Todeslager Akmechetka


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Übersicht

Ukraine, Bezirk Domanivs'kyi, Oblast Mykolajiw

erste Erwähnung: 30.08.1941

letzte Erwähnung: 18.03.1944

Die schrecklichsten Orte des Massakers waren Bogdanovka (etwa 50000 Opfer), Domanevka (18000), Pechora (8000) und Akmechetka (4000). Im Bezirk Berezovsky töteten SS-Männer von Otto Ohlendorf 40000 Juden.

Akmechetka, das war der Name des Todeslagers in Transnistrien. Es war benannt nach dem in der Nähe liegenden großen ukrainischen Dorf im Gebiet Domanovca, Bezirk Golta, gelegen am westlichen Ufer des Flusses Bug, s. Karte.
Ca. zwei Kilometer von dem Dorf, im Tal gelegen, standen vier große Schweineställe aus Lehm gebaut und mit Stroh bedeckt. Sie waren in der vergangenen Sowjetzeit zur Haltung von tausenden von Schweinen genutzt wurden. Auf dem nahe gelegenen Hügel standen einige Holzbaracken und ein paar Steinhäuser für das Personal, das in den Schweineställen gearbeitet hatte.

Der Ort war auf halbem Weg zwischen den Lagern von Bogdanovka (Bohdanivka) und Domanovka (Domanivka), 18 km entfernt, und 60 km südöstlich der Stadt Golta (Pervomaisk].



Im Januar und Februar 1942 wurden in Domanevka 18.000 und Akmechetka 18.000 Juden ermordet.

Ende 1942 wurden Juden aus dem Ghetto Golta (rumänischer Teil) nach Bogdanovka und Akmechetka geschickt, wobei die meisten von ihnen dort umkamen. Insgesamt wurden 5.469 Menschen ermordet, die meisten von ihnen Juden.

Ich habe das Todeslager Akmechetka gesehen

Der historische Hintergrund zu diesem Bericht wurde vom Professor Samuel Aroni, David Chervinskis Sohn, zur Verfügung gestellt.

Der folgende Bericht wurde übersetzt und in “Die Vernichtung der Juden Bessarabiens” vom Komitee der Juden Bessarabiens veröffentlicht, Tel Aviv, Nov. 1944

