Köpenicker Blutwoche Juni 1933

Die Ereignisse um die Köpenicker Blutwoche lassen sich nicht trennen von den politischen Schritten der Nationalsozialisten zur Zementierung ihrer Machtposition.
In Köpenick hatte die SA in dieser allgemeinen politischen Situation eine größere Aktion gegen politische Gegner geplant. Der Sturmbann 15 unter der Führung des Sturmbannführers Herbert Gehrke hatte sein Hauptquartier im Verwaltungsgebäude des Amtsgerichtsgefängnisses Köpenick eingerichtet. Dort fand in der Nacht vom 20. Zum 21. Juni 1933 eine Lagebesprechung aller Köpenicker SA Führer statt. Unterstützt wurde die Köpenicker SA von Teilen des berüchtigten Maikowski‐Sturmes der SA aus Charlottenburg.
Die ersten Verhaftungen fanden am Vormittag des 21. Juni 1933 statt. Unter den zu diesem Zeitpunkt Verschleppten befand sich Johannes Schmaus und sein Sohn Anton Schmaus, Richard Aßmann, Franz Bollfraß, Dr. Georg Eppenstein, Paul von Essen, Erwin Mante, Josef Spitzer und Paul Spitzer, Johannes Stelling, Karl William und seine Söhne sowie einige Mitglieder des deutschnationalen Kampfringes. Ein Teil der Verhafteten wurde nach Mißhandlungen im Lokal Seidler ins Polizeipräsidium gebracht, von wo man sie teilweise wieder entließ.
Die im Laufe des 21. Juni 1933 von der SA verhafteten Menschen wurden zunächst in die Sturmlokale der SA gebracht. In den SA Lokalen spielten sich teilweise entsetzliche Szenen ab. Später brachte man die Gefangenen ins Amtsgerichtsgefängnis, wo die Torturen fortgesetzt wurden.
Die Verhaftungsaktion der SA dauerte am 21.06. von 8 Uhr bis etwa 22 Uhr. Am Vormittag begannen die Verhaftungen in der Dahlwitzer Straße. Paul von Essen wollte gegen 9.30 Uhr nach Köpenick gehen, als er von SA Leuten umringt und in sein Haus zurückgedrängt wurde, wo die SA eine Hausdurchsuchung durchführte. Frau von Essen rief die Polizei an, die sie beruhigte, ihrem Mann werde nichts geschehen. Schließlich wurde Paul von Essen auf einen Wagen geladen, auf dem sich bereits der verhaftete Erwin Mante befand, und zum SA Sturmlokal Seidler gebracht. Am Abend kam der Reichstagsabgeordnete Johannes Stelling zur Familie von Essen und versuchte Trost zuzusprechen. Gegen 20.30 Uhr war auch
Anton Schmaus bei den Essens zu Besuch. Die Familie Schmaus wohnte in unmittelbarer Nachbarschaft.
Um etwa 23.00 Uhr wurde Erich Janitzky von der SA aus seiner Wohnung geholt und in einem geschlossenen Wagen weggebracht.
Es war der gleiche SA Sturm, der gegen 23.30 Uhr in das Haus der Familie Schmaus eindrang, um den bekannte SPD Politiker und Gewerkschaftsfunktionär Johannes Schmaus und seine beiden Söhne zu verhaften. Johann Schmaus war nicht im Haus. Anton Schmaus trat der eingedrungenen und ihn bedrohenden SA mit einer Pistole entgegen und schoß drei SA Leute in Notwehr nieder. Anton Schmaus schoß sich dann den Weg frei und flüchtete in Richtung Friedrichshagen. Die Leiche von Erich Janitzky fand man später in unmittelbarer Nähe mit tödlichen Schußverletzungen in der Dahlwitzer Straße. Es ist nicht auszuschließen, daß Erich Janitzky von einem Irrläufer aus der Pistole von Schmaus getroffen wurde. Anton Schmaus stellte sich schließlich auf dem 244. Polizeirevier. Es war der Polizei kaum möglich, ihn gegen den SA Mob zu schützen. Die SA bestand auf sofortige Auslieferung. Schmaus wurde deshalb in der gleichen Nacht zum Polizeipräsidium am Alexanderplatz überstellt. Auf dem Weg dorthin wurde der Transport in der Augusta-Viktoria-Straße (heute Puchanstraße) von etwa 80 SA Männern angehalten, die vergeblich versuchten, der Polizei den Gefangenen zu entreißen. Im Polizeipräsidium spürte ein Trupp SA Leute mit Herbert Gehrke an der Spitze Anton Schmaus auf.
Trotz Bewachung durch zwei Schutzpolizisten wurde er vermutlich von Gehrke durch einen Schuß in den Rücken schwer verletzt. An den Folgen dieser Schußverletzung, die ihn lähmte und an späteren Mißhandlungen durch die SA, die ihn aus dem Staatskrankenhaus verschleppte, starb Anton Schmaus 1934.
Nach der Schießerei und Flucht von Anton Schmaus stürzten sich die SA Leute auf den Vater Johannes Schmaus, der von ihnen fürchterlich mißhandelt wurde. Schließlich wurde der wehrlose Mann (ob bereits tot oder nicht ist bis heute unklar) im Stallgebäude beim Haus aufgehängt, um einen Selbstmord vorzutäuschen.
Frau Schmaus wurde verhaftet und in das Amtsgerichtsgefängnis überführt, wo sie ebenfalls mißhandelt wurde. Die SA zwang sie, den Boden und das Treppenhaus im Gefängnis von den Spuren der Folterung zu reinigen. Frau Schmaus war nach dem Tod ihres Mannes und Sohnes und den Erlebnissen im Amtsgerichtsgefängnis geistesgestört und starb 1943.
Ihre 13jährige Tochter war ebenfalls vorübergehend festgenommen worden. Sie mußte im Lokal Seidler die Grausamkeiten der SA gegenüber den Verhafteten, die sie zumeist persönlich kannte, mit ansehen.

