Pinsk

Ghetto

Gebiet: Reichskommissariat Ukraine

Eröffnung:

Liquidierung:

Deportationen:

Einsatz der Häftlinge bei:

Art der Arbeit:

Bemerkungen


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Liquidierung des Ghettos

Erfahrungsbericht eines Polizeioffiziers über die Liquidierung des Ghettos in Pinsk

Die Komp. traf verlastet befehlsgemäß in Kobryn ein und wurde hier nach Pinsk in Marsch gesetzt. Eintreffen am Westausgang Pinsk 29. Oktober 1942, 4.00 Uhr.
Die am 28. Oktober 1942 in Pinsk stattgefundene Besprechung bei H. Regt. Kommandeur Oberst Kurt ergab, daß 2 Batl. und zwar XX/Pol. 15 und R.A. 2. die äußere Absperrung übernehmen, während 10./Pol. 15 und 11./Pol. 11 ohne 2 Züge mit der Durchkämmung des Ghettos beauftragt wurden. 11./Pol. 11 ohne 1 Zug (dieser wurde am Nachmittag ebenfalls von der Durchkämmung entbunden) war für die Bewachung am Sammelplatz, Sicherung der einzelnen Transporte zum Exekutionsplatz, der etwa 4 km außerhalb Pinsk lag, und Absperrung des Exekutionsplatzes bestimmt.
Für letztere Aufgabe wurden im weiteren Verlauf der Aktion teilweise Reiter eingesetzt. Diese Maßnahme bewährte sich tadellos, da bei einem Fluchtversuch von 150 Juden alle wieder ergriffen werden konnten, obwohl sich diese z.T. bis auf einige km entfernt hatten.
Die befohlene Absperrung stand um 4.30 Uhr und es zeigte sich, daß in Anbetracht der vorangegangenen persönlichen Erkundigung der eingesetzten Führer unter Wahrung der Geheimhaltung die Absperrung in kürzester Zeit stand und ein Entweichen von Juden unmöglich war.
Mit der Durchkämmung des Ghettos sollte befehlsgemäß um 6.00 Uhr begonnen werden. Infolge der noch bestehenden Dunkelheit wurde der Beginn der Durchkämmung um eine halbe Stunde verschoben. Die Juden, nun aufmerksam geworden, sammelten sich zum größten Teil freiwillig auf allen Straßen, und mit Hilfe von 2 Wachtmeistern gelang es schon in der ersten Stunde, einige Tausend zum Sammelpunkt zu lotsen. Da nun der andere Teil der Juden sah, wohin es ging, schlossen sie sich dem Zuge an, so daß die vom SD am Sammelplatz in Aussicht genommene Sichtung auf Grund des starken und plötzlichen Anlaufs nicht mehr erfolgen konnte. (Man hatte für den ersten Tag der Durchkämmung nur mit 1000-2000 Personen gerechnet). Die erste Durchkämmung war um 17.00 Uhr beendet und verlief ohne Zwischenfälle. Am ersten Tag wurden ca. 10 000 Personen exekutiert. Für die Nacht lag die Komp. in Alarmbereitschaft im Soldatenheim.
Am 30. Oktober wurde das Ghetto zum zweiten, am 31. Oktober zum dritten und am 1. November zum vierten Male durchgekämmt. Es wurden insgesamt ca. 15 000 Juden dem Sammelplatz zugeführt. Kranke Juden und einzelne in den Häusern zurückgelassene Kinder wurden sofort im Ghetto auf dem Hofe exekutiert. Zu Zwischenfällen kam es bis auf Fall, nicht. Auf Grund dessen, daß den Juden, die Gold vergraben hatten und dieses anzeigten, das Leben versprochen wurde, meldete sich ein Jude, der vorgab, eine Menge Gold versteckt zu haben. Es ging ein Wachtmeister mit. Da der Jude jedoch dauernd zögerte und den Wachtmeister immer wieder aufforderte, mit auf den Dachboden zu gehen, brachte der Wachtmeister den Juden wieder zu einem Sammelpunkt im Ghetto. Hier weigerte sich der Jude, sich wie alle anderen Juden auf den Boden zu setzen. Plötzlich sprang der Jude einen Angehörigen der Reiterschwadron an, entwendete ihm sein Gewehr und einen Stock und hieb mit letzterem auf den Angehörigen der Reiterschwadron ein. Nur durch das Dazwischentreten von Angehörigen der Kompanie konnte dieser Angriff vereitelt werden.