Flossenbürg

Stammlager des Konzentrationslager Flossenbürg

Bezeichnung:

Gebiet
Bayern, Regierungsbezirk Oberpfalz, Landkreis Neustadt a.d.Waldnaab

Eröffnung
03.05.1938

Schließung
Am 08. und 09.04.1945 Transport von Sonderhäftlingen nach Dachau,
am 17.04.1945: Todesmarsch von ca. 2.000 Häftlingen über Schwarzhofen, Taxöldern, Regensburg nach Straubing, sowie ein Bahntransport der jüdischen Häftlinge bis Schwarzenfeld, dann zu Fuß weiter über Kemnath, Fuhrn, Neunburg, Asbach, Fronberg nach Schwandorf,
am 18.04.1945 ca. 2.000 über Neustadt, Oberwildenau, Schwarzenfeld, Neunburg, Neukirchen-Balbini nach Wetterfeld,
am 19.04.1945 ca. 300 Häftlingsfkunktionäre per Bahn bis Nabburg, dann zu Fuß nach Kuntau, sowie ca. 750 Häftlinge, die bei Heiligenkreuz befreit wurden,
am 20.04.1945: ca. 4.000 über Pleystein, Moosbach, Pullenried, Winklarn, Stamsried, Wetterfeld, wo ein Teil der Häftlinge befreit wurde weiter nach Straubing bzw. Ergoldsbach, ca. 4.000 über Pleystein, Winklarn, Rötz, Roding, Regensburg, Abensberg, Allershausen, nach Dachau sowie ca. 2.600 über Waldthurn, Pleystein, Moosbach, Tröbes, Prikhof, Winklarn, Rötz, Stamsried, Roding nach Wetterfeld.

Am 23. April 1945 erreichte die 90. Infanterie-Division der 3. US-Armee die Gemeinde und nahm sie kampflos ein

Deportationen
Am 08.03.1945: Krankentransport von 1.200 Häftlingen in das KZ Bergen-Belsen

Häftlinge
Insgesamt beläuft sich die Zahl der Menschen, die in das KZ Flossenbürg oder eines seiner Außenlager eingewiesen wurden, auf annähernd 100.000. Die Zahl der Opfer wird auf 30.000 geschätzt.

Geschlecht
Männer und Frauen

Einsatz der Häftlinge bei
DESt; Bauleitung der Waffen-SS und Polizei Flossenbürg; Messerschmitt GmbH

Art der Arbeit
Auf- und Ausbau des Lagers, Arbeit im Steinbruch und Bearbeitung der Steine, Flugzeugproduktion

Tagesablauf
Sommer
4:00 Uhr Wecken
5:15 Uhr Zählappell
6:00 - 12:00 Uhr Arbeitszeit
12:00 - 13:00 Uhr Mittagessen (einschließlich Ein- und Ausgangszeit)
13:00 - 18:30 Uhr Arbeitszeit
19:00 Uhr Zählappell (Dauer ca. 1 Stunde)
20:45 Uhr Alles in die Baracken
21:00 Uhr Alles in die Betten - Licht aus

Winter
5:00 Uhr Wecken
Arbeitszeit: von Morgengrauen bis Einbruch der Dunkelheit


Namensliste der Täter

Bemerkungen
In der Stärkemeldung vom 14.03.1945 und 15.03.1945 sind 827 weibliche Häftlinge im Hauptlager und 43 weibliche Häftlinge im Revier angegeben. Am 26.03.1945 ist in der Stärkemeldung vermerkt: 867 Frauen auf Transport. Hierbei kann es sich nur um die Frauen handeln, die am 08.-09.03.1945 aus dem KZ Groß-Rosen kamen und am 17.03.1945 in das KZ Bergen-Belsen transportiert wurden (868 Frauen).


Wachmanschaft/Täter


Name der Häftlinge

Pagener Siegfried Epe Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Münster Landkreis Ahaus
überstellt von
Vernichtungslager Auschwitz


08.08.1938

Am 08.08.1938 erreicht ein Überstellungstransport mit 80 „Berufsverbrechern“ aus dem Konzentrationslager Buchenwald das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben Buchenwald am 08.08.1938 verlassen.


12.09.1938

Am 12.09.1938 erreicht ein Überstellungstransport mit Häftlingen, bei diesen Häftlingen handelte es sich um „Berufsverbrecher“ im NS-Jargon das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben das Lager Buchenwald am 12.09.1938 verlassen.


04.11.1938

Am 04.11.1938 erreicht ein Überstellungstransport mit Häftlingen, bei diesen Häftlingen handelte es sich um „Berufsverbrecher“ im NS-Jargon das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben das Lager Buchenwald am 04.11.1938 verlassen.


01.04.1939

Am 01.04.1939 erreicht ein Überstellungstransport mit 127 politischen und BV Häftlingen das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben das Lager Dachau am 01.04.1939 verlassen.


26.04.1939

Am 26.04.1939 erreicht ein Überstellungstransport mit Häftlingen, bei diesen Häftlingen handelte es sich um „Berufsverbrecher“ im NS-Jargon das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben das Lager Buchenwald am 26.04.1939 verlassen.


03.04.1945

Am 03.04.1945 wird der am 27.03.1898 in Steinwiesen geborene Dr. oec. publ. Müller Josef zusammen mit Ludwig Gehre, Franz-Maria Liedig, Alexander von Falkenhausen, Friedrich von Rabenau, Hermann Pünder, Fliegeroffizier Wassili Kokorin (Neffe Molotows), Hugh M. Falconer (Squadron Leader Royal Air Force), Payne Best, Dietrich Bonhoeffer als Sonderhäftling des RSHA im Konzentrationslager Flossenbürg übernommen. Josef Müller war vom 03.04.1945-15.04.1945 im KZ Flossenbürg inhaftiert. Er wurde am 03.04.1945 vom Konzentrationslager Buchenwald überstellt, wo er vom 07.02.1945-03.04.1945 inhaftiert war. Josef Müller ist am 12.09.1979 in München verstorben, und wurde auf dem Münchener Waldfriedhof - Neuer Teil, Lorettoplatz 3, Lage 461-W-20 beerdigt.


07.04.1945

Der SS-Standartenführer Walter Huppenkothen begibt sich am 07.04.1945 (zusammen mit seiner Ehefrau Erika) - er hat sich dem Transport G. angeschlossen - nach Flossenbürg, um beim Sondergericht gegen "Widerstandskämpfer" des 20.07.1944 als Ankläger mitzuwirken.


08.04.1945

Am Sonntag, den 08.04.1945 fand das befohlene Standgericht in Flossenbürg gegen General Oster, Admiral Canaris, Heereschefrichter Dr. Sack, Hauptmann Gehre und Pastor Dietrich Bonhoeffer - wahrscheinlich wurde einzeln in dieser Reihenfolge verhandelt - statt. Eine zeitliche Festlegung ist nur insofern möglich, als das Standgericht nicht erheblich vor Mittag des genannten Tages begonnen haben kann und bis etwa Mitternacht zu Ende geführt worden sein muss. Jedenfalls aber - dies steht eindeutig fest - wurden die sämtlichen fünf genannten Männer am Morgen des Montag, 9. April 1945, etwa zwischen 6 und 7 Uhr hingerichtet.
Gegen die fünf Männer wurde in einem Raum des Kommandanturgebäudes des KL Flossenbürg verhandelt. Die betreffenden Personen wurden hiezu jeweils aus dem Kommandanturarrest vorgeführt. Huppenkothen fungierte in diesem Verfahren als Ankläger;
SS-Richter Otto Thorbeck führte den Vorsitz des Gerichts; ein Beisitzer war - ähnlich wie in Sachsenhausen-Oranienburg in dem Standgerichtsverfahren gegen von Dohnanyi - der KL-Kommandant von Flossenbürg, SS-Obersturmbannführer Kögel. Es ist wahrscheinlich, dass das Standgericht aus drei Personen bestand. Es ist nicht zu widerlegen, dass die sämtlichen fünf Männer jeweils zur Anklage gehört wurden und zum letzten Wort zugelassen wurden, dass das Urteil in geheimer Beratung gefasst, vom SS-Richter Otto Thorbeck schriftlich mit Gründen niedergelegt und in Gegenwart der damaligen Angeklagten verkündet wurde. Keiner der Angeklagten hatte aber einen Verteidiger; ein Protokollführer war nicht zugezogen.
Walter Huppenkothen
wäre auf Grund seiner Dienststellung und besonders seiner Tätigkeit als Anklagevertreter in den Standgerichtsverhandlungen rechtlich verpflichtet gewesen, die "Hinrichtungen", die in seiner Anwesenheit ohne vorherige Urteilsbestätigung durchgeführt wurden, zu verhindern.


09.04.1945

Am 09.04.1945, etwa zwischen 6 und 7 Uhr werden an der Hinrichtungsstätte im Hofe des Kommandanturarrestes im Beisein des Standortarztes SS-Obersturmbannführer Dr. Fischer der Chef der deutschen Abwehr, Admiral Wilhelm Franz Canaris * 01.01.1887 in Dortmund-Aplerbeck i.Westf., der Theologe Dr. Dietrich Bonhoeffer * 04.02.1906 in Breslau, der Hauptmann Ludwig Gehre * 05.10.1895 in Düsseldorf, der Generalmajor Hans Oster 09.08.1887 in Dresden, der Generalstabsrichter Karl Sack * 09.06.1896 in Bad Kreuznach Stadtteil Bosenheim, der Jurist Theodor Strünk * 07.04.1895 in Kiel-Friedrichsort (Pries), der Jurist und Legationsrat a.D. Oscar Camminecci * 17.04.1885 als Beteiligte des missglückten Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli hingerichtet. Während der sämtlichen Hinrichtungen, die nacheinander stattfanden und eine halbe bis eine Stunde beanspruchten, war Walter Huppenkothen persönlich zugegen. Die fünf Männer mussten völlig nackt eine Art Stiege besteigen; es wurde ihnen ein Strick um den Hals gelegt und sodann die Stiege weggezogen. Der Tod trat unmittelbar darauf ein. Huppenkothen fuhr nach der Hinrichtung, wahrscheinlich noch am gleichen Tage, in Richtung Hof mit dem weiteren Ziel Berlin ab. Über die Ereignisse in Flossenbürg erstattete er im RSHA Meldung.

Am 08.04.1945 (Weisser Sonntag) gegen 10:00 Uhr erhalten die im Lager Flossenbürg festgehaltenen Sonder- und Sippenhäftlinge des RSHA die Ankündigung des Abtransportes. Sie werden aufgefordert ihre Sachen zu packen. Der Abtransport ist angesagt auf 13:00 Uhr, gegen Mittag langer Fliegeralarm, der Abmarsch wird daraufhin auf Montag den 09.04.1945 4:00 Uhr angesetzt. Die „Häftlinge“ werden am Montagmorgen um 3:00 Uhr geweckt, 4:00 Uhr ist Abfahrt; dabei sind: General Thomas, Dr. Hjalmar Schacht, Dr. Kurt von Schuschnigg. An dem Omnibus wird noch ein Wagen angehängt, mit dem Erika Huppenkothen, die Ehefrau des Regierungsdirektors und SS-Standartenführers im Reichssicherheitshauptamt und NS-Verbrechers Huppenkothen Walter in Sicherheit gebracht werden soll. In Schönberg nördl. Passaus steigen weitere Sonder- und Sippenhäftlinge zu. Darunter General Ernst Alexander Alfred Herrmann Freiherr von Falkenhausen. Der Transport erreicht das Konzentrationslager Dachau über Landshut, Freising am Abend des gleichen Tages.


15.04.1945

Am 15.04.1945 werden die Sonder- und Sippenhäftlinge des RSHA die im Konzentrationslager Flossenbürg festgehalten werden, mit Busse und PKWs unter Bewachung ins Konzentrationslager Dachau verbracht. Ein erster Transport hatte Flossenbürg bereits am 09.04.1945 Richtung Dachau verlassen.
Unter den deportierten befindet sich auch der am 27.03.1898 in
Steinwiesen geborene Dr. oec. publ. Müller Josef. Er war in Flossenbürg vom 03.04.1945-15.04.1945 inhaftiert. Sie werden am 15.04.1945 ins Lager Dachau übernommen, und sind hier bis zum 24.04.1945 inhaftiert. Josef Müller ist am 12.09.1979 in München verstorben, und wurde auf dem Münchener Waldfriedhof - Neuer Teil, Lorettoplatz 3, Lage 461-W-20 beerdigt.


16.04.1945

Am 16. April 1945 begann dann die Auflösung des KZs Flossenbürg.
Ein erster Transport verließ an diesem Tag das Lager in Richtung Dachau. Fast 2000 jüdische Männer und Jugendliche wurden zu Fuß nach Floß getrieben und dort in Güterwagen verladen. Diejenigen, die unterwegs den Beschuss durch amerikanische Tiefflieger und die Hetzjagd durch SS-Männer überlebt hatten, wurden in der Nähe von Schwarzenfeld aus den Zügen geprügelt und in mehreren Gruppen zu je 200 Menschen in Richtung Südosten getrieben. Nicht mehr gehfähige Häftlinge wurden erschossen. Ein Grüppchen Überlebender wurde um den 23. April von Einheiten der 97. Infanterie Division der 3. US-Armee befreit.


23.04.1945

Am 23.04.1945 gegen 10:30 Uhr erreichen die ersten Soldaten des 358th and 359th U.S. Infantry Regiment of the 90th U.S. Infantry Division das Konzentrationslager Flossenbürg. Sie finden noch 1526 halbverhungerte Häftlinge vor, darunter 186 Typhuskranke, und 98 Diphtheriekranke. Nach der Befreiung sind an den Folgen nachweislich noch 146 verstorben.