E VII. 19.

Der Tod eines nachtblinden Silbersachensortierers

In der Zeit von Ende 1942 bis zum Frühjahr 1943 hatte der Zeuge Ku. die Aufgabe, in der Sortierbaracke Füllfederhalter zu ordnen und zu verpacken. Ihm gegenüber saß ein alter Häftling, der Silbersachen sortieren musste. Dieser Mann war nachtblind. Bei der im Winter früh einbrechenden Dunkelheit konnte er bei seiner Tätigkeit in der Sortierbaracke, die kein elektrisches Licht hatte, die einzelnen Silbergegenstände nicht genau erkennen.
Am Spätnachmittag eines Tages erschien Miete in der Sortierbaracke. Er wandte sich an den alten Mann und wollte von ihm etwas Bestimmtes aus der Kiste mit den Silbersachen haben. Da der alte Mann wegen der bereits herrschenden Dämmerung nicht mehr gut sehen konnte, gab er Miete etwas anderes, als dieser verlangt hatte. Daraufhin sagte Miete zu ihm, wenn Du blind bist, dann komm! Er nahm den alten Mann mit ins Lazarett und erschoß ihn.

Miete bestreitet die Tat.

Er wird aber durch die eidliche Aussage des 46 Jahre alten Schlossers Ku. aus Givataim in Israel überführt, der den Vorfall aus nächster Nähe miterlebt hat. Wenn er auch der eigentlichen Erschießung nicht beigewohnt hat, so besteht dennoch kein Zweifel daran, dass Miete den Silbersachensortierer im Lazarett erschoß, denn es kam nie vor, das ein Häftling lebend aus dem Lazarett zurückkehrte, den Miete dorthin gebracht hatte. Der Zeuge Ku. hat Miete sofort identifiziert und ihn auch auf einem Foto, das ihm vorgelegt worden ist, als Krummkopf wiedererkannt.

Angesichts seiner präzisen und in ruhigem Ton vorgetragenen Bekundungen hat das Schwurgericht keine Bedenken, ihn für zuverlässig und glaubwürdig zu halten.