A VI. 14.

Erschießung des Häftlings Mendel Nuessenbaum im oberen Lager vom Pferd aus

Im Jahre 1943, zu einer Zeit, als nur wenig Transporte ankamen, waren der Zeuge Ros. und sein Kamerad Mendel Nuessenbaum damit beschäftigt, Sand über die in einer Leichengrube gestapelten Leichen zu streuen. Da kam der Angeklagte Franz in langsamer Gangart auf einem Pferd ins obere Lager geritten, um es zu inspizieren. Als er sich der Leichengrube genähert hatte, zog er plötzlich seine Pistole und schoss auf Mendel Nuessenbaum, den er im Körper traf. Nuessenbaum fiel zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Franz kam mit seinem Pferd näher heran und sagte Ich habe nicht gut gezielt. Dann schoss er dem neben der Grube liegenden Mendel Nuessenbaum mit seiner Pistole in den Kopf. Mendel wurde durch diesen zweiten Schuss getötet.

Der Angeklagte Franz bestreitet, die Häftlinge Adlerstein und Nuessenbaum erschossen zu haben. In beiden Fällen wird er jedoch durch die eidliche Aussage des Zeugen Ros. überführt, dessen besondere Glaubwürdigkeit bereits in A.VI. 1. dargelegt worden ist. Ros. ist einer der zuverlässigsten Zeugen dieses Verfahrens. Er hat immer nur das geschildert, was er persönlich erlebt hat. Er hat sich jeglicher Übertreibung, auch in weniger bedeutsamen, das Lager Treblinka betreffenden Fragen, enthalten. Er hat Franz spontan wiedererkannt. Da er insgesamt auf das Schwurgericht einen reifen, ausgewogenen Eindruck gemacht hat, sieht das Schwurgericht seine Bekundungen in vollem Umfang als zutreffend an.