Auschwitz
Mit diesem Transport werden 577 Männer und Jungen sowie 423 Frauen und Mädchen aus dem Polizeilichen Durchgangslager Westerbork (Durchgangslager für Juden, Zigeuner und Resistenzkämpfer) ins KL Auschwitz deportiert. Nach der Selektion werden 516 Männer und 293 Frauen als Häftlinge ins Lager eingewiesen. Die Männer werden mit den Nummern 52367 - 52882 und die Frauen mit den Nummern 11052 - 11344 gekennzeichnet. Die übrigen 191 Menschen werden der Sonderbehandlung zugeführt.
Soweit bekannt, hat nur Jacob van Gelder diesen Transport aus den Niederlanden überlebt.
Van Gelder überlebte mit Hilfe von tschechischen politischen Häftlingen, die von den Neuankömmlingen wussten. Sie gaben ihm eine Nummer und einen Namen eines schon toten nichtjüdischen Niederländers und konnten ihn so zur Arbeit in der Lagerverwaltung unterbringen
Bericht
Juden in Amsterdam, die einen Deportationsbescheid erhalten hatten, waren aufgefordert, sich am Adama van Scheltemaplein zu melden, dem Sitz der Zentralstelle in Amsterdam.
Die Hollandse (Joodse) Schouwburg, das ehemalige Holländische Theater, ab November 1941 ausschließlich für Juden, wurde ab Juli 1942 als zentrale Sammelstelle genutzt. Der Leiter der Zentralstelle Ferdinand Hugo aus der Fünten hatte den Befehl über die Sammelstelle. Die Deportierten, die zur Schouwburg gebracht wurden, hielt man dort für eine bestimmte Zeit gefangen und brachte sie dann anschließend zum Amsterdamer Hauptbahnhof, von wo aus sie in das Transitlager Westerbork transportiert wurden.
Dem Historiker Jacques Presser zufolge gab die niederländische Polizei an alle Bahnhöfe die Information, dass Straßenbahnwaggons für den "Transport von Juden" zum Amsterdamer Hauptbahnhof eingesetzt würden: 3 Waggons der Linie Nr. 8, 1 der Linie Nr. 9 und jeweils 2 der Linien Nr. 16 und 24 sollten am 24. Juli, zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens von den Stationen van Westerscheldeplein, Gaffelstraat, Haarlemmermeer und Olympiaweg zum Hauptbahnhof fahren. Nicht jeder Deportierte war jedoch privilegiert und durfte die Straßenbahn benutzen. Am Bahnhof wurden alle Deportierten der Stadt versammelt und anschließend mit dem Zug nach Hooghalen gebracht, der zu jener Zeit zum Durchgangslager Westerbork nächstgelegene Bahnhof. Die Nederlandse Spoorwegen (Niederländische Bahn) stellte auf Anfrage des Höheren SS- und Polizeiführers Hanns Albin Rauter und dem Reichskommissar für die Niederlande Arthur Seyss-Inquart den Personenzug zur Verfügung.
Nach ihrer Ankunft am Bahnhof Hooghalen mussten die Deportierten etwa fünf Kilometer zum Lager Westerbork marschieren. Im Lager wurden die Jüdinnen und Juden registriert und durchsucht und ihre Wertsachen wurden ihnen abgenommen.
Der einzige Überlebende dieses Transports, Jacob van Gelder (Ben Dror) aus Rotterdam, war im Widerstand aktiv und wurde in Paris festgenommen. Von dort brachte ihn deutsche Polizei nach Westerbork. In seinem Zeugnis, das er 1967 in Israel ablegte und 1998 als Buch veröffentlichte, heißt es: "Ich wurde nicht wie die anderen Juden nach Westerbork gebracht, frei und in dem Glauben, ich käme in ein Arbeitslager in Deutschland. Ich kam mit einer Gruppe von politischen Häftlingen, wir waren aneinander gekettet, und in Westerbork hatten wir keinen Kontakt zu den anderen Juden."
Die Deportationsliste der Zentralstelle wurde von in Westerbork tätigen Repräsentanten der Lippmann, Rosenthal & Co – Bank kopiert und an Hans Fischböck weitergeleitet, dem Generalkommissar für Finanzen und Wirtschaft in den Niederlanden, dem die Bank unterstellt war. Die Liste für diesen Transport führt 1.000 Juden. 25 von ihnen sind unter "Freiwillige" angeführt, Männer oder Frauen, die für diese Deportation nicht vorgesehen waren, aber mitgingen, um bspw. bei ihren Liebsten zu bleiben. 88 Personen sind als "Häftling" aufgeführt. Diese letztere Gruppe setzte sich möglicherweise aus "Schutzhäftlingen" zusammen (euphemistische Bezeichnung für Konzentrationslagerhäftlinge), die aus dem Lager Amersfoort nahe Utrecht nach Westerbork überstellt wurden, wie es bei dem Transport nach Auschwitz am 16. Juli 1942 der Fall gewesen war.
Ganze Familien befanden sich unter den Deportierten, viele Kleinkinder und Kinder. Die jüngste Deportierte, ein Mädchen, war noch nicht einmal ein Jahr alt, als man sie zusammen mit ihren Eltern verschleppte.
Am Morgen des 24. Juli mussten die Deportierten zum Abfahrtsbahnhof Hooghalen laufen. Jacob van Gelder erinnert seinen Aufbruch in Westerbork: "Früh morgens wurde ich geweckt. Mir wurde erlaubt unter Bewachung die Toilette zu benutzen, zu trinken und zu essen. Dann sagte man mir, dass ich auf Transport in ein Arbeitslager nach Deutschland ginge. So begann, zusammen mit vielen niederländischen Juden, meine Zugreise zur Endstation Auschwitz-Birkenau."
Quelle: Gedenkstätte yad vashem