Spinnstoff-Fabrik Zehlendorf her. Im November zog das gesamte der Verwaltung des Konzentrationslagers Sachsenhausen unterstehende Außenlager nach Niederschöneweide um.
Hier wurden die Häftlinge in einem umgebauten Bootsschuppen am Spreeufer untergebracht. Er befand sich auf dem Gelände der ehemaligen Ausflugsgaststätte Loreley an der damaligen Berliner Straße (heute Schnellerstraße), das inzwischen vom Wehrwirtschaftsbetrieb Gebrüder L'Orange Motorzubehör genutzt wurde. Die Frauen mussten bei der Firma Pertrix Batterien herstellen und dabei in zwei Schichten zu je zwölf Stunden ohne jeden Schutz mit ätzenden Säuren hantieren. Die Batteriefabrik Pertrix gehörte zur Akkumulatorenfabrik AG (AFA), die in der nahe gelegenen Sedanstraße (heute Bruno-Bürgel-Weg) sowie in Berlin-Oberschöneweide, Hagen und Hannover-Stöcken Akkumulatoren herstellte. Während die Werke in Schöneweide nach 1945 verstaatlicht wurden, produzierte der von der Industriellenfamilie Quandt beherrschte AFA-Konzern in der BRD unter dem Namen VARTA weiter.
Nachdem die Unterkunft des KZ-Außenkommandos am 24. Februar 1945 bombardiert und dabei vollständig zerstört wurde, wurden etwa 200 Häftlinge in das nahegelegene Lager 75/76 verlegt, die übrigen Frauen kamen in ein Nebenlager nach Köpenick oder nach Sachsenhausen. Im GBI-Lager belegten die KZ-Häftlinge zwei Baracken einer Lagerhälfte, die restlichen vier Baracken dieses Teils des Lagers waren zu diesem Zeitpunkt unbelegt. Die Häftlinge trugen schwarz-weiß gestreifte Kleidung mit einem Kreuz auf dem Rücken. Die SS-Aufseherinnen begleiteten sie zur Arbeitsstelle und bewachten sie während der Arbeit. Das weibliche SS-Personal aus Ravensbrück blieb während der ganzen Zeit in Zehlendorf und Niederschöneweide unverändert nur der männliche Kommandant wurde ausgetauscht.
Am 20. April 1945 brachte die SS die Häftlinge ins Konzentrationslager Sachsenhausen, dessen Evakuierung zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen hatte.


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