Leonberg

Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler

Bezeichnung:

Gebiet:
Baden-Württemberg, Regierungsbezirk Stuttgart, Landkreis Böblingen

Eröffnung:
10.04.1944

Schließung:
Im April 1945 wurden die Häftlinge teil zu Fuß, teils mit der Bahn in die Außenlager Kaufering und Mühldorf des KZ Dachau Evakuiert. Am 17.04.1945 melden die Außenlager das Eintreffen von 1.989 (Kaufering) bzw. 724 (Mühldorf) Häftlingen.

Deportationen:
Am 01.11.1944: 31 in das KZ Dachau; am 14.12.: 7 und am 20.12.1944: 60 in das Außenlager Vaihingen, am 12.01.1945: 60 in das Außenlager Vaihingen, am 11.03.1945: 258 in das KZ Bergen-Belsen, am 28.03.1945: 79 in das KZ Dachau

Häftlinge:
Aus dem KZ Dachau wurden von Augsburg-Pfersee 748, von Gablingen 129 und von Kaufering 268 Häftlinge überstellt. Weitere Überstellungen aus den KZ Sachsenhausen (216) und Auschwitz (200); am 10.04.1944: 398 aus den Außenlagern Augsburg-Haunstetten und Augsburg Gablingen des KZ Dachau; Die Häftlingsstärke betrug am 15.05.1944: 652, am 01.07.1944: 852, am 12.07.1944: 1.268, am 31.10.1944: 1.555, im März 1945; 3.500. Die Häftlinge kamen aus den verschiedensten Nationen, wobei die meisten aus Polen, Frankreich, Ungarn, Italien, der UdSSR und Jugoslawien kamen. Ab November befanden sich mindestens 659 Juden in Leonberg. Weitere Häftlingskategorien waren: Politische, ein kleiner Teil AZR, PSV, Zigeuner, Asoziale, ein Deutscher der Kategorie SAW und Kriegsgefangene.

Geschlecht:
Männer

Einsatz der Häftlinge bei:
Preßwerk Leonberg (Verlagerungsbetrieb der Messerschmitt AG, Augsburg)

Art der Arbeit:
Montage von Tragfächen für das Flugzeutg Me 262, Beseitigung von Abwurfmunition, Arbeiten auf Baustellen in Leonberg und in einem Steinbruch

Bemerkungen:
Die ersten Häftlinge mußten das Lager an der Seestraße errichten. Die Wachmannschaften wurden teilweise von der Luftwaffe gestellt. Die Arbeitsstätte, in der die Flugzeuge produziert wurden, befand sich in zwei Tunnelröhren durch den Engelberg der Autobahn München-Heilbronn, wo die Häftlinge in zwei Schichten zu je 12 Stunden eingesetzt wurden. Später erhöhte sich die Arbeitszeit auf 18 Stunden. Die Sterblichkeit im Lager stieg ab Oktober 1944 stark an. Von April bis Dezember wurden 32 Todesfälle registriert und von Januar bis zum 08. März waren es 259. In einem Massengrab nahe dem Lager wurden nach dem Krieg weitere 82 Leichen gefunden. Als Todesursache sind hauptsächlich die Überarbeitung bei unzureichender Verpflegung und ab Dezember 1944 das Ausbrechen von Typhus, Fleckfieber und Ruhr zu nennen. Unter den Toten waren vor allem Polen (99), Ungarn (49), Franzosen (41), Italiener (39) Jugoslawen (15), Bürger aus der UdSSR (15) und Niederländer (11). Der Grund für die Überstellungen in andere Lager war, daß die Häftlinge nicht mehr Arbeitsfähig waren. Daher ist anzunehmen, daß die Todesrate der Leonberger Häftlinge deutlich höher anzusetzen ist. Im Zuge der Evakuierungen wurden bei Mitterskirchen zusätzlich mehrere Häftlinge von den Wachmannschaften erschossen.


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