Die Köpenicker Blutwoche fand vom 21. bis 26. Juni 1933 im Berliner Stadtteil Köpenick statt. Ca. 500 Gegner des Nationalsozialismus wurden dabei von der Köpenicker SA-Standarte 15 gefangen genommen, gedemütigt, gefoltert und teilweise ermordet. In Köpenick hatte die SA in dieser allgemeinen politischen Situation eine größere Aktion gegen politische Gegner geplant.

Hintergrund
Der Sturmbann 15 unter der Führung des Sturmbannführer Herbert Gehrke hatte sein Hauptquartier im Verwaltungsgebäude des Amtsgerichtsgefängnisses Köpenick eingerichtet. Dort fand in der Nacht vom 20. Zum 21. Juni 1933 eine Lagebesprechung aller Köpenicker SA-Führer statt. Unterstützt wurde die Köpenicker SA von Teilen des berüchtigten Maikowski-Sturmes der SA aus Charlottenburg.

SA-Lokale dienten als Hauptstandorte für sogenannte Vernehmungen und grausame Folterungen politischer Gegner

Liste der Berliner SA-Standorte

Die von SA-Sturmbannführer Herbert Gehrke geleitete Verhaftungsaktion sollte ein Exempel statuieren und folgte einige Wochen nach den Reichstagswahlen 1933, die in Berlin noch immer 1.377.000 Stimmen für SPD und KPD ergeben hatten.

Erstes Angriffsziel war die Kleingarten-Kolonie Elsengrund am S-Bahnhof Köpenick. Die ersten Verhaftungen fanden am Vormittag des 21. Juni 1933 statt. Unter den zu diesem Zeitpunkt Verschleppten befand sich Johannes Schmaus und sein Sohn Anton Schmaus, Richard Aßmann, Franz Bollfraß, Dr. Georg Eppenstein, Paul von Essen, Erwin Mante, Josef Spitzer und Paul Spitzer, Johannes Stelling, Karl William und seine Söhne sowie einige Mitglieder des deutschnationalen Kampfringes. Ein Teil der Verhafteten wurde nach Mißhandlungen im Lokal Seidler ins Polizeipräsidium gebracht, von wo man sie teilweise wieder entließ.

Gegen 23.30 Uhr drang ein SA-Sturm in das Haus der Familie Schmaus ein, um den bekannten SPD-Politiker und Gewerkschaftsfunktionär Johannes Schmaus und seine beiden Söhne zu verhaften. Johann Schmaus war nicht im Haus. Anton Schmaus trat der eingedrungenen und ihn bedrohenden SA mit einer Pistole entgegen und schoß drei SA-Leute in Notwehr nieder. Anton Schmaus schoß sich dann den Weg frei und flüchtete in Richtung Friedrichshagen.

Die Gaststätten Demuth in Köpenick und Seidler im Siedlungsviertel Uhlenhorst, das ehemals dem Reichsbanner gehörende Wassersportheim in der Wendenschloßstraße sowie Bootshäuser in Grünau und das Amtsgerichtsgefängnis an der Puchanstraße waren Schauplätze, an denen sich die folgenden Quälereien ereigneten. Ein Teil der Verhafteten wurde nach Mißhandlungen im Lokal Seidler ins Polizeipräsidium gebracht, von wo man manche wieder entließ.

Opfer waren Mitglieder von KPD und SPD, des Reichsbanners, des Deutschnationalen Kampfringes (DNVP), Juden, Gewerkschafter und Parteilose; unter ihnen der frühere Ministerpräsident von Mecklenburg-Schwerin Johannes Stelling, der Reichsbannerführer Paul von Essen und der Kommunist Karl Pokern. Zahlreiche Personen starben an Verletzungen, die ihnen durch Folter zugefügt wurden oder behielten bleibende gesundheitliche oder psychische Schäden.

Die Angaben zu den Todesopfern schwanken zwischen 24 und 91, dabei bis zu 70 Vermisste. Manche Leichen der Opfer wurden in Säcken verschnürt in umliegende Gewässer und den Schmöckwitzer Wald geworfen. In den Säcken, die das Wasser der Dahme wenige Tage nach den Greueltaten nahe der Grünauer Fähre anschwemmte, wurden unter Johannes Stelling, Paul von Essen und Karl Pokern identifiziert.

Am 25. Juli 1933 erging vom Reichsjustizminister Franz Gürtner für diese, wie andere mit der Machtergreifung zusammenhängenden Straftaten, ein Gnadenerweis.

Quelle
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes