Berlin (Bezirk Steglitz-Zehlendorf Lichterfelde)

Bezeichnung: Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen (Wismarer Straße 26 bis 36)

Gebiet
Land und Stadtstaat Berlin (
Bezirk Steglitz-Zehlendorf Lichterfelde)

Gebiet heute

Eröffnung
23.06.1942

Schließung
Am 21. April 1945, wenige Tage vor dem Einmarsch der Roten Armee in diesen Bereich, wurden die Häftlinge zum KZ Sachsenhausen transportiert und von dort zum Todesmarsch in Richtung Ostsee gezwungen. Die SS hatte ihre Verbringung auf Schiffe geplant, die dann mit den Häftlingen versenkt werden sollten.

Unterstellung

Häftlinge

Geschlecht

Einsatz der Häftlinge bei

Lagerausstattung
Der Verwaltungsbereich.
Er war an der Wismarer Straße gelegen und bestand aus zwei Baracken. In der einen war die Tauinspektion der Waffen-SS und Polizei Reich Nord (Stabskompanie) untergebracht. Sie koordinierte vermutlich die Bauvorhaben der SS, später die Wiederherstellung von durch Bomben zerstörten SS-Gebäuden und den dazu erforderlichen Häftlingseinsatz. Die zweite Baracke diente als Unterkunft für die SS-Bewachung des KZ. 

Der SS-Bauhof
Er lag parallel zum damaligen Leibstandartenweg, dem heutigen Ortlerweg und war nur für die dort wohnenden SS-Angehörigen einsehbar. Auf ihm befanden sich eine große Materialbaracke und diverse kleiner Baracken, wie z.B. Garagen und Werkstätten. Ein Schild an der Wismarer Straße Ecke Leibstandartenweg wies Lieferanten den Weg zu diesem SS-Bauhof.

Das Konzentrationslager
Zwei parallel zueinander gestellte Baracken nahmen die Häftlinge auf, die zum weitaus größten Teil am Tage in ganz Berlin unter SS-Bewachung in verschiedenen Einrichtungen der SS, aber auch in privaten Betrieben, wie der Zehlendorfer Spinnstoff-Fabrik, oder bei der Forschungsstelle der Reichspost in Kleinmachnow Zwangsarbeit leisten mußten. Das KZ-Areal, durch elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun und Schilfmatten von der Teltowkanalseite, dem heutigen Spazier- und Joggingweg, gegen Einsichtnahme abgeschirmt, wurde begrenzt durch die fast quadratisch Küchenbaracke, die auch für die SS im Verwaltungsbereich das Essen zubereitete. In der zweiten Ausbauphase wurden nochmals in Erweiterung der schon vorhandenen Baracken wieder zwei parallel verlaufende und eine das Areal dann quer abschließende Baracke zu der auch damals schon existierenden Kleingartenkolonie errichtet. 
War das Lager am Anfang seiner Fertigstellung für ca. 800 KZ Häftlinge geplant, so wurde es ab März 1943 um drei Baracken erweitert, so daß bis zu 1500 Häftlinge in ihm gefangen gehalten werden konnten und von der SS für ihre Zwecke ausgebeutet wurden. In dieses Außenlager wurden meist Häftlinge mit guten handwerklichen Fähigkeiten vom KZ-Stammlager Sachsenhausen überstellt. Insofern stellt dieses Lager gegenüber anderen Außenlagern eine Besonderheit dar. Hier war die SS an guten Arbeitsergebnissen in den Arbeitskommandos interessiert, der deutsche Facharbeiter kämpfte ja an allen Fronten für Führer, Volk und Vaterland, und somit waren die Haftbedingungen in diesem Lager günstiger.
Ausstattung der Insassen

Lageralltag

Bemerkungen
am 22. August 1944 gegen 18.30 Uhr.
Vor den Augen aller angetretenen Häftlinge wurde Wilhelm Nowak, 22jährig, wegen seines Fluchtversuches aus der Zehlendorfer Spinnstoff-Fabrik nicht erhängt, was unter KZ-Verhältnissen schon fast als normal galt, sondern mittels eines Würgegalgens qualvoll erdrosselt.

Nach Kriegsende diente das Lager verschiedenen Zwecken.
Zeitzeugen berichten von Rotarmisten, die vor dem Lagereingang Wache standen.
Bekannt ist, wiederum durch Zeitzeugenberichte, daß die US-Armee bei Übernahme des Bezirks Steglitz von der Roten Armee dort ein Kriegsgefangenenlager einrichtete.

Nach Auflösung desselben diente es als Jugendhof, d.h. hier wurden heimat- und elternlose deutsche Kinder untergebracht und betreut. Anschließend, etwa 1948/49, übernahm eine Baustoffirma das Gelände. Nach Weggang dieses Unternehmens wurden Baustoffe als sogenannte Senatsreserve dort gelagert.


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