Akmechetka,
Akmechetka am Fluss Bug in Transnistrien (heute Ukraine).
das war der Name des Todeslagers in Transnistrien. Es war benannt nach dem in der Nähe liegenden großen ukrainischen Dorf im Gebiet Domanovca, Bezirk Golta, gelegen am westlichen Ufer des Flusses Bug
Ca. zwei Kilometer von dem Dorf, im Tal gelegen, standen vier große Schweineställe aus Lehm gebaut und mit Stroh bedeckt. Sie waren in der vergangenen Sowjetzeit zur Haltung von tausenden von Schweinen genutzt worden. Auf dem nahegelegenen Hügel standen einige Holzbaracken und ein paar Steinhäuser für das Personal, das in den Schweineställen gearbeitet hatte.
Im frostigen Winter 1941-1942 waren mehrere aus Rumänien deportierte Juden bereits zu krank und zu schwach und nicht mehr in der Lage, die harte Arbeit in der Landwirtschaft und im Straßenbau weiter zu leisten.
Als Lösung schlug der Staatsanwalt Balunaro vor, eine Selektion der Schwachen vorzunehmen und diese in den Schweineställen in Akmechetka einzusperren. Der Hintergedanke für diese Entscheidung war, dass „sie so keine Nahrung mehr bräuchten und vor Hunger und Durst sterben würden“.
Diesem Vorschlag folgend, befahl Modest Isopescu, der Gouverneur des Bezirkes Golta, ein Judenhasser, die Auswahl am 10. Mai 1942 vorzunehmen.
Aus dem ganzen Bezirk Golta wurden die kranken und schwachen Juden, einschließlich vieler alter Menschen, Frauen und Kinder zusammengetrieben und in den Schweineställen eingesperrt. Dieser schreckliche Ort wurde von den Juden als „der toiten Lager“ (das Todeslager) bezeichnet. Das Lager war gesichert durch einen Stacheldrahtzaun und einen tiefen Graben. Es wurde von ukrainischer Polizei, die dort stationiert war, bewacht. Die Gefangenen, die flüchten wollten, wurden sofort erschossen.
Mehrere tausend Menschen wurden in verschiedenen Zeiten dort unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten, ohne Nahrung und Trinkwasser. Gefangene, die noch etwas Geld oder in ihrer Kleidung versteckte Juwelen hatten, gaben es dem Wachpersonal für Brot, Obst oder irgendetwas Essbares.
Die restlichen Juden wussten vom Leid, welchem ihre Brüder ausgesetzt waren. Sie wollten helfen. Sie konnten aber nur sehr wenig tun. Den Juden war es nicht erlaubt, ihren Wohnort zu verlassen; auf Zuwiderhandlung stand die Todesstrafe.
Nach vielen Bemühungen gelang es uns – den Mitgliedern der vor kurzem gegründeten jüdischen Gemeinde Domanovca – trotzdem, im Juli 1942 die Erlaubnis zu erhalten, das Lager aufzusuchen, um einen Karren mit Lebensmitteln hinzubringen.
Auch wir, die „Gesunden“ hungerten, aber wir haben uns auf einen Fastentag in jeder Woche geeinigt mit dem Ziel, etwas von unserem knappen Essen für die in Akmechetka vor Hunger Sterbenden zu spenden.
Die Nachrichten aus dem Lager waren schrecklich und schockierend. Uns wurde berichtet, dass die Lagerinsassen hungerten und zu hunderten eines langsamen Todes starben.
An einem Sonntag Anfang August 1942 erhielt ich mit meinen Freunden die Aufgabe, einen Karren mit Lebensmitteln in das Lager zu bringen. Als wir uns dem Lager näherten, bot sich meinen Augen ein schrecklicher Anblick. Viele Menschen standen am Zaun, sie winkten und riefen laut. Und als ich näher kam, erblickte ich Schreckliches: Barfüßige, halbnackte Menschen, sie waren in Lumpen gehüllt. Ich sah sie, Männer, Frauen, Kinder und junge Frauen, ausgetrocknet und ausgehungert bis auf die Knochen, mit schmutzigem und wirrem Haar.
Einige krochen auf ihren angeschwollenen Bäuchen und kauten das spärliche Gras vom Erdboden. Ich bemerkte einige Frauen, die auf einem kleinen erlöschenden Feuer etwas kochten. Ich kann ihre Freude nicht beschreiben, als sie den Karren mit den Lebensmitteln entdeckten. Der Ansturm war so stark, dass wir befürchteten, angegriffen zu werden.
Wir mussten den Karren in einiger Entfernung stehen lassen, und wir baten einige von uns, ihn zu bewachen. Auf dem Wagen waren 96 Brote, 10 Flaschen Öl und 5 kg Salz. Ich schnitt jedes Brot in 5 Stücke. So war ich in der Lage, jedem der 500 bis 600 Gefangenen, die von den ursprünglich 5.000 noch lebten, ein Stück Brot zu geben.
Ich bat sie, in ihre Zellen zu gehen. Zusammen mit meinen Freunden begann ich, Brot, Öl und Salz zu verteilen. Es sollte bis zum nächsten Sonntag reichen, an dem wir wiederkommen wollten.
In den Zellen sah ich Menschen, die zu schwach waren, auf ihren Füßen zu stehen. Nur in ihren Augen brannte ein Feuer – der Wille zu leben. Unter ihnen erkannte ich Menschen, mit denen ich auf dem schrecklichen Weg von Kischinew nach Transnistrien getrieben wurde. Ich kannte sie als starke und gesunde Menschen. Jetzt konnten sie kaum ihre Hände heben, um die magere Ration Brot festzuhalten, die ihnen gereicht wurde.
Am selben Tag konnte ich auf der nahen Farm „Duca Voda“ den Kauf von einem Karren Tomaten organisieren, um diese in das Lager zu bringen und unter den Leuten zu verteilen. Ihre Freude nahm kein Ende. Von jeder Zelle hörte ich Rufe: „Cervinschi, hab Mitleid mit uns, geben Sie uns ein paar Tomaten mehr, wir möchten leben, lassen Sie uns nicht verhungern“. In einigen dieser Zellen traf ich bekannte Persönlichkeiten, so die Mutter mit ihren zwei Söhnen aus der Familie Hertzberg, einer reichen Familie aus Soroka. Das Oberhaupt von der Familie, das einer der reichsten Männer von dieser Stadt war, war bereits gestorben.
Das Schlimmste war es, die jungen Menschen zu sehen. Sie beteten, nicht sterben zu müssen; aber sie hatten keine Kraft mehr zum Überleben. Ich gab ihnen mein eigenes Geld, was ich noch hatte.
Erschüttert und verstört war ich im Begriff, das Lager zu verlassen, als der Vorsitzende der Farm „Duca Voda“, welcher das Lager beaufsichtigte, zu mir kam. Er bat mich, ihm zu helfen, alle zu versammeln, weil er ihnen etwas zu sagen hätte. Langsam versammelten sich die Leute. Ich sollte übersetzen, weil einige Juden aus der Ukraine waren und kein Rumänisch verstanden. Er hatte ein Angebot für sie: Bevor der Herbst kommt und es anfangen würde zu regnen und zu schneien, sollten sie Lehmziegel herstellen, um das Lager auszubessern, Öfen zu bauen, und die „Gesunden“ von ihnen sollten Heizmaterial für den Winter sammeln.
Auf dieses „großzügige und humane Angebot“ erwiderten alle einhellig, dass, „wenn die Behörden meinten, uns hier bis zum Winter gefangen zu halten, sei es besser, sie brächten Maschinengewehre und töteten uns alle, um es hinter sich zu bringen – und damit sei es erledigt. Wir wollen keine Öfen bauen, wir möchten lieber sterben als den Winter unter diesen Bedingungen zu erleben.“
Ich habe diese Menschen voller Bitterkeit und Schmerz verlassen. Sie sahen uns verzweifelt an. Als wir gingen, konnten wir noch ihr Schreien hören:
„Vergesst uns nicht, rettet unsere Seelen!“.
…Es scheint mir heute noch so, als wenn ich ihre Stimmen höre und die Schatten ihrer leblosen Körper im Todeslager Akmechetka sehe.