Poppe Janßen

Major des I. Polizeifreiwilligenregiment 2 Polizeikommissar Poppe Janßen

Poppe Janßen war 1934 bis 1941 Chef der Lüdenscheider Polizei. Er kam aus Unna, wo ihn die NSDAP im Frühjahr 1933 aus dem Dienst entfernt hatte, weil er in seinen Dienstjahren als Polizist die gewalttätige SA in die Schranken des Rechtsstaates verwiesen hatte.
Da er mit seiner Familie weiterhin ein Recht auf ein Einkommen hatte, suchte die Polizeibehörde eine passende Arbeitsstelle für ihn und nahm die Versetzung nach Lüdenscheid vor. Hier war der ehemalige Polizeikommissar wie in zahlreichen anderen Städten abgesetzt worden und hatte der SA-Brigadeführer Escher im Auftrag des Oberbürgermeisters die Leitung der Polizeiexekutive bis zum April 1934 übernommen.
Sein Nachfolger Poppe Janssen versuchte, die hiesige Polizei weniger faschistisch und judenfeindlich auftreten zu lassen, als das in anderen Städten der Fall war. Allerdings verfolgte er intensiv Kommunisten und radikale Gewerkschafter. Aber nach 1938 wurde der Druck auf ihn größer und er erkrankte zeitweise. Der Lüdenscheider Oberbürgermeister bat in seinem negativen Gutachten am 08.08.1938 den Regierungspräsidenten in Arnsberg um die Versetzung seines untergebenen Leiters der Ortspolizei.
Mutig zeigte er noch 1938 einen Kollegen an, der eine jüdische Lüdenscheiderin mit Worten vor ihren Kindern und der Öffentlichkeit entehrt und diskriminiert hatte. Aber das Versetzungsgesuch des Regierungspräsidenten und des Oberbürgermeisters wurde vom Reichsführer SS am 22.08.1938 abgelehnt.
Nach mehreren Erkrankungen meldete sich Poppe Janßen zum 01.10. 1941 zur Landes- und Reichspolizei und wurde dann als Oberleutnant in Sasnowitz bei Kattowitz eingesetzt.
Anschließend wurde er als Hauptmann eines Polizeieinsatzbataillons von der Bergvölkerabwicklungsstelle für die Zeit vom 22.08.1942 bis zum 30.01.1943 nach Ordshonikidse in Kaukasien kommandiert. Hier sollte zur Sicherung und Nutzung der Ölvorkommen ein Generalbezirk geschaffen werden. In Zusammenarbeit der Wehrmacht mit der Einsatzgruppe D (dem SS-Kommando zur Ermordung der Juden im Süden der Ukraine und Russlands) und anderen deutschen und einheimischen Sicherheitskräften wurden hier Juden und viele Partisanen erschossen. Nach den Verlusten im Osten bekämpfte Poppe Janßen als Major des I. Polizeifreiwilligenregiment 2 in Kroatien seit dem 22.10 1944 Banden. Über sein weiteres Leben ist den Akten nichts zu entnehmen. Dass fast jeder Mensch zum Abgrund werden und ein Abgrund sein kann, zeigt sich in dem tragischen Schicksal des Lüdenscheider Polizeichefs, der ursprünglich kein Freund der Nationalsozialisten war. Dem Nachruf in der Kölnischen Rundschau vom 28.02.1967 ist zu entnehmen, dass Poppe Janssen 1947-1959 Chef der Polizei in Leverkusen war. Der Zeitungsartikel berichtete nur allgemein über seinen Kriegsdienst und dokumentiert das hilflose und das strategische Schweigen der Nachkriegszeit über die Verbrechen der Polizeibataillone.